Einzelgänger: Katalonen und Schotten
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Honorata HolodniakWährend die Schotten über ihre Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich in diesem Jahr abstimmen werden, erlebt Spanien einen Stillstand in der Unabhängigkeitsfrage. Die Spannung zwischen der katalonischen Zivilbevölkerung und einer unnachgiebigen spanischen Regierung wächst. Viele Katalonen wollen ihre Souveränität.
Am 18. September des nächsten Jahres werden fünf Millionen Schotten den Gang zur Urne antreten, um auf eine einfache Frage zu antworten: „Sollte Schottland ein unabhängiger Staat sein?". Und das ist keine Frage von geringer Bedeutung, denn in jedem Fall wird das Ergebnis der Abstimmung die Geschichte des Landes entscheidend prägen. Weniger als ein Jahr vor dem Wahltag sind die Wahlwetten noch wenig belastbar, aber beide Seiten behalten gegenseitigen Respekt für ihre Positionen. Bisher gilt das selbst auferlegte Fair Play zwischen Schottland und dem Vereinigtes Königreich. Das ermöglicht eine besonnene und rationale Debatte. Viele sind daher zuversichtlich, dass unabhängig vom Wahlausgang beide Parteien das Ergebnis akzeptieren werden. Dies wäre ein Zeichen für eine gut funktionierende Demokratie auf beiden Seiten. Im Fall der Unabhängigkeit müssten die Konditionen allerdings beidseitig noch geklärt werden. England scheint hier am längeren Hebel zu sitzen.
Am anderen Ufer des Ärmelkanals in Katalonien reichten sich am 11. Septemeber 2013 Hunderttausende Bürger die Hände zu einer 400 Kilometer langen Kette, um ihre Unabhängigkeit einzufordern. Aber abgesehen vom Willen zur Autonomie haben die zwei alten europäischen Unabhängigkeitsbewegungen in Schottland und Katalonien aber wenig gemeinsam.
Schon lange sträuben sich spanische Regierungen gegen den Ruf nach einem multiethnischen Staat und damit gegen die sogenannte Vía Catalana. Während das Vereinigte Königreich sich selbst seit dem Act of Union als „die Nation unter den Nationen" anerkannte, verzichtete Spanien auf den Wunsch einen, auf Kastilien ausgerichteten Zentralstaat auf Kosten der restlichen Nationen der Halbinsel zu erschaffen. So lassen sich die unterschiedlichen Sichtweisen in Spanien erklären, die letzlich ein Problem der gegenseitigen Anerkennung und des mangelnden politischen Willens von beiden Seiten sind.
England kann ohne Schottland fortbestehen
Spanien kann nicht ohne Katalonien als starke industrielle Kraft auskommen. Umgekehrt war Katalonien auch immer auf die wirtschaftliche Macht Spaniens angewiesen. Anders als im spanischen Fall kann England sich vorstellen ohne Schottland als Nation fortzubestehen.
Unterdessen hat das Vereinigte Königreich beschlossen, das Referendum zu akzeptieren, obwohl es gegen einen Austritt Schottlands ist. Die spanische Regierung hingegen ignoriert das Bemühen der Katalonier und beobachtet stoisch wie tagtäglich die Zahl der Befürworter der Trennung wächst. Mehr noch, indem Spanien eine Abstimmung ablehnt, verbaut es sich die Möglichkeit die Bevölkerung für ein „Nein" zu mobilisieren. Die Unabhängigkeitsbewegung wird so immer stärker. Die Zustimmungswerte für die Autonomie stiegen von 25% auf fast 50% in den letzten zwei Jahren.
Andererseits erodieren durch die politische und wirtschaftliche Krise die autonomen Institutionen in Katalonien. Die spanische Regierung gießt durch die Zuschüsse für das Zentralisierungsgesetz und durch mehr Kürzungen in den bereits mageren katalanischen Kassen mehr Öl ins Feuer. Der permantente finanzielle Nachteil - verschlimmert durch die Wirtschaftskrise - gibt genug Anlass noch verbissener für die Unabhängigkeit einzustehen. Auch die junge Generation hat sich ebenfalls der Transition verschrieben.
Katalanische Bevölkerung will Unabhängigkeit
Während die Unterstützung für die Unabhängigkeit innerhalb der Bevölkerung wächst, entfernt sich die katalanische Gesellschaft immer weiter vom Rest der Spaniens. Damit sind die Handlungsfreiheiten von Politikern beider Seiten einschränkt. In Spanien kann nur gemeinsam ein Weg zu einer neuen Verfassung geebnet werden. Eine eifrige, katalanische Zivilgesellschaft drängt die spanische Regierung zu einem Referendum über die Unabhängigkeit.
Translated from Catalunya y Escocia: dos actitudes frente a un mismo anhelo