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Echte Männer: Weil wir uns es wert sind?

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Default profile picture Lena

Gesellschaft

Man hat schon lange aufgehört, sie zu zählen: Magazine, die sich entweder an Frauen oder an Männer richten, selten an beide zugleich. Ausgerechnet in der Zeit, in der manche die Vorstellungen vom weiblichen und männlichen Geschlecht in Frage stellen, zeichnet sich ein anderer Trend ab. Die Rückkehr des echten Mannes.

Der, der „Weib“ und „Hopfenbrause“ sagt und damit eine gewisse Überheblichkeit zum Ausdruck bringt. Passend dazu gibt es eine Reihe Online-Magazine für Männer. Im April 2012 erschien der Nachzügler Jooks.

In einem Artikel des Onlinemagazins Slate.fr bezeichnet der Autor Jooks als einen „Mädchenblog“ für Männer. Ein ganz neues Konzept, das er folgendermaßen beschreibt: „Es gibt eine männliche Vernunft, eine Art generationsübergreifende Volksweisheit, die selbst über soziale Schichten hinausgeht und leichtfertig das Aussehen der anderen Hälfte der Menschheit beurteilt.“ Und tatsächlich, das Versprechen von Jooks ist, „dein bester Kumpel“ zu werden. Infolgedessen wird versucht, sich gut mit dem männlichen Leser zu stellen. Die Autoren, die ihre Artikel nicht mit ihrem Namen unterzeichnen, setzen darauf, Erfahrungen zu teilen - mit Überschriften, die (gute oder schlechte) Erinnerungen beim Leser hervorrufen sollen: „Aber warum ist es so toll ins Waschbecken zu pinkeln?“ oder „Lästig: Der Kumpel, der nur heiße Bräute abbekommt“.

Es ist recht einfach, sich den typischen Leser dazu vorzustellen: er ist jung, lebt in einer Stadt, liebt Blogs, hat ein Profil bei Facebook oder Twitter - nach weniger als einem Jahr zählt die Facebookseite bereits mehr als 20.000 Likes - und ist ein Typ, der nicht viel von Frauen versteht. Oder besser gesagt, von Beziehungen. Er gleicht so ziemlich dem Leser des Blogs „Je t’encule Thérèse“, der außerdem eine Gewisse Portion Selbstironie und dreckigen Humor verlangt. Nunmehr Kult, nimmt der Blog kein Blatt vor den Mund: Ein paar Pornobilder schmücken die Artikel, in denen es im Wesentlichen ums Vögeln geht. Stehen die Jungs von heute also auf derbe Sprüche und krasse Ansichten?

Mädchen, die rätselhaften Objekte der Begierde

Die Blogs, von denen wir hier sprechen, sind also echte Männerblogs mit einer Tendenz zum Chauvinismus. Es geht dort im Wesentlichen um Frauen und die verschiedenen Methoden, sie ins Bett zu kriegen. Folgende Möglichkeiten stehen da zur Wahl: 1) potentielle One-Night-Stands, 2) bezaubernd aussehende Idiotinnen, die man gut verarschen kann - vor allem, wenn sie gerade eine längere Beziehung hinter sich haben, oder 3)Bitches (ja, auf Englisch klingt das einfach besser), die den Jungs das Herz brechen.  Daneben gibt es eine weitere Unterkategorie mit vielen Vorteilen: die der sexbesessenen Nymphomanin, die zwar für eine Beziehung absolut ungeeignet ist, allerdings auch weniger nervt als ihre Kolleginnen.

Frei nach einem Gedicht von ©Matthieu AmaréDoch beispielsweise der Artikel „Aime-t-on les filles qui font des blagues ?“(„Mögen wir Mädchen, die Witze reißen?“) auf Jooks zeigt, dass Frauenfeindlichkeit nicht als ironisches Augenzwinkern zu verstehen ist. Das lustige Mädchen, wird hier suggeriert, ist oft etwas unattraktiv und steht im Schatten ihres Mannes. „Der Mann ist ein empfindliches Wesen und wünscht nicht, dass ihn seine Frau mit kränkenden Späßen und demütigenden Scherzen erniedrigt“. Der Artikel legt ebenfalls nahe, dass der Humor zunächst eine männliche Eigenschaft ist. Eine Frau mit Humor ist bestenfalls ein bisschen asexuell, im schlimmsten Fall schlichtweg anormal. Vor allem aber bedrohen Frauen stänidg - mal mehr, mal weniger - die „Männlichkeit“ des Mannes. Ist vielleicht das der Grund dafür, dass unsere lieben Draufgänger ohne Hemmungen den totalen Macho heraushängen lassen?

Der Draufgänger im Schuljungen

Eine Sache ist sicher, jetenculetherese.com und Jooks teilen aus wie Schuljungs. Das Problem ist, dass sie alte chauvinistische Ansichten aufgreifen, die zu frauenverachtend sind, um als „nur so dahergesagt“ durchzugehen. Man spricht heute häufig von der Krise der Männlichkeit in einer Gesellschaft, in der Frauen eine wichtigere Rolle spielen als früher. Wenn man den Tatsachen aber ins Auge sähe, ließe sich sehr schnell beweisen, dass Frauen bei gleicher Arbeitszeit immer noch nicht das gleiche Gehalt bekommen wie Männer und dass jede dritte Frau in ihrem Laben Opfer von Gewalt wird. Nein, die „Weiber“ haben die Macht nicht übernommen und die freie Männlichkeit hat noch einige schöne Tage vor sich.

Krise der Männlichkeit? Nein, die "Weiber" haben die Macht nicht übernommen

Neulich hat das Brain magazine einen exzellenten Artikel über die Rückkehr der „Draufgänger“ veröffentlicht. Also jene meist recht jungen Männer, die glauben, sie müssten gelegentlich all ihr Testosteron zur Schau stellen, und das Ganze wenn möglich nur unter sich. Der Text ist köstlich: „Zweimal im Monat treffen wir uns im Wald von Rambouillet unter Kumpels. Wir verbringen zwei Tage und zwei Nächte im Freien und schlagen uns durch. [...] Seit einiger Zeit versucht uns die Gesellschaft nahe zu bringen, dass Gewalt etwas ganz Schlimmes ist. Aber wenn einer Oma in der U-Bahn die Handtasche geklaut wird, gibt es nicht einen Typen der sich rührt. Die Jungs machen sich alle in die Hosen. Das sind alles Weicheier geworden.“

Nichtsdestotrotz zeigt der Artikel ein echtes Identitätsproblem bei jungen Männern auf. Ihr wisst schon, bei denen, die in einer gleichberechtigten Gesellschaft aufgewachsen sind, die vom Prinzip der Gleichstellung der Geschlechter regiert wird - in der Schule, an der Uni oder im Büro. Was soll man daraus folgern? Dass die Präsenz der Frauen im öffentlichen Leben, relativ neu in der Geschichte unseres Landes, das männliche Geschlecht bedroht? Während einige Feministinnen davon ausgehen, dass ihr Anliegen nicht genügend Aufmerksamkeit erfährt, besteht die Idee der bedrohten Männlichkeit weiter.

Also stellt sich die Frage: Wie wär's, wenn man der Herrschaft der Magazine, die sich an nur jeweils eines der Geschlechter wenden, ein Ende bereitete?

Translated from L'homme viril : parce que nous le valons bien ?