Ein Hoch auf die Zeitung und Qualitätspresse
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Die gedruckte Zeitung ist wichtiger denn je: Sie hilft der WIssensgesellschaft, Wissen zu verarbeiten. Und sie konfrontiert mit dem, wonach wir slebst im internet nicht suchen würden. So kann Qualitätspresse sogar gegen Ängste ankommen.
Sollte man Wissen mit Information gleichstellen wird man wahrscheinlich meinen, gebildet ist, wer ständig Neues lernt. Doch tatsächlich ist man dies nur, wenn man ständig Parallelen erkennt und Dinge einordnen kann. Nur der Ungebildete lernt ständig Neues. Man kann ein As bei der Millionenshow sein, aber keine argumentativ fundierte Meinung zum tagesaktuellen Geschehen haben. Früher war vieles logisch und klar, heute ist vieles im Graubereich und nicht mehr greifbar. Was hat der Syrien-Konflikt mit Europa zu tun, und warum interessieren sich hiesige Firmen für den Wohlstand der Chinesen?
Wissen ja - aber nicht im Kopf
In der so genannten Wissensgesellschaft scheint aber Wissen besser am Server gespeichert zu sein, da das Gehirn frei sein muss für Dinge, die man für die Arbeit braucht - und dort zählt oftmals nicht Bildung, sondern konkrete Fähigkeiten. Faust gelesen zu haben bringt beim Ausfüllen der Einkommenssteuererklärung nichts. Risikobereitschaft, Entscheidungswille und „Soft-Skills“ braucht die Wirtschaft und die Gesellschaft. Schnelle Antworten auf komplexe Fragen sind wichtig.
Die Zeitung verarbeitet Wissen
Demnach müssten wir vor Wissen nur so strotzen, schließlich hat Google alles Wissen gespeichert – oder ist es doch nur Information, die durch die richtige Einordnung erst zu Wissen verarbeitet werden kann. Es braucht dazu die notwenige Distanz. Diese kann durch die Qualitätspresse ermöglicht werden da sie den geeigneten Filter durch gute Journalisten ermöglicht und Menschen tagtäglich durch den Informationsdschungel navigieren kann. Dadurch werden nicht nur Informationshäppchen ohne Tiefe weitergegeben, sondern die Information bereitgestellt, die zum Verstehen des Ganzen beitragen soll. Es ist unmöglich, alleine die Flut an Daten einzuordnen und daraus auch noch richtige Schlüsse ziehen zu können, es sei denn es ist ihr Beruf.
Doch auch das Lesen einer Qualitätspresse macht noch keinen gebildeten Menschen. Sinnerfassend lesen setzt breite Bildung voraus, die dann durch den Rohstoff von Information (Daten) Orientierung schafft und das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden kann. Ansonsten bringt die beste Information nichts wenn man nicht weiß wie man diese zu verarbeiten hat. Wer weise Sätze sofort mit dem passenden Autor quittieren kann gewinnt die Frage bei der Millionenshow, aber wesentlicher wäre zu wissen was der Satz bedeutet. Durch weiterführendes Wissen erkennt man dort mehr, wo andere nur mehr Leere sehen. Gerade in der heutigen Zeit, wo Zeit ein scheinbar knappes Gut geworden ist und viele angeblich sehr viel zu tun haben sollte man besonders wählerisch sein bei der Wahl der Information und nicht nur nach Marktschreierischen Infohäppchen lechzen.
Qualitätspresse gegen Ängste
Die Welt rückt immer mehr zusammen und in Frieden für sich selbst leben wird der können, der ein bisschen mehr Zusammenhänge versteht da er dadurch selbstbestimmter denken kann, dadurch autonomer entscheiden kann und schlussendlich zufriedener ist.
Denn Ängste vieler Menschen resultieren auch daraus, dass man oft vor vollendeten Tatsachen steht und diese nicht kommen sah und/oder sie dann nicht erklären kann. Die Qualitätspresse kann dazu beitragen, mehr Licht ins Dunkel zu bringen. Auch deshalb, da sie uns mit unterschiedlichen Dingen konfrontiert. Im Internet sucht man nur nach dem was man kennt. Die Zeitung blättert man durch und kommt im Gegensatz zum Internet scheinbar reduziert daher – genau das ist die Reduzierung an Daten die wir heute in einer unübersichtlichen Zeit brauchen.
Reduzierung auf das Wesentliche und in die Tiefe gehend. Kein anderes Medium wird soviel Aufmerksamkeit schaffen können wie eine Zeitung.
Dr. Wolfgang Glass ist Politologe und Personalberater in Wien