Ein #informativer Spaziergang gegen die #berufliche Ungewissheit
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Hunderte Journalisten und Kommunikations-Experten traten gestern auf die Straßen Sevillas, um einen „#informativen Spaziergang“ zu machen und mit den Bürgern zu sprechen, also um das zu machen, was sie am besten können: informieren und kommunizieren. Bei dieser Gelegenheit waren letztendlich wir selbst das Thema der Diskussion, weswegen ich diese Reportage ab jetzt in der Wir-Form verfassen werde.
Gestern haben aktive Journalisten, Erwerbslose, Professoren und Studenten der Fakultät für Kommunikationswissenschaften ihre vielen kleinen on- und offline Diskussionsforen ruhen lassen um sich persönlich mit den kleinen Bürgern auf der Straße zu treffen. Dank der großartigen Einstellung der Fußgänger, die an dem Rundgang zwischen der Puerta Jerez und dem Plaza de la Encarnación (Las Setas) teilgenommen hatten, konnten wir ihnen die #berufliche Ungewissheit im Zeitungssektor gut vermitteln.
Mit mehreren hundert Journalisten, darunter auch Professoren und Studenten der Fakultät für Kommunikationswissenschaften, konnten wir unsere eigene Geschichte erzählen, die wir in unseren Plattformen, also in den Massenmedien, selbst kaum aufgreifen. Lediglich durch unabhängige Blogs wie "Diario de Una Periodista en Paro“ (Tagebuch einer arbeitslosen Journalistin) kann sich der Netzleser ein kleines Bild von den wirtschaftlichen Umständen in der Kommunikationsbranche machen. Die Zeitungsbranche ist zusammen mit der Immobilienbranche das Feld, auf dem die meisten Kämpfe verloren wurden, natürlich auf Kosten ihrer Schreibfedern.
Seit 2006 gab es einen schockierenden Rückgang. 40% Verlust in Zeitungsmagnaten wie El Pais führten dazu, dass Dutzende schriftliche und digitale Publikationen gestrichen wurden und 2011 mehr als 2.098 Personen in Spanien als Selbstständige entlassen wurden, damit einhergehend, dass es beachtliche Einsparungen für das Medium geben wird, das Zusammenarbeit fordert ohne irgendeine gesellschaftliche Verantwortlichkeit, ohne Kostendeckung, und selbstverständlich ohne Sicherheit auf Fortbestehen. Ein merkwürdige Überschneidung mit den 6.000 Journalisten, die seit 2006 auf der Straße sitzen.
Mit T-Shirts und Aufklebern mit der Aufschrift „#soyperiodista (ich bin Journalist)“ und „ohne Journalisten gibt es keinen Journalismus und ohne Journalismus gibt es keine Demokratie“ wurde den Bürgern zu ihrem Erstaunen die Zahl der
Lohnkürzungen, Entlassungen, Stücklohn, den Freiberufler erhalten etc. erklärt. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass die Agentur EFE einem Fernschreiber auf Provinzebene 7 Euro zahlt und Unidad Editoral für einen Bericht/Meldung/Reportage auf Nationalebene 35 Euro zahlt… neben vielen anderen Unverschämtheiten. Wegen alldem wollen wir vom Cafébabel Sevilla das Manifest, das gestern auf den Straßen Sevillas die Runde machte, nach bürgerlicher Unterstützung suchte und schon verbreiten wollte, dass es vorerst kein anderes zu geben scheint, unterstützen und hier aufnehmen.
Clara Fajardo, vertritt das Cafébabel Sevilla bei den informativen Gesprächsrunden
Das Manifest
Wir Journalisten und der Journalismus erleben den schlimmsten Moment unserer Geschichte. Prozentual gesehen ist der Journalismus die Branche, die die meisten Arbeitslosen in Spanien verzeichnet. Alle Massenmedien Andalusiens haben ohne Ausnahme, ob privat oder öffentlich, bereits Entlassungen vorgenommen, Expedientes de Regulación de Empleo (ERE, Arbeitszeitregler) Lohnkürzungen, demütigende Gehälter oder unmenschliche Verträge, und boten zudem noch an, gratis zu arbeiten oder für das Arbeiten selbst zu bezahlen. Tausende Journalisten – die Mehrheit von ihnen Fachjournalisten- haben ihren Job verloren und Tausend weitere arbeiten unter extrem unsicheren Konditionen.
Dieser Zustand betrifft Angestellte aller Bereiche des Journalismus (Presse, Radio, Fernsehen, Internet, Medienunternehmen, Pressestellen, Produktionsfirmen, Selbstständige..) und vernichtet die Erwartungen tausender angehender Journalisten, die heute in der Fakultät für Kommunikationswissenschaften studieren. Es steht zwar fest, dass das Pressewesen, der Verkauf und die Verbreitung stark zurückgegangen sind, aber es steht auch fest, dass sich die Unternehmer die Wirtschaftskrise zunutze machen, um sich von Fachkräften loszulösen, mit nur einem Ziel: dem grausamsten Liberalismus, unabhängig von fachlichen Kriterien.
Immer mehr sind Kommunikationsmedien in den Händen derer, die nichts von Journalismus verstehen. Sie sind nur am Geschäft, am Geld oder ihren eigenen Ideologien interessiert, und nicht an journalistischen Projekten. Und in Bezug auf die öffentlichen Medien bestehen einige politische Kräfte darauf, sie zu zerlegen oder zu privatisieren. Es sollte in den Kommunikationsmedien vor allem um den Journalismus gehen und nicht um Handel oder Politik. Das unerträgliche Verhalten einiger Personen hat für einen alarmierenden Rückgang in der Qualität von Informationen und journalistischer Ethik gesorgt, was dazu führt, dass wir an Glaubwürdigkeit vor den Bürgern verlieren, die, zu Recht, den Journalismus, den wir machen, hinterfragen und ihm misstrauen.
Auch wir selbst hinterfragen ihn. Daran schließt sich die Annahme, dass einige für Massenmedien und digitale Medien arbeiten, was Betrug ist. Wahrheit, Ehrlichkeit und Genauigkeit sind unverzichtbare Bestandteile unseres Jobs, die wir erfüllen müssen und die die Gesellschaft von Journalisten und Herausgebern fordern muss. Bevor dieser Zustand eintritt, verweilen wir Journalisten weder im Konformismus noch in Jammern: wir lehnen uns auf. Wir arbeiten um die Vernichtung des Journalismus abzuwenden, um die Gegenwart und die Zukunft unseres Berufes neu zu gestalten und zu errichten, um neuartige und lebensfähige Modelle zu finden und in Gang zu bringen, um ein Zeitungswesen zu erschaffen, das den Bürgern wahrheitstreue Informationen liefert, was ihr gutes Recht ist, um das Vertrauen der Bürger in einen freien und ehrlichen Journalismus wiederzugewinnen und damit die Gesellschaft versteht, dass es „ohne Journalisten keinen Journalismus“ gibt und „ohne Journalismus keine Demokratie“.
Freie, glaubwürdige und hochwertige Presse betrifft uns alle, Journalisten und Bürger.
Übersetzt von Elisabeth Lorenz