Erneuerbare Energien - die nächste Wirtschaftsblase?
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Dana PottharstAls die 2001 in den USA entstandene „Dot-Com“ Blase oder die aktuelle „Wirtschaftsblase“ des Grundstücksmarkts geplatzt sind, wirkte sich dies verheerend auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte aus. Was ist eigentlich dieses missverstandene Phänomen?
In einer Zeit, in der die Welt sich mit einer langwierigen Rezession konfrontiert sieht, scheint die gezielte Suche nach neuen Wirtschaftsblasen als nicht sehr ratsam. Jedoch suchen Investoren gerade in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs neue Investitionsmöglichkeiten, ihr Kapital anzulegen, in der Hoffnung, damit hohe Erträge zu erzielen. Bei dem Versuch eine neue Blase auszumachen, könnte der Sektor für erneuerbare Energien ein geeigneter Kandidat sein.
Das Spiel mit der Blase
1637 wurden Tulpenzwiebeln innerhalb von drei Monaten zu 2000% ihres Wertes gehandelt.
„Wirtschafts-“, „Markt-“ oder „Spekulationsblasen“ ziehen sich in unregelmäßigen Abständen durch die Geschichte und haben verschiedene Auslöser beziehungsweise Einflüsse. Eines der ersten Beispiele in Europa war die holländische „Tulpenhysterie“ im Jahre 1637, als Tulpenzwiebeln innerhalb von drei Monaten zu 2000% ihres Wertes gehandelt wurden. Blasen entstehen typischerweise in fortschrittlichen kapitalistischen Wirtschaftssystemen mit hoch entwickelten Finanzmärkten, in denen Kapital im Überschuss vorhanden ist.
Ökonomen sind geteilter Meinung über die Auslöser dieser Blasen. Einige führen das „Herdenverhalten“ der Investoren als Erklärung an - ein Gruppenverhalten ohne jegliche Richtung. Andere wiederum schreiben die Entstehung von Wirtschaftsblasen der „überschüssigen Liquidität“ oder zu lockeren Kreditvergaben zu niedrigen Raten und niedrigen Eigenkapitalvorgaben zu. In einem Punkt sind sich aber alle einig: Die Anlagepreise weichen stark vom eigentlichen Warenwert ab, sei es für Tulpenzwiebeln, Häuser oder aufstrebende Internet-Startups. Oftmals ist es die Übernahme einer neuen Technologie oder ein neuer Markt-Trend, die zu hohen Schwankungen in den Schätzungen der Anlagepreise führen. Auf der Suche nach höheren Renditen reißen sich Investoren um die neuen Produkte.
Erneuerbare Energien - Wirtschafts- oder Seifenblase?
Derzeit stürzen die Ölpreise aufgrund der aus der Rezession resultierenden sinkenden gesamtwirtschaftlichen Nachfrage auf ein historisches Tief. Und trotzdem werden fossile Brennstoffe weiterhin massiv genutzt. Die Ölpreise fallen also nicht etwa wegen eines Überschusses. Höchstwahrscheinlich wird die Erdölproduktion in den kommenden Jahren sogar wieder steigen und die Energienachfrage beschleunigen, wenn sich die Wirtschaft erst einmal erholt hat. Das Risiko besteht jedoch darin, dieser erhöhten Nachfrage nicht nachkommen zu können, weil nicht ausreichend erneuerbare Energien entwickelt worden sind.
In den USA - die entscheidend zu den letzten Wirtschaftsblasen beigetragen haben - hat die Obama-Regierung einen ambitionierten Plan zur Entwicklung von erneuerbaren Energien entworfen. Sie hat versprochen, den Anteil erneuerbarer Energien (derzeit 7%) am nationalen Energie-Mix innerhalb der kommenden drei Jahre zu verdoppeln. Sie hat versprochen, 460.000 neue Arbeitsplätze im Energiesektor zu schaffen. Unter dem aktuellen Konjunkturplan wird sie 25 Milliarden US-Dollar direkt in den Sektor der erneuerbaren Energien investieren. Durch ein neues Energie-Gesetz wird eine zusätzliche Finanzierung für diesen Sektor bereit gestellt. Ein landesweites System zum Emissionsrechtehandel wird 2012 eingeführt.
Es war die Internetrevolution, die die US-Wirtschaft unter Bill Clinton gestützt, und der Häuser-Boom, der das Wirtschaftswachstum unter George W. Bush angekurbelt hatte. Wird die grüne Revolution Obamas jetzt die Quelle der zukünftigen Wirtschaftsstärke der USA sein? Es ist mittlerweile eine weit verbreitete Debatte über „ein globales Wettrennen um die Herrschaft über die erneuerbaren Energien“ und die „grünen Arbeiter“ der Zukunft im Gange. Ein kürzlich erschienener Bericht von KPMG [Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen] stellte eine Vielzahl von Fusionen und Aufkäufen von Unternehmen im Sektor der erneuerbaren Energien im Jahr 2007 fest. Es ist sehr wahrscheinlich, dass neue staatliche Investitionen und globaler Wettkampf diese Entwicklung noch weiter vorantreiben.
Es ist möglich, dass die Grundlagen für eine neue Wirtschaftsblase schon gelegt wurden.
Wird das Ende der Geschichte einer weiterer spekulativen Blase diesmal im Sektor der erneuerbaren Energien spielen? Da Investoren in einer schrumpfenden Wirtschaft immer mehr Schwierigkeiten haben, neue profitable Bereiche zu finden, in die sie investieren können, während die Regierungen Energie-Investitionen subventionieren, ist es möglich, dass die Grundlagen für eine neue Wirtschaftsblase schon gelegt wurden. Diese wartet eventuell nur auf ihre Chance, am Ende des nächsten Wirtschaftsbooms zu platzen.
Die Gefahren sind reell. Der Schaden könnte erheblich sein. Ein kurzer Boom und ein unterbrochener Kreislauf könnten die Entwicklung von denkbaren Energie-Alternativen um Jahrzehnte zurückwerfen. Es sollte also ein vorrangiges Ziel der amerikanischen und europäischen Regierungen sein, ein angemessenes Regelwerk zu schaffen, das die Hyperspekulation auf den Märkten einschränkt.
Translated from Renewable energy: the next economic bubble?