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Europa: Schluss mit Roaming

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Ab dem heutigen Donnerstag gilt in der EU "Roam like at home". Wer ins Ausland reist, hat im Normalfall für seine Handynutzung keine Zusatzkosten mehr. Für die meisten Nutzer und Verbraucherschützer ist das ein Grund zu feiern. Aber Europas Kommentatoren merken kritisch an: Es reiben sich auch andere die Hände.

De Standaard: Grenzenlose Möglichkeiten für Europa; Belgien

De Standaard sieht die neuen Roamingregelungen als Zeichen für einen hoffnungsvollen Aufschwung: „Nachdem jetzt klar ist, dass das Wahljahr nicht unwiderruflich zu einem Durchbruch von Populismus und Euroskepsis führen muss, kommt dieses Geschenk an die Verbraucher zur richtigen Zeit. Der wiederauflebende Elan des europäischen Einheitsgedankens, die Wiederherstellung der Achse Berlin-Paris und die anziehende Wirtschaft tragen zu vorsichtigem Optimismus bei. Die Abkehr von Donald Trump tut den Rest. Der neue Wind ist noch nicht mehr als eine kleine, kühlende Brise an einem sengend heißen Sommertag. Doch wird deutlich, dass dieses dümpelnde Europa, dieses ungeliebte, schwerfällige und widerspenstige Bauwerk doch noch eine Chance hat. Die Roaming-Geschichte weist den Weg: Die Möglichkeiten, das Leben der Europäer besser, schöner und reicher zu machen, sind grenzenlos.“

Večer: Nicht nur die Verbraucher freuen sich; Slowenien

Večer glaubt hingegen nicht, dass "Roam like at home" in erster Linie den Mobilfunkkunden dient: „Bilden wir uns nur nicht ein, dass wir Verbraucher bei dieser Angelegenheit wichtig seien. Mehr Internetverkehr wird nämlich mehr Werbende anziehen. Dieses Jahr werden wir mehr Fotos und Videos machen, werden mehr Bilder und Videos teilen, sie 'liken' und über Twitter verschicken. Die Verkaufszahlen von größeren Festplatten, Computern, Tablets, Telefonen und Fernsehgeräten werden steigen. Und wer wird am stärksten davon profitieren? Google, Facebook, Youtube, Snapchat und Instagram. Nur US-Unternehmen. Naja, auch einige aus Korea, China und Japan. Donald reibt sich bereits zufrieden die Hände.“

El Periódico de Catalunya: Gut gemacht, Brüssel, Spanien

Endlich zahlt sich der beharrliche Kampf der EU-Kommission aus, lobt El Periódico de Catalunya: „An diesem Donnerstag geht für die EU-Bürger endlich eine absurde Situation zu Ende. In einem Raum, in dem Personen, Waren und Kapital frei zirkulieren, zahlen sie ab sofort keinen Aufpreis mehr, nur weil sie ihr Handy im Ausland nutzen. In den ersten Jahren der Mobiltelefonie mag diese Praxis gerechtfertigt gewesen sein. Heute aber hat sie jedwede Rechtfertigung verloren, da die große Beweglichkeit der Kunden [zwischen Heimat- und Fremdnetzen] die Kosten der Unternehmen ausgleicht. Sonst kritisieren wir die Bürokraten in Brüssel ja gerne, doch diesemal sollten wir der EU-Kommission Anerkennung dafür zollen, dass sie mit ihrer Unbeirrbarkeit Verbraucherrechte gegen Unternehmensinteressen durchgesetzt hat.“

Tages-Anzeiger: Nur die Kosmopoliten profitieren; Schweiz

Das Ende der Roaminggebühren werden am Ende diejenigen bezahlen, die ihr Handy vor allem im Inland nutzen, fürchtet der Tages-Anzeiger: „Telecomkonzerne in der EU [werden] die wegfallenden Einnahmen aus dem Roaming nicht einfach hinnehmen. Sie werden versuchen, die Ausfälle zu kompensieren. Mehrere Unternehmen ­haben bereits ihre Inlandtarife erhöht. Andere dürften die Abopreise nach oben schrauben. Das Phänomen nennt sich Wasserbetteffekt: Drückt die Politik die Preise an einem Ort, gehen sie an einem anderen Ort hoch. Unter dem Strich profitieren von der Roaming-Abschaffung die europäischen Kosmo­politen: jene, die viel reisen und ins Ausland tele­fonieren. Ihre Telefonrechnung wird sinken, auf ­Kosten jener, die im ­Inland arbeiten, Ferien machen und tele­fonieren.“

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