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Eurovision: politisch korrekter Kitsch von gestern

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Bianca Köndgen

KulturPolitik

Der große Eurovisionsjahrmarkt, das Musikfestival schlechthin im kränkelnden Europa, zieht am 16. Mai in das diesjährige Finale ein und ähnelt einmal mehr Omas Geburtstagsfeier. Die politische Zensur läuft dabei jedoch wie immer auf Hochtouren.

Die Schöpfungsgeschichte dieses musikalischen Spektakels nahm ihren Ausgang im Jahr 1956 unter Federführung von Lohengri Filipello in Lugano. Zum damaligen Zeitpunkt war der Eurovision Song Contest aber nur ein Radioprogramm. Nur ganz wenige konnten in ihren 4 Wänden auch bewegte Bilder des Grandprix empfangen.

Viel Zeit ist seitdem vergangen. Heute - wie in grauer Vorzeit - ähnelt dieses jährliche Festival immer noch einem antiquierten Basar. Der Grandprix ist ein drolliges Hinterzimmer, ein bunter Marktplatz auf dem die absurdesten Kleidungsstücke, die freakigsten Dekors und die geschmacklosesten Accessoires zu Markte getragen werden. Und egal welcher Veranstaltungsort per Russisch Roulette ausgewählt wurde, der Zuschauer hat doch immer den Eindruck die gleiche Kulisse im gleichen Fernsehstudio vorzufinden.

Obendrein wollte diese Vitrine des Alten Kontinents immer politisierend sein. Beim Eurovision Song Contest ging es zwischen Scheinwerfern und Bühnenbild, Trillern und Dissonanzen immer auch um die Beilegung regionaler Fragen, um das Austragen von Nachbarschaftsstreitereien und Anflüge von Nationalstolz. So war es zumindest angedacht - aber stets schlug die Zensur unbarmherzig zu.

Verletzte Empfindlichkeiten

In diesem Sinne wurden Texte verboten, die als politisch gewagt oder verletzend eingestuft wurden. So zum Beispiel im Jahr 2008, als der Text des spanischen Beitrags “Baila el Chiki Chiki” angepasst werden musste, um den Bezug zum venezolanischen Staatschef Hugo Chávez beziehungsweise zu Rajoy, dem Chef der spanischen Oppositionspartei Partido Popular, zu vermeiden.

Auch in diesem Jahr ist im musikalisch dürftigen Schlagerkarussell für jeden Geschmack etwas dabei. Das Lied der georgischen Gruppe Stephane and 3G "We don‘t wanna put in" ('Wir wollen Putin nicht') spielte den Organisatoren wohl zu heftig auf die Invasion des kaukasischen Landes im letzten Sommer an. Deshalb wurde es kurzum disqualifiziert. Die Gruppe sagte daraufhin ihre Teilnahme am Grandprix, der dieses Jahr in Moskau stattfindet, ab. Israel wiederum schickt eine Jüdin (Achinoam Nini) und eine Araberin (Mira Awad) nach Russland und verursachte damit im Vorfeld der Veranstaltung einen handfesten Skandal im Land. Noch mehr Öl ins Feuer der Eitelkeiten gießt Belgien: Die belgischen Elvis-Fans toben, weil sie meinen, dass ihr Kandidat, Patrick Ouchêne, im Elvis-Look auf schlimmste Weise den König beleidige - und zwar nicht Albert II. sondern den King of Rock’n Roll.

Ich erinnere mich auch noch daran, dass die Regierung unter General Franco ein Veto gegen Jose Manuel Serrat (einen Liedermacher aus Barcelona) einlegte. Letzterer hatte sich geweigert am Grandprix teilzunehmen, weil er nicht in seiner Muttersprache - Katalanisch - singen durfte. Serrat feierte große Erfolge in den Jahren 1968 und 1969.

Lest die Sichtweise eines Amerikaners auf den Eurovision Song Contest in unseren Babelblogs.

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Translated from Eurovisión: cutre pero políticamente correcto