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Enrico #LettaBe: Neuer Premier soll Italien aus dem Schlamassel helfen

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Translation by:

Katha Kloss

Politik

Enrico Letta ist 1966 geboren, er ist der Vizesekretär des italienischen Partito Democratico, er ist verheiratet, hat drei Kinder und ist AC Mailand-Fan… vor allem aber ist er seit 24 Stunden der neue Regierungchef Italiens, dessen Mission - die Regierungbildung - in ganz Europa mit Spannung verfolgt wird.

Als "jüngsten Premierminister Europas" empfangen die internationalen Medien Enrico Letta, mit – man muss schon sagen – größerem Elan als unsere eigene nationale Presse in Italien. Die europäischen Zeitungen sehen in Letta (47) einen Premier ruhigen Temperaments, diskret, insbesondere im Vergleich zu seinen Vorgängern, die ziemlich viel gequasselt haben. Doch Letta ist auch ein Politiker, der das schwere Erbe der italienischen Linken auf seinen Schultern trägt. Ein weiterer familiärer Link: Der frischgebackene Ministerpräsident ist mit Gianni Letta, Silvio Berlusconis rechtem Arm verwandt.

"Unscheinbarer Technokrat"

Trotz der Reserven, erfreut man sich auf Twitter des "giovanotto" (Jungspunts), der vom gerade in sein zweites Mandat gehievten Staatspräsidenten Napolitano ernannt wurde, um Italien aus dem Krisen-Schlamassel zu helfen. Das deutsche Handelsblatt deutet zwar auf sein abwesendes Charisma hin, stimmt aber insofern mit dem österreichischen Standard überein, als dass Letta die feinen Abgründe der italienischen Linken wie seine Westentasche kenne – eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft, um dem Parlament gegenüber Durchsetzungsvermögen zu demonstrieren.

Als besonnener Europhiler (er war zu Beginn seiner Karriere Europaminister) kommt Letta im französischen konservativen Blatt Le Figaro als „vorsichtiger Mann“ daher. In Einklang mit der französsichen Presse (danke an die Depesche der Presseagenturen), beschreibt Le Monde eine zurückhaltende aber ambitionierte Person. Die französische Version der Huffington Post erinnert an die To Do-Liste des unglücklichen Auserwählten: das Drosseln der Arbeitslosigkeit im Lande und die dringende Notwendigkeit eines neuen Wahlgesetzes.

Während man in der französischen Presse doch recht höflich bleibt, herrscht auf Twitter ein harscher Ton: Letta sei ein „unscheinbarer Technokrat“ heißt es hier. Die luxemburgische Tageszeitung L’Essentiel erklärt vielleicht ein wenig vorschnell, dass sich der neue Premier an "Walesa und Mandela" orientiere, er sei ein moderater Katholik, konservativ und vorsichtig, wenn er Position zu heiklen Themen wie der Abtreibung beziehen soll.

#Letta Be

Erbarmungslosere Tweets aus Spanien werfen die Frage auf, wie lange die italienische Regierung wohl diesmal durchhalten wird oder ob Italien die Bewährungsprobe drei Monate lang überlebt, bevor es zu neuen Wahlen kommt. Während der Hashtag #LettaBe [« Let it be » für « lass lieber sein »] auf dem Kurznachrichtendienst die Runde macht, zieht Letta die Option in Betracht, Mario Montis (Übergangspremier der europäischen Troika, der in den Wahlen weniger als mäßig abgeschnitten hatte) Hilfe zur Regierungsbildung anzunehmen. Womit sich die polnischen Weissagungen zu bestätigen scheinen: Auch wenn das Image ein anderes sei, so die Gazeta Wyborcza, sieht die polnische Tageszeitung keinen deutlichen Richtungswechsel in der italienischen Politik. Alles bleibe beim Alten.

Und in Italien? Die Ankunft des frischgebackenen Regierungschefs im Parlament, allein am Steuer seines Fiat Ulisse, und sein Wille, eine „Regierung im Dienste des Landes“ zu bilden, scheinen die Zweifel vieler Italiener ein wenig zu besänftigen. Auch wenn jemand auf Twitter eine alte Rede Lettas aus dem Jahr 2005 ausgegraben hat, in der er bestätigte, Berlusconi-Fan zu sein. Aber wie dem auch sei, der Vizesekretär des PD hat sein neues Amt angenommen. Die letzte Nachricht von Letta? „Die Regierung wird nicht um jeden Preis gebildet.“ Da beginnt man sich zu fragen, ob das eine gute oder schlechte Nachricht ist.

Illustrationen: Teaserbild (cc)offizielle Facebook-Seite Enrico Letta

Translated from "Letta, non quello lì quell'altro": reazioni a caldo sul neo-premier