Duftmarke Litauen: Meine Hymne, meine Flagge - mein Parfüm!
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Das litauische Außenministerium will mit einem National-Parfüm sein Land bekannter machen. Erste Proben des nach Moos und Moschus riechenden Dufts sind bereits an ausländische Botschafter und die in Afghanistan stationierten litauischen Soldaten verschickt worden. Auch Touristen können den Geruch an Flughäfen und in Hotels kaufen.
Es liegt was in der Luft in Litauen. Der ganz besondere Duft ist eine Mischung aus Moschus, Sandel- und Zedernholz und anderen teilweise exotischen Ingredienzien und nennt sich „Lietuvos kvapas“ (Litauischer Duft). Mit dem Duftwässerchen will der südlichste der drei baltischen Staaten nun die Welt erobern.
Auf den ersten Blick sieht das weiße Fläschchen mit dem braunen Muster zwar aus wie ein ganz normales Parfüm. Doch glaubt man den Herstellern, ist „Litauischer Duft“ nicht einfach nur ein Wohlgeruch, sondern ein Nationalsymbol. Mindaugas Stongvilas, Initiator der Idee und Marketingexperte, gerät regelrecht ins Schwärmen: „Lietuvos kvapas wird auf einer Stufe mit Symbolen wie dem Wappen, der Flagge oder der Nationalhymne stehen. Die kann man zwar sehen, hören und anfassen, aber nicht riechen. Mit Lietuvos kvapas wird erstmals ein weiterer wichtiger Sinn des Menschen angesprochen.“
Mit dem Parfüm will das 3,2-Millionen-Einwohner-Land weltweit eine Duftmarke setzen und bekannter werden. Die bisherigen Nationalsymbole sind dazu wenig geeignet, sagt Marketingexperte Stongvilas. „Die Farben der litauischen Trikolore Gelb, Grün und Rot sind nichts Besonderes, es gibt Länder mit ähnlichen Flaggen. Der starke Ritter in unserem Wappen spiegelt das Europa vergangener Zeiten wider, und auch damit unterscheidet sich Litauen nicht von anderen Ländern. Der Verfasser unserer Nationalhymne war nicht einmal Komponist oder Musiker, sondern Arzt und Poet, und folglich ähnelt unsere Hymne vielen anderen“, fasst der Erfinder des Nationalparfüms zusammen.
Der US-amerikanische Komiker Stephen Colbert zum Duft aus Litauen!
Die Idee, etwas wirklich Neues zu erschaffen, kam Stongvilas und seinen Mitstreitern während der Vorbereitungen Litauens auf die Tausendjahrfeier des Landes und das Kulturhauptstadtjahr in Vilnius 2009. „Litauen hat ein Imageproblem. Wir haben die ganze Zeit nach einem neuen Identifikationssymbol gesucht, aber die Ergebnisse lassen bis heute zu wünschen übrig. Darum hatten ein paar Kollegen und ich die Idee, einen Duft zu kreieren, und der Plan ließ uns seither nicht mehr los“, erläutert er.
Dabei ist der neue Duft noch nicht einmal Made in Litauen. Die ersten tausend Flakons wurden von einem Traditionsunternehmen in der südfranzösischen Parfümstadt Grasse hergestellt, das die Wünsche der Litauer geruchlich umsetzte. Besonders wichtig war den Erfindern der Geruch nach Feuer, Moos und wilden Pflanzen. „Das erinnert an unsere alten heidnischen Rituale“, sagt Marketingexperte Stongvilas.
Den Einwand, dass die meisten Ingredienzen des Nationaldufts nicht aus Litauen stammen, will er nicht gelten lassen. „Wir haben uns von emotionalen und symbolischen Werten leiten lassen. Sandelholz beispielsweise wird mit Indien und folglich mit den indogermanischen Sprachen assoziiert, zu denen das Litauische als besonders altertümlicher Vertreter gehört. Zedern symbolisieren Standhaftigkeit, und Moschus steht für Selbstvertrauen, und daran hat es unserem Volk nie gemangelt“, meint Stongvilas.
Die skurrile Idee ist auf Resonanz gestoßen. Das Außenministerium in Vilnius hat Proben an alle in Litauen ansässigen Botschafter geschickt. Auch die in Afghanistan stationierten litauischen Soldaten haben einen duftenden Gruß aus der Heimat erhalten. Weitere Abnehmer sind die litauischen Botschaften in aller Welt sowie Hotels und Flughäfen in Litauen, deren Gäste und Passagiere ab sofort mit dem neuen Wohlgeruch beglückt werden.
Ein Artikel von n-ost-Korrespondent Berthold Forssman.
Fotos: (cc)Kenny Møller/flickr; Parfüm ©lietuvoskvapas.lt