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European Shooting Stars 2016: 12 Fragen an Atli Oskar Fjalarsson

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Lisa Braamt

Kultur

Als ich Atli Oskar Fjalarsson, den isländischen European Shooting Star der diesjährigen Berlinale am Potsdamer Platz treffe, weiß ich zunächst noch recht wenig über ihn. Das sollte sich bald ändern, sowohl für mich als auch für ein breiteres Publikum, denn der sympathische Schauspieler hat sich bereits gen Hollywood aufgemacht.

Im Alter von 12 leiht Atli Oskar Comicfiguren seine Stimme und legt damit die Weichen für seine folgende Karriere. Zwei Jahre später spielt er in Rúnar Rúnarssons preisgekröntem Film 2 Birds. Es folgen weitere Rollen in Filmen, Kurzfilmen und Fernsehshows. Zuletzt arbeitet er wieder mit dem isländischen Regisseur und Drehbuchautor Rúnarsson zusammen, für Sparrows, einen Film, der bei den letzten Filmfestspielen in Toronto ausgezeichnet wurde und in dem Atli einen verängstigten Jugendlichen spielt. Die Berlinale 2016 ist für ihn eine Premiere in der deutschen Hauptstadt.

Cafébabel: Ist es dein erstes Mal bei der Berlinale dieses Jahr?

Atli: Ja, ist es. Mein erstes Mal in Berlin überhaupt. Ich war zuvor zweimal in Deutschland, aber jetzt das erste Mal in Berlin. Ich bin definitiv fasziniert von der Stadt und ihrer intensiven Geschichte. 

Cafébabel: Hattest du denn neben deinen Berlinale-Terminen bisher etwas Zeit, um die Stadt zu erkunden?

Atli: Unglücklicherweise hatte ich bisher nur flüchtige Eindrücke, aus dem fahrenden Auto heraus, als ich zu etwa 15 verschiedenen Orten gefahren wurde. Ich will auf jeden Fall wiederkommen und die Stadt richtig kennenlernen. Jella, der deutsche Shooting Star, hat mir schon angeboten, daß ich zu ihr kommen kann und sie mir die Stadt zeigt. 

Cafébabel: Und abgesehen von der Stadt, wie gefällt Dir die Berlinale bisher?

Atli: Großartig soweit. Es ist ein riesiges Festival, eines der größten in Europa. Es ist also wirklich cool herzukommen und eine Menge Leute zu treffen und all diese prächtigen Lichter und den Roten Teppich zu sehen. 

Cafébabel: Wie fühlt es sich an bei der diesjährigen Berlinale Shooting Star zu sein?

Atli: Es ist immer eine große Ehre ausgezeichnet zu werden und es ist immer nett, wenn dir jemand auf die Schulter klopft und sagt ,Gut gemacht !' Ich denke nach dieser Anerkennung strebt jeder.

Cafébabel: Kannst du dich und deine bisherige Karriere kurz ein wenig vorstellen?

Atli: Als ich 12 war habe ich meine ersten Synchronsiationen gemacht, dann mit 13 meinen ersten Kurzfilm 2 Birds gedreht. Der Film wurde international auf Festivals gezeigt und hat somit meine Karriere in Gang gebracht. Mit 16 hatte ich meine erste Charakterrolle und seitdem habe ich recht kontinuierlich in Island gearbeitet. Kürzlich bin ich nach Los Angeles gezogen, um dort Schauspiel zu studieren. 

Cafébabel: An welcher Schule bist du, warum hast du dich dazu entschlossen?

Atil: Ich habe mich für ein dreijähriges Bachelor-Programm an der New York Film Academy entschlossen. Ich wollte immer lernen, wie man wirklich schauspielert. Ich habe zwar ein natürliches Gespür für's Schauspielen, aber ich wollte auch immer lernen was noch dahinter steckt, mehr über die Gründerväter des Schauspiels erfahren und wie sie ihre Rituale gefunden haben. Wie man sich vorbereitet, wie man ein Drehbuch auseinander nehmen kann. All das will ich richtig lernen. Ich bin jetzt seit eineinhalb Jahren in Los Angeles.

Cafébabel: Du willst also Hollywood erobern, ist das ein Ziel?

Atil: Die USA haben mich schon immer fasziniert. Ich habe mich sowohl in New York als auch in Los Angeles beworben und als man mich in LA genommen hat bin ich dort hin. Ich bereue das sicher nicht, es ist eine großartige Stadt. Ich genieße es sehr dort zu sein, es ist immer sonnig. Es ist wunderbar.

Cafébabel: Wie würdest Du den Unterschied zwischen Island und Los Angeles bzw. Europa und den USA beschreiben ? In Bezug auf die Schauspielerei und das Arbeiten?

Atil: Ich denke die Arbeit gleicht sich sehr. Die Methoden sind ähnlich. Die Schauspielerei und der Film sprechen eine universelle Sprache. Du gehst zum Set und da ist es egal, ob es für einen kleinen Arthouse-Film in Island ist oder für einen Big-Budget-Hollywood-Film ist. Die Methoden und die Art, wie der Film gedreht wird, sind dieselben. In der Essenz ist es dasselbe, auch wenn man andere Bezeichungen benutzt und in anderen Sprachen spricht. Ich liebe es sehr in Island zu arbeiten, man kommt dort jedem sehr nahe und wächst zu einer Familie zusammen.

Cafébabel: Hast du einen persönlichen Lieblingsschauspieler?

Atli: Seit ich klein bin, schätze ich Tom Hanks sehr. Ich liebe alles, was er macht: Forrest Gump natürlich. Cloud Atlas ist mein absoluter Lieblingsfilm. Es gibt natürlich auch isländische Schauspieler, die ich sehr mag. Ingvar Eggert Sigurosson, der meinen Vater in Sparrows gespielt hat. Ich habe ihn als kleiner Junge oft in Filmen gesehen und mit ihm in meinem letzten Film zusammenspielen zu dürfen, war ein Traum der wahr geworden ist. Das war definitiv eines der Highlights meiner bisherigen Karriere. 

Cafébabel: Welche anderen isländischen Filmemacher oder Schauspieler sollte man kennenlernen?

Atil: Grímur Hákonarson ist ein großartiger Regisseur und auch ein Freund von mir. Rúnar Rúnarsson würde ich noch nennen. Es gibt viele gute isländische Filmemacher, auch viele junge Nachwuchstalente. 

Cafébabel: Deine Vorstellung von Unglück? 

Atil: Für mich manifestiert sich Unglück in Einsamkeit. Einsamkeit kann so viele Formen haben. Man kann in einer Menschenmenge sein und sich dennoch einsam fühlen und das ist für mich Unglück. Ich denke auch, dass wir anfangen müssen mit Depressionen anders umzugehen. Besonders wenn es um Männer und junge Männer geht, wenn sie sich verloren fühlen. Sie können ihre Gefühle meist nicht zum Ausdruck bringen. Wenn Männer weinen, wirkt das unmännlich und nicht angebracht. Das führt oft zu Isolation.

Cafébabel: Deine Vorstellung von Glück?

Atil: In den Momenten, in denen ich am glücklichsten bin, denke ich nicht ans Glücklichsein. Ich denke Glücklichsein oder Glück ist ein Oxymoron. Ich habe das Gefühl, wir denken nur darüber nach, wenn wir es nicht haben und nicht genießen. Das sind die Momente, wenn wir uns nach Glück sehen. Wenn man wirklich glücklich ist, bemerkt man es nicht bewusst und man denkt nicht darüber nach, man bewegt sich einfach durch's Leben ohne zu stoppen und zu grübeln.

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