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„Eine große Sache in Turin“

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Lisa Crinon

Berlin

Das 33. Torino Film Festival ist nicht nur eine Gelegenheit, unzählige neue und alte Filmen zu entdecken – sondern auch eine, um ein bisschen mehr über seine Besucher zu lernen. Dafür bieten sich die diversen Schlangen vor den Vorführungen hervorragend an. Im Rahmen unseres Festivalbesuchs begegnen uns die verschiedensten Menschen, von denen wir hier nur allzu gern berichten.

Mitten im Trubel

Es ist Samstag, am frühen Abend, und trubelig in Turin. Wir sind in der Schlange von dem Kino Lux – ein altes Kino, mit dunklen Holzbalken und Bodenplatten aus feinstem Marmor, ganz nahe der Piazza Castello, einer der Hauptplätze  Turins. Drinnen werden die Warteschlangen immer länger, die Menschen sind hektisch und aufgeregt. Außer Tomaso und Eduardo. Die zwei Studenten brechen regelmäßig in ansteckendes Lachen aus. Ein Grund für uns, die beiden anzusprechen.

Bewährte Tradition

Sie kommen aus Turin und sind – falls man das angesichts ihres jungen Alters bereits sagen kann –  Stammkunden des Torino Film Festivals. „Es ist wie eine Tradition“, erläutert Tomaso, „eine große Sache in Turin“. Eine, wofür die zwei Jungs früher sogar bereit waren, die Schule zu schwänzen. „Jetzt geht es nicht mehr“, führt Tomaso fort, „wenn ich mein Jura-Studium schaffen möchte, kann ich mir nicht mehr so viele Auszeiten nehmen“. Doch heute ist Samstag und die zwei Kumpels gönnen sich die Vorführung von „Uns geht es gut“ (AT, Steinmetz, 2015). Tomaso und Eduardo sind nicht wählerisch, sie gehen in die Filme, die sich – nach einer kurzen Internetrecherche – gut anhören. „Uns geht es gut“ soll an „Uhrwerk Orange“ (Kubrick, 1971) erinnern, also nichts wie hin. 

Eine Frage der Organisation

Für die zwei Studenten wirkt das Festival heute im Vergleich zu früher besser organisiert und hat vor allem an Sichtbarkeit gewonnen. In den Straßen, auf Riesenpostern aber auch im Fernsehen – das Filmfestival ist während seiner Dauer sehr präsent in Turin. „Das muss an den Sponsoren liegen“, vermuten Tomaso und Eduardo.

Zu Schulzeiten haben sie circa fünf Filme pro Tag geschafft. „Es war verrückt!“, freuen sich die beiden. Jetzt sind sie bei maximal einem pro Tag. Ob die zwei Jungs ein Abo für die Woche haben, damit es sich lohnt? Tomasos Blick sinkt auf dem Boden, Eduardo kichert verlegen. „Na ja, da es recht unplanbar ist mit dem Studium und so, finden wir Alternativlösungen“, beichtet Tomaso – und zeigt mir dabei sein unter der Hand erworbenes Wochenabo. Aus seinen gefühlten zwei Meter Höhe lehnt er sich zu mir herab und fragt: „Das bleibt unter uns, oder?“. Aber natürlich.

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