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Euro 2012: Polens Nachwuchspriester werben für Tor zum Himmel

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Katha Kloss

Leere Tribünen der PGE-Arena, des kürzlich gebauten Stadions in Gdańsk, frischer Rollrasen und… fünf paar Stollen, die stolz posieren. „Ein klassisches Element des Fußballeroutfits“ – könne man gewillt sein zu sagen – doch es gibt ein ‚aber‘. Diese Nachwuchs-Fußballer wollen junge Männer überzeugen, in ihrem Team mitzuspielen – dem Team Gottes.

In einer Zeit, in der die Generation JP II. [die Generation der heute 20-30-Jährigen, benannt nach Papst Johannes Paul II.; A.d.R.] längst erwachsen ist, die polnischen moher-Großmütter alles dafür tun, um das schwindende 'wahrhaftige Polnischsein' zu verteidigen, und die katholische Kirche sich in einer Reihe moralischer Skandale als Opfer zu positionieren sucht, hat die Gdańsker Diözese entschieden, dass es an der Zeit sei, den Worten mal wieder Taten folgen zu lassen. Und genau deshalb bereiteten die Studenten des hiesigen Priesterseminars einen Actionplan vor - ausnahmsweise mal in 'Gangsta'-Pose.

Benannt nach der typischen Mohair-Kopfbedeckung: ein Spitzname für besonders hingebungsvoll katholische, älteren Menschen, die bekanntlich die patriotisch-homophob eingestellte Radiostation von Vater Rydzyk 'Radio Maryja' unterstützen

Sie sind insgesamt fünf. Einer von ihnen hat seine Soutane demonstrativ angehoben. Sein in weiße Fußballsocken gehülltes Bein steht angewinkelt auf dem offiziellen Fußball für die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Das Ganze soll kein Witz sein, sondern eine authentische Werbebotschaft des Danziger Seminars, das sowohl als Poster in Kirchen und Schulen als auch im Internet – zum Beispiel auf der Webseite der Diözese - die Runde machen soll.

In den Internetforen wird viel gemosert. Es sei "der Anfang vom Ende dieser Institution". Auch Wut und harsche Kritik sind dabei: „The team of God – genauso korrupt wie die Strippenzieher hinter dem Fußball!" Aber auch Lobpreisungen dürfen nicht fehlen: „Die Idee geht Hand in Hand mit modernem Spirit, ein gut getexteter Slogan und das Hintergrundmotiv haben die Power, die Jugend anzuziehen. Mir gefällt’s!“ Eine nähere Analyse der Online-Reaktionen allerdings beweist, dass die Mehrheit der Kommentare Worte wie „Scham“ oder „Provokation“ enthalten… Denn wie kann man die Werbung für einen Job begründen, den eigentlich nur Menschen ausüben sollten, die eine tatsächliche Berufung dafür verspüren?

Was sagt uns die Werbung also über die katholische Kirche in Polen? Was der eine als Corporate Identity abstempelt, hält der nächste für Kreativität. Die Vertreter der katholischen Kirche scheinen sich an den vielseitigen Reaktionen jedoch nicht weiter zu stören. „Wenn die Europameisterschaft 2012 dem ganzen Land nutzen soll, warum nicht auch der Kirche?“

Aber muss die stereotype Frömmigkeit der Polen wirklich bis in die Fußballstadien vordringen? Oder wurde diese komische Kampagne nur aufgrund einiger verirrter Hirten gestartet, die später mal Priester werden wollen? Die zweite Hypothese hat tatsächlich einen sachlich fundierten Grund – zumindest wenn man den polnischen Soziologen und Autoren des Buches Social Diagnosis 2011 über polnische Lebensbedingungen und -qualität glaubt. Den darin erhobenen Daten zufolge sinkt die Anzahl der regelmäßig an religiösen Aktivitäten teilnehmenden Polen deutlich. 2011 waren es nur 42,7%, 8% weniger als 10 Jahre vorher. Auch wenn sich der Trend schleppender fortsetzt als in Spanien oder Irland - das religiöse Polen ist auf dem Weg der Säkularisierung. Da helfen auch Stollen und Stulpen nichts.

Foto: Teaserbild mit freundlicher Genehmigung des Gdańsker Seminars; Im Text (cc)Wikimedia

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