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Ein Stückchen Festival-Tradition

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Wien

Vom 3. – 5. Juli gab es am Schwarzl­see bei Graz Grund zur Freu­de für alle Lie­b­er­ha­ber elek­tro­ni­scher Musik: es war wie­der Zeit für das Urban Art Forms. Woher kommt die Fes­ti­val-Tra­di­ti­on, die für viele ein wich­ti­ger Punkt in der Som­mer­pla­nung ist?

Bunte Lich­ter spie­len am Was­ser. Die tau­sen­den LEDs um das DJs-Pult herum leuch­ten zu den her­vor­ra­gend tanz­ba­ren Beats von Lexy & K-Paul. Die Menge vor der Bühne ist be­geis­tert, das Am­bi­en­te un­schlag­bar. Es ist Frei­tag­abend am Urban Art Forms - Halb­zeit für das drei­tä­gi­ge Fes­ti­val am Schwarzl­see bei Graz, zu dem rund 60.000 Be­su­cher an­ge­reist sind.

Auf sechs Büh­nen gab es vom frü­hen Nach­mit­tag an bis in die Mor­gen­stun­den Acts zu sehen; dar­un­ter Elek­tro­nik-Gran­den wie Fat Boy Slim, Chase & Sta­tus, Nero, In­fec­ted Mushroom und Mo­guai.

Doch woher kom­men die Fes­ti­vals, die uns den mu­si­ka­li­schen Som­mer mit Party, Bier, wenig Schlaf und Kon­zer­ten ver­sü­ßen? Viele wür­den auf diese Fra­gen ver­mut­lich eu­pho­risch: Wood­stock! sagen. Doch die Fes­ti­val-Tra­di­ti­on ist schon älter. Wie viel älter, das hängt davon ab, wen man fragt und ob etwa Fest­spie­le mit klas­si­scher Musik da­zu­ge­zählt wer­den. Denn schon im an­ti­ken Grie­chen­land wur­den im Rah­men von sport­li­chen Groß­ver­an­stal­tun­gen Kon­zer­te ge­ge­ben. Die Mu­sik­fes­ti­vals, wie wir sie heute ken­nen, nah­men ihren An­fang in den USA. Als eines der ers­ten gro­ßen Fes­ti­vals ging das New­port Jazz Fes­ti­val in die Ge­schich­te ein, das 1954 - 15 Jahre vor dem be­rühm­ten Wood­stock - seine Pre­mie­re fei­er­te. Head­liner wie Louis Arm­strong, Ma­ha­lia Jack­son und Led Zep­pe­lin spiel­ten in den Fol­ge­jah­ren auf den grö­ßer und grö­ßer wer­den­den Fes­ti­val. 

1959 wurde von den­sel­ben Ver­an­stal­tern das New­port Folk Fes­ti­val ins Leben ge­ru­fen. Le­gen­den wie Joan Beaz und Bob Dylan wur­den, unter an­de­rem, hier durch ihre Auf­trit­te be­rühmt. 

Als ers­tes gro­ßes Rock­fes­ti­val wird meist The Mon­te­rey Pop Fes­ti­val ge­nannt, das 1967 erst­mals statt­fand. Hier konn­ten die ers­ten gro­ßen Auf­trit­te von The Who, Jimi Hen­d­rix und Janis Jo­p­lin mit­er­lebt wer­den.

Als Hö­he­punkt in der US-ame­ri­ka­ni­schen Fes­ti­val­ge­schich­te gilt The Wood­stock Music and Art Fair. Von 15 bis 18 Au­gust 1969 zähl­te das Fes­ti­val 32 Kon­zer­te und über 500.000 Be­su­cher, wobei im Vor­feld nur 200.000 Ti­ckets ver­kauft wur­den. Die eher un­pro­fes­sio­nel­len  Ab­sper­run­gen stan­den je­doch nicht lange und das Fes­ti­val wurde für alle zu­gäng­lich. Joan Baez, San­ta­na, Gra­te­ful Dead, Joe Co­cker, Jimi Hen­d­rix und viele wei­te­re tra­ten wäh­rend dem le­gen­dä­ren Fes­ti­val auf.  

In Ös­ter­reich haben vor allem klas­si­sche Fest­spie­le eine lange Tra­di­ti­on. So wer­den etwa die Salz­bur­ger Fest­spie­le seit 1920 or­ga­ni­siert. Eines der ers­ten ro­cki­ge­ren, zwei­tä­gi­gen Mu­sik­fes­ti­vals in Ös­ter­reich, war das Aus­tria Rock Fes­ti­val, das 1978 das erste Mal ver­an­stal­tet wurde. Al­ler­dings hatte das Fes­ti­val lange nicht die Aus­ma­ße wie seine ame­ri­ka­ni­schen Vor­bil­der.

Zu den ers­ten wirk­lich gro­ßen Mu­sik­fes­ti­vals in Ös­ter­reich zählt das Wie­ner Do­nau­in­sel­fest, dass seit 1984 jähr­lich statt­fin­det. Das Fes­ti­val wuchs im Laufe der Zeit ste­tig, Heute gibt es über 27 Büh­nen am Fes­ti­val­ge­län­de. 2013 be­such­ten 3.2 Mil­lio­nen Men­schen das Do­nau­in­sel­fest – damit ist es das größ­te Frei­luft-fes­ti­val Eu­ro­pas. Cam­pie­ren ist am Do­nau­in­sel­fest al­ler­dings nicht mög­lich. 

Große ös­ter­rei­chi­sche Fes­ti­vals, auf denen auch die bunte Zelt­land­schaft nicht fehlt, sind das Fre­quen­cy, das es seit 2001 gibt, das Nova Rock seit 2005  und das Two Days A Week seit 1999. 

Das Urban Art Forms fei­ert die­ses Jahr sein 10-jäh­ri­ges Be­ste­hen. Am Schwarzl­see hat es das per­fek­te Fes­ti­val­ge­län­de gefun­den - al­ler­dings soll es das letz­te Mal ge­we­sen sein, dass das UAF hier statt­fin­det. Zahl­rei­che An­rai­ner haben wie­der­holt wegen Lärm­be­läs­ti­gung ge­klagt.                                                                                                                                   Ver­stopf­te Di­xie-Klos, über­teu­er­tes Essen, Kult-Ru­fe wie: Helga!, Re­pa­ra­tur-Seidl gegen Kater und al­ler­bes­te, aus­ge­las­se­ne Stim­mung – Mu­sik­fes­ti­vals be­deu­ten eine Aus­zeit von der Nor­ma­li­tät. Für viele sind sie Fix­punk­te des Som­mers. Und das bei jedem Wet­ter. Denn eine alte Tra­di­ti­on auf den som­mer­li­chen Groß­ver­an­stal­tun­gen ist, dass es min­des­tens ein­mal reg­net, ge­wit­tert und stürmt. Dau­ern die Un­wet­ter an ver­wan­delt sich jedes Fes­ti­val­ge­län­de schnell in ein Gatsch-Loch. Des­halb unser Rat­schlag: Gum­mi­stie­fel nicht ver­ges­sen!