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EP-Nesthäkchen Emilie Turunen zur Generation Praktikum: "Wir sind die Zukunft"

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Translation by:

Stephanie Hesse

GesellschaftPolitik

In Europa ist es einer der am meisten vernommenen Klänge: Praktikant reimt sich auf Debütant oder hochbrisant, je nachdem. Die Situation ist so kritisch, dass eine ganze Generation von der halbherzigen EU-Arbeitsmarktpolitik betroffen ist. Doch MdEP Emilie Turunen ist vielleicht im Begriff, alles zu ändern.

In ihrem kürzlich verabschiedeten Bericht fordert die 26-jährige Dänin die Abschaffung unbezahlter Praktika in Europa. Und wer könnte diese desillusionierende Entwicklung besser beurteilen als das Nesthäkchen im Europaparlament selbst?

cafebabel.com: Ihr Bericht, welcher die Erleichterung des Zugangs junger Menschen zum Arbeitsmarkt und den Ausbau des Praktikantenstatus betrifft, wurde gerade vom Europäischen Parlament verabschiedet. Auf welche wesentlichen Feststellungen haben Sie sich gestützt, um diesen Bericht zu erstellen?

Emilie Turunen: Die Feststellungen bewegen sich alle auf ein- und denselben Punkt zu: den schwierigen Zugang junger Menschen zum Arbeitsmarkt. Nachdem dieses Problem nun schon ewig auf dem Tisch ist, wollte ich Garantien entwickeln, um jedem jungen Europäer die Möglichkeit auf den Eintritt ins Berufsleben zu ermöglichen. Deshalb orientiert sich dieser Bericht im Wesentlichen am Schutz der beruflichen Beschäftigung junger Menschen, insbesondere der unter 25-Jährigen. Grund für eine solche politische Entscheidung sind diverse, in ganz Europa durchgeführte Studien. In diesen wurde festgestellt, dass immer mehr junge Menschen immer mehr Praktika absolvieren und sich immer seltener in festen Beschäftigungsverhältnissen befinden. Das ist insbesondere in Frankreich und Deutschland der Fall.

cafebabel.com: Wie kommt es, dass es gerade in Deutschland und Frankreich so schwierig ist auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen?

Die 26-jährige Dänin macht Nägel mit Köpfen in puncto Generation PraktikumEmilie Turunen: Auch wenn sich der Bericht auf Statistiken stützt, die alle Länder der Europäischen Union erfassen, konnten die Verbände, mit denen wir zusammengearbeitet haben, ausführlichere Daten zu Frankreich und Deutschland erfassen. Allerdings geht es nicht darum, mit dem Finger auf den deutschen oder französischen Staat zu zeigen. Das Problem ist ein generelles und ich denke nicht, dass es Länder gibt, die als Vorbilder in dieser Sache gelten. Was heute beispielsweise aus der Arbeit der Initiative Génération Précaire hervorgeht, hängt von der fehlenden Anerkennung ab, die die meisten Praktikanten in Europa erfahren. Heute benötigen wir erzieherische Werte. Ich verstehe daher sehr gut, dass die Kommunikation zwischen Unis und Unternehmen gestärkt werden muss. Deshalb muss sich der Status europäischer Praktikanten in einem klaren rechtlichen und besser durchdachten Rahmen entwickeln. Zum jetzigen Zeitpunkt öffnet die Mehrheit der Praktika nicht die Türen zu einer richtigen Anstellung. Wir wollen diesem fatalen Trend entgegenwirken. Wir fordern einfach, dass Sie die Chance auf eine feste Anstellung bekommen müssen, wenn Sie Praktikant sind.

cafebabel.com: Meinen Sie, dass es vor der Verabschiedung ihres Berichts keine richtige Europapolitik in Bezug auf die Erleichterung des Zugangs junger Menschen zum Arbeitsmarkt gab?

Emilie Turunen: Das sage ich nicht. Es wurden anständige Initiativen von europäischen Entscheidungsstellen lanciert. Immerhin gibt es das Programm „EU 2020“, über das alle Parlamente im letzten Juni beraten haben und das die europäische Jugend berücksichtigt. Aber ich war der Überzeugung, dass dies nicht ausreichend ist. Ich glaube an die Strategie des Europäischen Parlaments. Nichtsdestotrotz denke ich, dass wir das Problem forscher angehen sollten. Ich denke - oder wenigstens hoffe ich - dass mein Dokument den politischen Initiativen, die die Beschäftigung von jungen Menschen betreffen, noch einmal neuen Schwung verleihen wird.

cafebabel.com: Muss die Ausarbeitung einer Europapolitik im Bereich der Beschäftigung junger Menschen Ihrer Meinung nach mehr Gewicht erhalten als andere Themen?

Emilie Turunen: Das ist ein akutes Problem. Wenn wir es nicht lösen, riskieren wir, dass unsere Generation zur Lost Generation wird. Wir wollen zum Beispiel nicht, dass diese Generation - Trägerin unserer Zukunft und der größten europäischen Hoffnungen - sozial weiter abrutscht. Wir sitzen selbst an den Hebeln der Veränderung. Wir sind die Zukunft!

Andere - weniger unternehmerisch - akzeptieren die soziale Realität so, wie sie ist. Und schließen lieber die Augen...

cafebabel.com: Welches Verhältnis haben Sie als Nesthäkchen des Parlaments zu Ihren Mitstreitern?

Emilie Turunen: Es stimmt … das Alter ist eine Institution (lacht). Spaß beiseite, ich habe mich immer gut mit meinen Kollegen verstanden. In dieser Beziehung habe ich besonders von einer hervorragenden Zusammenarbeit profitiert. Im Übrigen denke ich, dass das Alter kein Problem ist. Ab dem Moment, wo Sie Ihr Können unter Beweis stellen und zeigen, dass Sie bereit sind, Opfer zu bringen, werden Sie dafür belohnt, selbst in Kreisen wie dem Parlament. Ich wurde respektiert. Beispielsweise in meiner politischen Laufbahn, die ohne große Probleme ablief. Trotzdem ist auch immer eine Portion Glück dabei. Ich bin meine Arbeit mit einer solchen Begeisterung angegangen, dass die Sorgen der Jugendlichen die Versammlung tatsächlich beschäftigt haben. Und das um einiges mehr als mein Alter.

Fotos: 1: Der Jugendliche der Zukunft? Matt Hickey; Emilie Turunen von Mortenf/Flickr, Mittagsschläfchen auf Arbeit von Jordan Fischer/Flickr

Story by

Matthieu Amaré

Je viens du sud de la France. J'aime les traditions. Mon père a été traumatisé par Séville 82 contre les Allemands au foot. J'ai du mal avec les Anglais au rugby. J'adore le jambon-beurre. Je n'ai jamais fait Erasmus. Autant vous dire que c'était mal barré. Et pourtant, je suis rédacteur en chef du meilleur magazine sur l'Europe du monde.

Translated from Emilie Turunen : « Nous sommes le futur »