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Europawahl-Parteiencheck: Umweltschutz

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BerlinPolitikEuropawahlen Spezial

Am 25. Mai ist Europawahl und wieder mal stellt sich die Frage: Welche Partei soll ich wählen? Cafébabel Berlin macht den Parteiencheck. Teil 3: Wie wollen die Parteien Umwelt und Klima in Europa schützen? 

Grüne Wäl­der mögen wir alle und das Ozon­loch will ja ei­gent­lich auch kei­ner. So könn­te man zu­min­dest mei­nen, wenn man den chlo­ro­phyll­trie­fen­den Be­kennt­nis­sen vie­ler Po­li­ti­ker lauscht. Was genau wol­len die Parteien aber, im Falle eines Wahl­siegs, für Um­welt und Klima tun?

SPD: Am­bi­tio­nier­te Ide­en­lo­sig­keit

„Am­bi­tio­niert“ nennt die SPD ihre ei­ge­nen um­welt­po­li­ti­schen Ziele, die Kli­ma- und Na­tur­schutz doch schon im ers­ten Satz mit Wirt­schafts­wachs­tum und Be­schäf­ti­gung ver­qui­cken. Wer hat denn be­haup­tet, dass blü­hen­de Wie­sen und eine flo­rie­ren­de Wirt­schaft sich ge­gen­sei­tig aus­schlie­ßen? „Wir wol­len, dass Eu­ro­pa Vor­rei­ter für ein neues Bünd­nis von Um­welt, Wirt­schaft und Ar­beit ist.“ Im­mer­hin set­zen die So­zi­al­de­mo­kra­ten sich für eine Fort­set­zung des Er­neu­er­ba­re-En­er­gi­en-Ge­set­zes (EEG) und eine Stei­ge­rung der En­er­gie­ef­fi­zi­enz ein. Neues scheint ihnen beim Thema Um­welt aber kaum ein­zu­fal­len: Der Rest des SPD-Wahl­pro­gramms wird von den The­men Wirt­schaft, Fi­nan­zen und Ar­beits­lo­sig­keit be­herrscht.

So stellt sich die EU-Kom­mis­si­on das mo­der­ne En­er­gie­spa­ren vor. 

CDU: Schöp­fung und En­er­gie­prei­se be­wah­ren

Auch die CDU be­gnügt sich mit dem Hin­weis auf Bewährtes. Unter dem Mo­de­schlag­wort „Nach­hal­tig­keit“ pro­pa­giert sie die deut­sche En­er­gie­wen­de als zu­künf­ti­ges „eu­ro­päi­sches Pro­jekt“. Der beste Grund hier­für? Mehr Un­ab­hän­gig­keit von En­er­gie­im­por­ten! Um­welt und Klima tau­chen nur in Ver­bin­dung mit Ar­beit und Wirt­schaft auf. Das C im Namen trägt die CDU nicht um­sonst: In ihrer Po­li­tik ver­bin­de sie „so­li­des Wachs­tum und si­che­re Ar­beits­plät­ze mit der Be­wah­rung der Schöp­fung“. Im glei­chen Atem­zug will die CDU auch auf „bezahlbare En­er­gie­prei­se für Pri­vat­ver­brau­cher und In­dus­trie ach­ten“, ein Ver­bot von Stand­by-Ge­rä­ten be­kämp­fen und irgendwie auch noch die Wale schüt­zen. Ob man Mut­ter Natur wirk­lich Mutti Mer­kel an­ver­trau­en mag?

Bünd­nis 90/Die Grü­nen: Um­welt­schüt­zer der ers­ten Stun­de

Nicht nur die Wahl­pla­ka­te der Grü­nen sind – na, wie wohl? - grün, son­dern auch ihr Wahl­pro­gramm. Wem Um­welt­schutz wich­tig ist, der ist bei der Öko­par­tei der ers­ten Stun­de wei­ter­hin am bes­ten auf­ge­ho­ben. Denn die Grü­nen wol­len nicht nur „Nach­hal­tig­keit zur Grund­la­ge un­se­res Wirt­schaf­tens ma­chen“, son­dern set­zen sich auch für einen kon­se­quen­te­ren Kli­ma­schutz, einen ver­ant­wort­li­che­ren Um­gang mit Res­sour­cen, grüne Tech­no­lo­gi­en und eine Land­wirt­schaft ohne Mas­sen­tier­hal­tung ein. Atom­ener­gie, Fracking und Koh­le­berg­bau sind für sie ein rotes Tuch. In Zei­ten, in denen Um­welt­schutz in Deutsch­land zum guten Ton ge­hört, sind die Grü­nen doch wei­ter­hin die Partei, der man ihre Öko­über­zeu­gun­gen am ehes­ten ab­nimmt.

FDP: In­dus­trie vor Um­welt­schutz

Der FDP fal­len zum Thema Um­welt­po­li­tik als ers­tes be­zahl­ba­re En­er­gie­prei­se ein. Wie könn­e es auch an­ge­hen, dass Bür­ger und In­dus­trie ein paar Euro mehr für Strom ab­drü­cken! Man muss nicht son­der­lich schlau sein, um zu er­ken­nen, dass der FDP der Um­welt­schutz egal ist, wenn er auf Kos­ten von In­dus­trie und Wirt­schaft geht: „In der Um­welt- und Kli­ma­po­li­tik set­zen wir Li­be­ra­len auf In­no­va­ti­on und Tech­no­lo­gi­en sowie auf den ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Bür­ger, nicht auf Ver­bo­te.“ Um­welt­schutz ist somit Bür­ger­sa­che, wäh­rend die FDP sich um die Wirt­schaft küm­mert. Fracking hal­ten die Li­be­ra­len für grund­sätz­lich okay und auch Glüh­lam­pen und Heiz­pil­ze sind ihnen kein Dorn im Auge. Ins­ge­samt scheint der Kli­ma­schutz für die FDP vor allem eine Ge­fähr­dung von „en­er­gie­in­ten­si­ven In­dus­trie­zwei­gen“ und somit von Ar­beits­plät­zen zu be­deu­ten.

Die Linke: Um­welt­schutz als An­ti­ka­pi­ta­lis­mus

Die LINKE sieht beim Thema Um­welt schon die ka­pi­ta­lis­ti­sche Ka­ta­stro­phe her­auf­zie­hen: „Armut, Bür­ger­krie­ge und Um­welt­ka­ta­stro­phen sind Fol­gen ka­pi­ta­lis­ti­scher Glo­ba­li­sie­rung, äu­ße­rer Ein­mi­schung und von Staa­tenz­er­fall.“ Dem­entspre­chend will sie den „so­zi­al-öko­lo­gi­schen Umbau der Wirt­schaft und Kli­ma­schutz“ för­dern und spricht sich gegen Atom­ener­gie und für die En­er­gie­wen­de aus. Dazu ge­hö­ren für die LINKE auch bes­se­re Rad­we­ge, re­gio­na­le pro­du­zier­te Ver­brauchs­gü­ter und kür­ze­re Lenk­zei­ten für LKW-Fah­rer. Sogar an den Tier­schutz ist ge­dacht: Wenn es nach der LIN­KEN geht, sol­len ein EU-wei­tes Tier­schutz­sie­gel und eine ein­heit­li­che Kenn­zeich­nung von ve­ge­ta­ri­schen und ve­ga­nen Le­bens­mit­teln ein­ge­führt wer­den.

Das denkt die EU-Kom­mis­si­on über Fracking - ein wirk­lich aus­ge­wo­ge­ner Re­port? 

Die PI­RA­TEN: De­zen­tra­li­sier­ter Um­welt­schutz

Auch wenn die PI­RA­TEN sich eher in den Be­rei­chen Netz­frei­heit, In­for­ma­ti­ons­po­li­tik und Bür­ger­rech­te her­vor­tun, haben sie doch etwas zur Land­wirt­schaft zu sagen: Agrar­sub­ven­tio­nen „ohne Ge­gen­leis­tung in den Be­rei­chen Klima, Um­welt, Natur sowie Tier- und Ar­ten­schutz“ soll es mit ihnen nicht mehr geben. Sie wol­len viel­mehr na­tür­li­che Res­sour­cen und Öko­sys­te­me scho­nen sowie die Vor­macht­stel­lung gro­ßer Agrar- und Saat­gut­kon­zer­ne bre­chen. Eben­so tre­ten die PI­RA­TEN für er­neu­er­ba­re En­er­gi­en ein, was für sie auch eine De­zen­tra­li­sie­rung der eu­ro­päi­schen En­er­gie­net­ze be­deu­tet. Beim Fracking gehen sie sogar noch wei­ter: „Wir for­dern ein ge­ne­rel­les Im­port- und Han­dels­ver­bot für durch Fracking ge­won­ne­ne fos­si­le En­er­gie­trä­ger.“

FAZIT: Wem Um­welt und Klima wirk­lich am Her­zen lie­gen, der ist – je nach po­li­ti­scher Cou­leur – bei den Grü­nen, der LIN­KEN oder den PI­RA­TEN am bes­ten auf­ge­ho­ben. Allen an­de­ren Par­tei­en mag man die grüne Über­zeu­gung nicht so recht ab­neh­men, da Flora und Fauna neben In­dus­trie und Wirt­schaft immer nur die zwei­te Geige spie­len. 

EU­RO­PA­WAH­LEN 2014 AUF CAFÉBABEL BER­LIN

Weil Eu­ro­pa nicht nur eine hippe, span­nen­de und junge Seite hat, son­dern auch po­li­ti­sche In­sti­tu­tio­nen braucht, ist der 25. Mai 2014 ein fixes Datum in un­se­ren Ka­len­dern. Wann, was, wo, warum wäh­len gehen? Mehr Infos zum Wahl­tag, den Par­tei­en und der po­li­ti­schen Struk­tur der EU im All­ge­mei­nen gibt es hier im Ma­ga­zin und wie immer auch auf Face­book und Twit­ter