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EU-Cartoons: Ein Fall für zwei?

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Europa ist kein 'Fall für zwei' und langsam nervt es, das ständige Herumgereite auf Deutschland und Frankreich als „Motoren der Europäischen Integration“. Andererseits feiert der Elysée-Vertrag, Türöffner der – ihr ahnt es schon – deutsch-französischen Freundschaft, dieses Jahr nun mal seinen 50. Geburtstag. Deutsch-französisches Jahr 2013: Friede, Freude, Eierkuchen? Angesichts der allgegenwärtigen Krisenstimmung in Europa scheint die Frage: „Und jetzt?“ durchaus berechtigt. Im Rahmen des Projekts Paarlauf  haben sich junge Leute aus beiden Ländern die Frage gestellt, wie die Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen aussehen könnte. Sie haben ihre Gedanken und Visionen in Form von Cartoons auf Papier gebracht. Hier seht ihr unsere Top Five der Karikaturen zur Zukunft der (ja, wir haben es wieder getan…) deutsch-französischen Freundschaft.

Joana Gouin (Frankreich): „2062 - Erproben wir neue diplomatische Positionen“

Im Rahmen einer Rückschau zeigte das Pariser Goethe-Institut zu Beginn des Jahres 100 Illustrationen renommierter Pressezeichner und Karikaturisten aus Deutschland und Frankreich, die die Vergangenheit der deutsch-französischen Beziehungen festhalten. Die jungen Zeichner hingegen wagten einen etwas unkonventionelleren Blick in die Zukunft.

Neue Positionen statt verstaubter Traditionen: Die Vision der Französin Joana Gouin haucht dem Alltagstrott der deutsch-französischen Beziehung neue Leidenschaft ein. Fragt sich nur, ob ihre Zeichnung auch als Plädoyer für LGBT-Rechte zu verstehen ist? Der deutsche Michel (beziehungsweise sein weibliches Alter Ego) und Marianne, Nationalfigur der französischen Republik, scheinen sich jedenfalls nicht zu langweilen.

Illustration: ©Joana Gouin/Schaltzeitverlag

Tran Duc (Frankreich): Lost in space

Zwei Astronauten schweben in den Weiten des Universums, ohne Boden unter den Füßen und völlig schwerelos. Irgendwie verloren sehen sie aus, Lost in space. In seiner Zeichnung kehrt Tran Duc Machtverhältnisse um: Vom gegenwärtigen Vorwurf deutscher Vorherrschaft in Europa keine Spur. Dem tut auch die dünne Reißleine keinen Abbruch – und wenn Frankreich los lässt?

Die eingereichten Arbeiten wurden von einer 7-köpfigen deutsch-französischen Jury nach ihrer Komik, ihrer kritischen Wirkung und ihrer künstlerischen Qualität beurteilt.

Illustration: ©Tran Duc/Schaltzeitverlag

Michael Linke (Deutschland): „Casse-toi, pauvre con!“ („Hau ab, du Arsch!“)

In Michael Linkes Zeichnung geht es nicht besonders romantisch zu: Die Dame im Bild scheint die deutsch-französische Beziehung mit ihrem langjährigen Partner jedenfalls ordentlich satt zu haben. Der jedoch, vollkommen abgelenkt vom melodischen Klang der Sprache Baudelaires, merkt nichts von den Beleidigungen. Ein verklärtes Lächeln, ein schmachtender Blick - Deutschland bleibt. Tja, c’est la vie.

Von den eingereichten Arbeiten der jungen Teilnehmer wurden 50 Werke ausgewählt und im Januar 2013 in der Galerie der Deutschen Botschaft in Paris ausgestellt, sowie zusammen mit einer Karikaturenausstellung des Goethe Instituts der französischen Hauptstadt in einem gemeinsamen Ausstellungskatalog publiziert.

Illustration: ©Michael Linke/Schaltzeitverlag

Nastasia Verdeil (Frankreich): „Der kratzende Pullover“

Nastasia Verdeil wurde mit den anderen Preisträgern Joana Gouin, Leonard Riegel und Oliver Ottisch für ihreArbeit ausgezeichnet. Die Französin ist Studentin der renommierten Pariser Kunsthochschule Ecole Estienne, die den Wettbewerb gemeinsam mit der deutschen Karikaturenausstellung Caricatura Kassel ausrief.

In Natasia Verdeils Karikatur kommen die Nachteile der europäischen Einigung zu Tage. Ein dicker EU-Pulli mag im Winter oder in eisigen Krisenzeiten kuschelig-warm halten, ist aber nicht immer angenehm zu tragen... er schränkt die Bewegungsfreiheit an, macht Schwitzflecken und vor allem: er kratzt.

Illustration: ©Nastasia Verdeil/Schaltzeitverlag

Leonard Riegel (Deutschland): „Auch Hollande versuchte es mit einer Rede an die deutsche Jugend“

1962 hielt Charles de Gaulle in Ludwigsburg seine „Rede an die deutsche Jugend“ und löste wahre Begeisterungsstürme bei seinen mehreren Tausend Zuhörern aus. Dass es dem französischen Präsidenten François Hollande schwerfällt, ihm das gleichzutun, schiebt Leonard Riegel auf die Alterung der deutschen Gesellschaft. Was wird nur aus der deutsch-französischen Freundschaft, wenn ihr „jugendlicher Elan“ ganz dahin geschwunden ist?

Die besten Zeichnungen des Wettbewerbs schafften es bis in die Tageszeitung Le Monde: Am 26. Januar erschienen sie in einer vom bekannten französischen Karikaturisten „Plantu“ gestaltete Seite. Der in Frankreich sehr bekannte Jean Plantureux alias „Plantu“ arbeitet seit 1972 für Le Monde.

Illustration: ©Leonard Riegel/Schaltzeitverlag