Döner Kebab: Zu Recht Botschafter der Türkei?
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Anne DenkingerEiner der europaweit beliebtesten Snacks spät nachts ist das Aushängeschild der türkischen Küche schlechthin - zumindest außerhalb der Türkei. Macht dies die Türken stolz oder haben sie kulinarisch sehr viel mehr zu bieten als den Döner? Zudem ein echtes türkisches Rezept mit grünen Bohnen für den Sommer.
Es ist Freitagnacht - oder besser gesagt Samstagmorgen. Nach 6 Lager und einigen Shots schreit der Magen nach einem kurzen Zwischenstopp beim nächsten Dönerladen. Deine zitternden Hände graben sich gierig in die Alufolie, die um den Dönerkebab gewickelt ist, der mit Gemüse und undefinierbarem Fleisch gefüllt, vor Knoblauch-Joghurt-Sauce nur so trieft. Man betet noch zum Dönergott, bevor man ins Bett fällt - noch mit den Schuhen an den Füßen.
Was aber ist nun wahre türkische Küche?
Man kann nicht leugnen, dass das berühmte Fleischsandwich einige der essentiellen Zutaten türkischer Essgewohnheiten zusammenführt: Fleisch, Brot, Joghurt, Knoblauch und Gemüse. Aber wusstest du, dass der Döner 1971 vom türkischen Einwanderer Mahmut Aygün in Berlin erfunden wurde? Der Bestseller hat wenig mit der reichen und vielfältigen Küche zu tun, die die Türkei zu bieten hat. Es gibt ein türkisches Wort, das die türkische Küche gut beschreibt: keyif. Man könnte es mit „Lebensfreude“ übersetzen. Stell dir vor, du sitzt an einem herrlich sonnigen Sommertag auf einer Terrasse, nippst an einem kühlen Bier, kaust ein paar Kartoffelchips, während du dich mit deinem besten Freund unterhälst… Das ist keyif und gleichzeitig das Gefühl, welches einem der Genuss türkischer Küche immer und immer wieder vermittelt: Eine delikate Mischung mediterraner und fernöstlicher Geschmäcker mit deutlich spürbarem zentralasiatischen Erbe. Dabei ist türkisches Essen von Region zu Region äußerst verschieden und bietet Feinschmeckern eine breite Auswahl.
In meiner Familie aus Istanbul besteht ein typisches Abendessen aus Proteinen (hauptsächlich rotes Fleisch, zusammen mit Gemüse gekocht), Kohlenhydraten (normalerweise Reis), ein oder zwei vegetarischen Gerichten (entweder Gemüse oder Hülsenfrüchte in Olivenöl gekocht), einem grünen Salat und Brot (Weißbrot oder Baguette) - und von alle dem nicht wenig! Als Dessert wird entweder ein Milchgericht (Reispudding) oder ein Gebäck (Baklava) serviert. Den krönenden Abschluss bildet eine Auswahl frischer Früchte.
Zurück zum Döner
Wenn man in den Osten der Türkei reist, wird einem noch sehr viel mehr Fleisch aufgetischt, das dann auch Kebab genannt wird. Denn im Türkischen versteht man unter Kebab diverses gegrilltes, gebratenes oder geschmortes Fleisch, das manchmal zusammen mit Gemüse gekocht ist. Die aus Zentralasien stammenden Türken lieben ihr Fleisch tatsächlich - besonders Lamm- (oder Hammel-) Fleisch. Im späten 11. Jahrhundert siedelten sie sich im fruchtbaren Gebiet von Kleinasien an und begannen dort aber auch mit viel Gemüse zu kochen. In den westlichen Regionen (Ägäis und Marmara) ist alles, was mit Olivenöl zubereitet ist, königlich. Die mediterranen Einflüsse erbten die Türken von den Bewohnern der westlichen Ecke Kleinasiens; den Griechen und den Römern. Die Gerichte, die man zeytinyağlılar nennt, stellen dabei ein unumgängliches und alltägliches Muss dar. Es handelt sich dabei um verschiedenes Gemüse, das in Olivenöl gedünstet wird. Die zeytinyağlılar werden meistens kalt serviert, was an heißen Sommertagen besonders erfrischend ist. Und sie sind eine großartige Alternative für diejenigen, die von dampfgegartem Grünzeugs endgültig die Nase voll haben. Zwiebeln und Tomaten sind die Basis der meisten dieser Gerichte, da sie das Essen noch schmackhafter machen. Fast alle Gemüsearten werden auf diese Weise zubereitet - von den Bohnen bis zu den Auberginen.
Wer die Gelegenheit hat, ein meyhane (türkischer Pub) in Istanbul zu besuchen, der wird nicht nur Bekanntschaft mit den beliebten mezes (Vorspeisen zu alkoholischen Getränken) machen, sondern auch alle Arten von gegrilltem Fleisch, Fisch und andere Delikatessen kennenlernen: Von Innereien und gedünstetem Hammelhirn mit Olivenöl und Zitronensaft bis hin zu geschmorter Kalbsleber mit roten Zwiebeln und Petersilie. Folglich hat die türkische Küche weitaus mehr zu bieten, als den Döner zu später Stunde. Es ist eigentlich ein wenig beleidigend, dass ein industriell gefertigtes und mit allerlei fragwürdigen Soßen (ich habe selbst hawaiianische (!) Soße gesehen) serviertes Fleischsandwich die Esskultur eines kulinarisch derartig reichen Landes mit mehr als 70 Millionen Einwohnern repräsentieren soll. Also, lasst uns ehrlich sein: Löst der Döner Kebab wirklich keyif bei ihnen aus, oder nicht doch eher Sodbrennen?
Zeytinyağlı fasulye (Grüne Bohnen in Olivenöl, für 4 Personen als Beilage)
Zutaten
• 500 g grüne Bohnen; die Enden entfernen (in der Türkei werden meistens Stangenbohnen verwendet, diese sind jedoch im Ausland schwer zu finden. Wenn du Stangenbohnen verwendest, solltest du ebenfalls die Fäden entfernen, ansonsten könnten diese leicht im Hals stecken bleiben!)
• 1 mittelgroße Zwiebel, gewürfelt
• 4 reife Tomaten, gewürfelt
• 1 Karotte (wahlweise), gewürfelt
• 3 Esslöffel Olivenöl
• 1 Teelöffel Salz
• ½ Tasse heißes Wasser
• Italienische Petersilie, klein geschnitten, zur Dekoration
Zubereitung:
Zwei Teelöffel Olivenöl in einer mittelgroßen Pfanne erhitzen. Die gewürfelten Zwiebeln hinzugeben und dünsten, bis sie sich gelblich färben (nicht bräunen). Die Karotten hinzufügen und einige Minuten ebenfalls dünsten. Anschließend auch die Tomaten und grünen Bohnen anschwitzen. Mit heißem Salzwasser ablöschen. Deckel drauf, die Herdplatte auf mittlere Hitze stellen und kochen lassen, bis die Bohnen gar sind (aber nicht zu weich). Die Bohnen in eine Keramik- oder Glasschüssel geben und warten, bis sie komplett abgekühlt sind. Anschließend zugedeckt in den Kühlschrank stellen und eine Stunde kühl gestellt lassen. Dann den letzten Teelöffel Olivenöl über die Bohnen träufeln und mit Petersilie dekorieren.
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Fotos: Grüne Bohnen in Olivenöl ©Suna Ekmekcioglu
Translated from A brief history: döner kebab, fair ambassador to Turkey?