Europawahlen: How low can you go?
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cafébabel DEJetzt haben wir den Salat. Anti-europäische Parteien haben in vielen europäischen Ländern nun das Zepter in der Hand. Das ist allerdings nicht die ganze Geschichte der diesjährigen Europawahlen. Zu eurer Freude und Leid, haben wir in ganz Europa Stimmen eingefangen.
Slowakei, Tomas Mrva
We did it again! Zum dritten Mal in Folge hat die Slowakei die niedrigste Wahlbeteiligung in Europa. 13 Prozent der Slowaken haben sich an diesem Sonntag zur Wahl geschleppt. Eigentlich sind Slowaken nur an der EU interessiert, wenn es darum geht, EU Subventionen abzugreifen. Die Politiker haben wieder einmal bewiesen, dass sie daran gescheitert sind zu zeigen, worum es im Europäischen Parlament eigentlich geht. Die glücklichen 13 Kandidaten, die jetzt ins Europäische Parlament einziehen, können sich jetzt freuen, einen sehr gut bezahlten Job ohne viel Schweiß ergattert zu haben.
Frankreich, Mélanie Sueur
Nach den europäischen Wahlen, haben sich nun überall Trauer und Enttäuschung darüber breitgemacht, dass 25 Prozent der Wählerschaft sich nicht von moderaten Kräften haben überzeugen lassen. Als Mitglied der europäischen Generation, habe ich jetzt noch ein größeres Verlangen danach, alles Mögliche zu tun, um Menschen zu überzeugen, dass Europa eine Zukunft hat und Immigration eine Chance ist. Es ist traurig, dass unsere Generation Seite an Seite mit einer rückwärtsgewandten Generation lebt. Der Einfluss dieser Wahlen wird nicht sofort sichtbar werden, sondern wird langfristig den sozialen Frieden in Frankreich und den Frieden zwischen den Staaten gefährden.
Schottland, Ceris Aston
Meine Freunde und ich haben die europäischen Wahlen mit einer Art fatalistischem Horror verfolgt. Die extrem rechte, euroskeptische Partei UKIP hat zum ersten Mal in der Geschichte Schottlands, mit 10 Prozent einen Sitz errungen (die Scottish National Party und Labour erhielten zwei Sitze und die konservative Partei einen). Nur ungefähr ein Drittel der Wähler wählte an diesem Tag, sodass UKIP nur drei Prozent der Stimmen der gesamten Wählerschaft reichten, um diesen Sieg zu feiern. Nimmt man ganz Großbritannien, schaffte es UKIP sogar, die beiden etablierten Parteien zu schlagen. Viele linke Wähler und Zentristen in Schottland, sehen diese Entwicklung als willkommene Gelegenheit, sich vom Rest Großbritanniens im kommenden Referendum loszusagen. Ich hoffe, dass die Wähler sich dafür entscheiden …
England, Chris Bond
UKIP ist die größte britische Partei im Europäischen Parlament und die Liberal Democrats bleibt gerade einmal ein magerer Sitz. Vor hundert Jahren hat der liberale Außenminister Sir Edward Grey einmal prophetisch gesagt, dass „die Lichter in ganz Europa ausgehen. Wir werden sie zu unseren Lebzeiten nicht mehr sehen.“ Ich hoffe wirklich, dass diese Wahlen nur ein zwischenzeitlicher Blackout waren und dass uns nicht die Wiederkehr des Nationalismus bevorsteht, der Europa bereits zweimal in Kriege gestürzt hat. Ein Teil von mir ist sich aber nicht sicher. Hoffentlich vergessen die Menschen in Europa nicht, dass Europa die längste Zeit nur durch einen liberalen Konsens in Frieden gelebt hat. Ich hoffe, dass die Menschen weiterhin Freiheit, Pluralismus und Frieden wertschätzen. Das Licht des Liberalismus muss weiterhin das Dunkel erleuchten. Jetzt wo die Schatten länger werden, könnten wir nur noch hoffen, dass Licht ins Dunkel kommt. Jetzt hilft es wohl nur noch eine Kerze anzuzünden.
Italien, Marco Frattaruolo
Renzi triumphiert, Grillo fällt zurück und Berlusconi verschwindet. In den Straßen von Rom spürt man noch die Aufregung der Wahlnacht. Die Kioske wurden von jenen gestürmt, die noch eine Ausgabe der LaRepubblica und L’Unità ergattern wollten, um sie in ihr Zimmer zu hängen. Nach einem der lautesten Wahlkämpfe der letzten Jahrzehnte, hat Renzis Demokratische Partei die Wahl mit über 40 Prozent gewonnen. So ein Ergebnis der italienischen Linken, findet man in keinem Geschichtsbuch.
Deutschland, Lilian Pithan
Als deutscher Wähler kann man sich eigentlich fast nur den Angstschweiß von der Stirn wischen, denn angesichts des Rechtsrucks in so vielen europäischen Staaten, kommt das deutsche Wahlergebnis wie ein fluffiger Watteball daher. CDU und SPD liegen fast gleichauf, die FDP dümpelt im demokratischen Keller, viele Deutsche denken weiter öko und sogar die europaskeptische AfD erscheint - im Vergleich zu den Wahlgewinnern in Frankreich, Dänemark und Co. - fast handzahm. Leben wir in einer europäischen Multikulti-Vielfalt-Blase? Wenn ja, haben wir das Angie Merkel Superstar, einer guten Konjunktur oder einer zutiefst von Europa überzeugten Wählerschaft zu danken?
Polen, Monika
Ich habe an diesen Wahlen nicht teilgenommen, denn ich wusste nicht, wen ich wählen sollte. Von unserer Regierung in Polen bin ich einfach nur enttäuscht, denn alle Parteien, die an dieser Wahl teilgenommen haben, sind genau jene, die in den letzten 20 Jahren an der Macht waren. Ich bin nicht sehr glücklich über die neue Rechte, die einige Sitze im Parlament gewonnen hat, denn ich mag Janusz Korwin Mikke mit seinen abscheulichen Ansichten nicht. Aber ich glaube, dass die politische Klasse in Polen (und generell in Europa) frische Luft atmen muss. Das Ergebnis dieser Wahlen, zeigt das Europa langsam linke Politik hinter sich lässt.
österreich, Alicia Prager
Auch in Österreich belegen die Christdemokraten Platz 1, während die Sozialdemokraten zweitstärkste Partei werden - beide erhalten 5 Mandate im EP. Mit doch einigem Abstand dahinter folgt die FPÖ: Sie kann zwar mehr als 7% der Stimmen im Vergleich zu 2009 dazugewinnen. Mit Blick zurück auf die Nationalratswahl hätte man jedoch mit Schlimmerem rechnen können. Ein vergleichsweise sehr gutes Ergebnis erzielen die Grünen - mit rund 15 % der Stimmen gelang es ihnen sichtlich gut, ihre Wähler und Wählerinnen zu mobilisieren. In Wien liegen die Grünen sogar auf Platz 2, hinter der SPÖ. Die Volkspartei schafft es in der Hauptstadt hingegen nur auf Platz 4, hinter die FPÖ. Überraschend schlecht schneiden die liberalen Neos ab, denen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Grünen vorausgesagt worden war.
Slowenien, Jasna Rajnar Petrovic
Die Resultate? Bedrückend. Sie ließen einen faden Beigeschmack. Die slowenische Bürokratie hat mich nicht wählen lassen. Sechszehn kümmerliche Prozent haben sich an dieser Wahl beteiligt. Letztendlich haben sie für den verurteilten Kriminellen Lojze Peterle gewählt, der mich jedes Mal zum Lachen bringt, wenn ich sein gruseliges Gesicht sehe. Er möchte das Recht zur Abtreibung wieder abschaffen, und jetzt sitzt er wieder im europäischen Parlament. Ich möchte eigentlich nicht wieder nach Hause.
Spanien, Susanna Arus
In Spanien sind die beiden größten Parteien nicht nur abgestürzt, sondern haben historisch verloren. Zum ersten Mal in der Geschichte, haben die konservative Partei und die spanischen Sozialisten, zusammen weniger als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können. Die Überraschung des Abends,war die linksgerichtete Partei Podemos, eine Partei, die nur vor ein paar Monaten gegründet wurde. Aus dem Stand haben sie fünf Sitze im europäischen Parlament gewonnen. Nicht schlecht!? Auch die katalanische Unabhängigkeits-Partei Republikanische Linke Kataloniens hat auf sich aufmerksam gemacht. Die katalanische Wahlbeteiligung hat sich um zehn Prozent gesteigert. 55 Prozent der Stimmen gingen dabei an pro-Unabhängigkeitsparteien. Ein lautes und klares Signal, dass wir über die Unabhängigkeit Kataloniens abstimmen wollen.
Lettland, Inga
Ich bin nicht wählen gegangen, weil ich keine Lust hatte, mich mit dem bürokratischen Mist auseinander zu setzen. Da ich gerade nicht in Lettland lebe, ist es schwerer wählen zu gehen. Ich weiß wirklich nicht wer gewonnen hat, aber ich mag das lettische Ergebnis! Leute wie Valdis Dombrovskis sind ins Parlament gekommen, Tatjana Ždanoka zum Glück nicht.
hier das Europawahlen Spezial auf cafébabel
Translated from The Lowdown on The European Elections