Ein Studentenausweis für vier Länder - Sieben Unis der Luxemburger Großregion studieren ihre gemeinsame Zukunft
Published on
Studenten und Forscher aus Luxemburg, Deutschland, Frankreich und Belgien sind an der selben Uni eingeschrieben, oder gleichzeitig an sieben verschiedenen. Heute besuchen sie eine Vorlersung in Lüttich, belegen morgen ein Seminar in Saarbrücken, leihen übermorgen Lesestoff in Metz aus und erhalten schließlich einen gemeinsames Studienabschluss.
So stellen sich das jedenfalls Unirektoren und Regionalpolitiker vor. Doch das gemeinsame Studieren in der Luxemburger Großregion ist noch lange kein Alltag.
Jedes kleinste Detail, das dem grenzüberschreitenden Studieren im Weg steht, haben die Koordinatoren des Eurice-Büros in Saarbrücken seit Dezember ausfindig gemacht. Da hatten die die Verantwortlichen ihre Unterschrift unter das Projekt "Universität der Großregion (UGR)" gesetzt. Daraus wurde ein Konzept, das seit der vergangenen Woche in die Tat umgesetzt werden soll.
Kontakte knüpfen sei ihre Hauptbeschäftigung für die kommenden drei Jahre, in denen das die Uni der Großregion entstehen soll, meint Proejktkoordinatorin Sonja Karb. Mit den Studierendensekretariaten in Luxemburg, Metz, Saarbrücken, Trier, Kaiserslautern, Lüttich und Nancy. Mit Professoren und Organisatoren erster grenzüberschreitender Studiengänge. Umfragen mit Studenten haben ergeben, dass trotz der europaweiten Bachelor-Masterabschlüsse von gegenseitiger Anerkennung der Studienleistungen keine Rede sein kann. "Wir müssen vor allem Verbindungen herstellen. Damit alle genau wissen, wie die Partnerhochschulen funktionieren. Und wen sie anrufen müssen, wenn es Probleme gibt", erklärt Sonja Karb.
Lobbyarbeit gehört dazu, wenn es darum geht Verkehrsbetriebe von einem grenzüberschreitenden Semesterticket zu überzeugen. "In Frankreich und Luxemburg gibt es dieses System überhaupt nicht. Wie also sollen wir der Bahn erklären, dass Studenten nur einen Solidarbeitrag zahlen und dann kostenlos durch vier Länder reisen", meint die Koordinatorin. Die Mobilität zwischen den Unis zu sichern ist aber eine ihrer Hauptsorgen. "Wir brauchen erst gar nicht anfangen, in den Unis für gemeinsame Bibliotheksausweise oder Mensakarten zu werben und Einschreibepapiere auf deutsch und franzöisch übersetzen, wenn die Studenten nicht von einem Ort zum anderen reisen können", sagt Sonja Karb. Gleiches gilt für die Professoren: sie sollen gemeinsame Studienprogramme entwerfen, die Inhalte aller Unis auf einer Internetseite zusammenführen und Doppeldiplome verleihen. "Doch oft scheitert die Bereitsschaft schon mit dem Wissen, dass man mit der Karte der einen Uni keinen Zugang zum Parkhaus der anderen hat."
Stunde und 15 Minuten braucht der Bus von Luxemburg nach Saarbrücken, das franzöische Metz und das belgische Arlon, wo die Lütticher Uni eine Zweigstelle hat, trennt eine Autostunde. Zum Einkaufen am Samstag nehmen die Großregionler diese Distanzen gern in Kauf. Dass Studenten und Profs ebenso mobil - und zweisprchig - werden, lassen sich Länder, Regionen und EU immerhin sechs Millionen Euro kosten. In drei Jahren sollen die Strukturen stehen und die langwierigen Prozesse der Großregion-Unis europäisiert sein. Ideen für Verbesserungen gibt es ja genug.