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Europa-Literatour

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Kultur

„Scritture Giovani“ ist das europäischste aller Literaturprojekte: 5 junge Autoren aus 5 Ländern schreiben 5 Erzählungen zu einem Thema.

Poet oder Romanautor für literarische Europatour gesucht, max. 32 Jahre und mit wenigstens einem Werk, das noch nie zur Veröffentlichung übersetzt wurde. Etappen der Tour: Die Literaturfestivals von Mantua (Italien), Berlin, Hay-on-Wye (Großbritannien) und Molde (Norwegen).

Mit diesem Steckbrief sucht das Projekt Scritture Giovani jedes Jahr nach jungen Autoren. Die Initiative des italienischen Literaturfestivals Festivaletteratura in Mantua konnte dank dem EU-Programm „Kultur 2000“ und der Unterstützung des Sponsors Illy Caffè in die Tat umgesetzt werden.

„Unser Publikum wartet gespannt auf dieses Event. Es bietet jungen Autoren die Gelgenheit, sich im Ausland einen Namen zu machen“, erklärt Marella Paramatti, die Mitorganisatorin des berühmten Festivals in Mantua. Bevor die vier Festivals im Sommer starten, werden vier Autoren für die Teilnahme am Projekt ausgewählt. Dazu gesellt sich dann ein weiterer aus einem europäischen Staat, der nicht an der Organisation teilnimmt.

Wichtige Kontakte

Im Rahmen von Scritture Giovani stellen sich fünf Autoren jeweils mit einer Kurzerzählung vor. Im vergangenen Jahr lautete das Thema „Casablanca“. Jeder Autor schreibt in seiner Muttersprache und die Erzählung wird in die Sprache der anderen Festivalteilnehmer übersetzt. Im Anschluss werden Lesungen organisiert, um sich mit dem Publikum sowie bereits bekannten Autoren auszutauschen.

„Für uns Autoren ist das einfach sensationell: es ist inspirierend und bringt wichtige Kontakte“, erzählt die Berlinerin Kirsten Fuchs, die an der letztjährigen Ausgabe des Projekts teilnahm. Während für Cristiano Cavina, den italienischen Mitstreiter von Kirsten, allein schon die Teilnahme am Festival von Mantua „seine höchsten Erwartungen übertraf“, gewann Rachel Trezise, die 2002 dabei war, nun in Großbritannien den bekannten Dylan Tomas Prize.

Das preisgekrönte Buch Fresh apples „war für mich eine phantastische Gelegenheit, meine Arbeiten einem neuen Publikum vorzustellen“, so Rachel Trezise. Und diese Gelegenheit brachte ihr außerdem Glück, da sie eben während der italienischen Etappe ihrer Tour einen Verleger fand, der bereit war, ihre Werke in Italien zu veröffentlichen. Die Norwegerin Ingeborg Arvola, die an der Ausgabe 2004 teilnahm, äußert hingegen zwiespältige Eindrücke: „Einerseits fühlte ich mich wichtig, weil wir dabei waren, und andererseits klein und unbedeutend, als Unbekannte zwischen all den großen Schriftstellern“.

Europa auf Walisisch

„Es war eine hervorragende Gelegenheit, junge Autoren aus anderen Ländern zu treffen und Erfahrungen auszutauschen“, erinnert sich Angharad Price aus Wales, die im Jahr 2003 dabei war. Price schreibt in Walisisch. „Für mich war das eine ganz natürliche Entscheidung, ohne jeden künstlerischen oder politischen Grund“.

Da sie aus einer Region stammt, in der auch heute noch Walisisch gesprochen wird, hatte sie erst während ihres Hochschulstudiums begonnen, täglich Englisch zu sprechen. „Macht das Walisische zur Amtssprache!“, fordert Price von Brüssel. „Es gibt Sprachen, die in der Europäischen Union von Millionen Menschen gesprochen werden und die Anerkennung verdienen“.

Die Erzählungen Rachel Trezises sind ebenfalls stark von den Erfahrungen ihrer Heimat Rhonda Valley geprägt. Ihre Werke erzählen Geschichten aus der Region, die infolge der Deindustrialisierung, die Mitte der Achtzigerjahre begann, unter starken Krisen leidet.

Und auch der Italiener Cristiano Cavina bettet in seine Erzählungen Ereignisse und Orte ein, die ihn umgeben. Casablanca ist für ihn nicht die charmante Stadt in Marokko, sondern eine Disko in der italienischen Romagna, wo er lebt. War das ein Problem für das internationale Publikum, dem er sich letzten Sommer präsentierte? Keineswegs! „Die Personen, die ich getroffen habe, sind ganz anders, verstehen aber, was ich schreibe“, so Cavina. „Ich sehe mich vor allem als Erzähler, der über allgemein verständliche Themen schreibt“.

Wasser aus Espressotassen

Welche Eindrücke hat dieses Abenteuer bei den jungen Autoren und Autorinnen hinterlassen? Angharad Price behält von jenem Sommer 2003 „eine unvergessliche Erinnerung und eine wichtige Erfahrung für meine Entwicklung als Schriftstellerin“. Für Rachel Trezise war es eine erfolgreiche Stufe auf der Karriereleiter, da von ihrem ersten Werk mehr Kopien in Italien als in Großbritannien verkauft wurden.

Ingeborg Arvola erinnert sich an ihre Begegnung mit Toni Morrison, Nobelpreisträgerin für Literatur 2003. Morrison habe für sie einen offiziellen Termin unterbrochen, und obwohl sie „nervös, schüchtern, aufgeregt und unfähig war, auch nur ein Wort zu sagen“, habe sie es geschafft, ein Autogramm zu bekommen. Cristiano Cavina erinnert sich an die norwegischen Mädchen, denen er in einem Gymnasium begegnete. Nun bedauert er, zum Studium nicht nach Norwegen gegangen zu sein. Und Kirsten Fuchs muss immer noch an Cavina denken, wie er bei einer Lesung Wasser aus einer Espressotasse trank. So waren alle zufrieden, auch der Sponsor.

Lesen Sie hier die fünf Erzählungen des Scritture Giovani 2006 auf Deutsch.

Foto Homepage: Scritture Giovani

Translated from AAA Cercasi scrittore per tour europeo