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DJ-Kollektiv C2C: Geremixte Gefühle

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Translation by:

Effy Gromann

Kultur

Seit seiner Gründung hat das DJ-Kollektiv aus dem französischen Nantes so ungefähr alles mit einem Plattenspieler angestellt, was möglich (oder unmöglich) scheint. In einem Jahr haben C2C dann außerdem auch noch alles eingesackt, was eine Turntable-Gruppe nur so abstauben kann.

Nach vier Nominierungen für die „Victoires de la musique“ in Frankreich ging es gleich weiter mit dem Publikumspreis der EBBA Awards. Interview in fünf Beats und einem Backspin.

Mal im Ernst: Irgendwie nervt die Erfolgswelle der Franzosen von C2C langsam. Letzte Woche, und damit drei Monate nach Veröffentlichung ihres Albums Tetra (UM – Label OnandOn), erfuhr das DJ-Kollektiv relativ überraschend - auch für uns – dass es in vier Kategorien zu den französischen Victoires de la musique nominiert ist, einer Preisverleihung irgendwo zwischen Césars und Talentshow.

Es ist erstaunlich, die vierfachen DJ-Weltmeister gegen Céline Dion und Benjamin Biolay ins Rennen  gehen zu sehen. Fast ebenso erstaunlich wie der Auftritt der Turntable-Formation bei den diesjährigen EBBA Awards im niederländischen Groningen, wo eigentlich schamlos Europop beworben wird. Die Sache ist aber die: Irgendwie schaffen es C2C doch immer wieder alle zu überraschen.

Im Januar konnten Atom, Pfel, 20syl und Greem die EBBA-Zuschauer begeistern und den Publikumspreis abstauben. Seit die Gruppe sowohl auf den Sommerfestivals als auch auf den Playlists der Supermarktketten zu hören ist, fragen sich C2C immer häufiger, was sie da eigentlich verloren haben. Kurz vor der Preisverleihung haben wir mit mit Pfel und 20syl gesprochen und erlebten „geremixte“ Gefühle.

cafebabel.com: Wie habt ihr von eurer Nominierung für die EBBA Awards erfahren?

20syl: Man hat uns schlicht und ergreifend angerufen und gesagt, dass wir in der Auswahl sind. Das fanden wir natürlich klasse. Wir mussten allerdings erstmal nachschauen, was das denn genau ist, denn wir kannten die Veranstaltung vorher nicht. Also haben wir gegoogelt, wer in den vergangenen Jahren so alles gewonnen hat, die jeweilige Vorauswahl fanden wir gut. Und weil der Wettbewerb auch noch vom Live-Setting her überzeugt hat, haben wir uns einfach gesagt: warum nicht?

cafebabel.com: Die Künstlerauswahl ist ja recht poplastig. Findet ihr es nicht komisch, zusammen mit diesen Künstlern genannt zu werden?

Pfel: Ich glaube, dass es sich hierbei einfach um ein Lineup von Künstlern aus verschiedenen Ländern und damit natürlich auch verschiedenen Kulturen handelt. Die Preisträger wurden sicher nach länderspezifischen Kriterien ausgewählt. Aber es stimmt schon, als wir mal so ein bisschen Bilanz gezogen haben, haben wir gemerkt, dass die Gruppen nicht alle aus dem gleichen Genre sind. Abgesehen von Dope D.O.D. fühlen wir uns mit keinem der Musiker irgendwie verbunden. Aber ich glaube es tut auch mal gut mit sowas konfrontiert zu werden.

Wo die Reise hingeht wissen wir selber noch nicht so genau.

20syl: Außerdem kann es ja auch sein, dass die Organisatoren dieses Jahr ihr Auswahlspektrum in Bezug auf die Genres etwas geöffnet haben. Insgesamt sind wir überhaupt gerade dabei, uns die ganze Zeit zu fragen: „Was um Himmelswillen haben wir da überhaupt zu suchen?!“. Wo die Reise hingeht wissen wir selber noch nicht so genau und das „Anders-sein“ ist ein bisschen zu unserem Markenzeichen geworden. Wir haben das alles nicht so vorausgeplant. Als wir Anfang 2012 die EP (Down The Road; A.d.R.) rausgebracht haben, hatten wir noch keine Ahnung, was uns erwartet.

Die vier DJs von C2C verstecken sich rechts im Bild

cafebabel.com: Also hat euch der Erfolg komplett unvorbereitet erwischt?

20syl: Sagen wir so, es war ein glücklicher Zufall, der wiederum auf sehr konkreten Umständen beruht. Und ich glaube, dass die Qualität des Albums auch ein bisschen für sich spricht. Wir haben uns sprichwörtlich ein Bein ausgerissen für diese Platte, waren mit vollem Herzen dabei. Und es ist ziemlich cool, jetzt zu sehen wie sich das auszahlt und von den Leuten so gut aufgenommen wird. Die Leute merken, was wir damit zeigen wollen: eine enorme Vielfalt und unsere diversen Einflüsse.

cafebabel.com: Wann habt ihr daran gedacht, das Album Tetra aufzunehmen?

Pfel: An ein Album haben wir schon seit Ewigkeiten gedacht, sogar noch vor den DJ-Weltmeisterschaften. Wir haben uns gesagt „Jungs, da müssen wir noch ran“. Aber durch den Wettbewerb waren wir dann zeitlich sehr eingeschränkt und als wir angefangen haben live zu spielen, haben wir halt Stücke von anderen gemischt. Aber es stimmt schon, wir hatten immer den Drang „mehr“ draus zu machen. Zum Beispiel ein sechsminütiges Stück, nur weil wir Lust darauf hatten. Es war auch nötig, vorher noch verschiedene eigene Sachen anzufangen und andere Wege zu beschreiten. Ob das jetzt mit Hocus Pocus (das Hip-Hop-Projekt von 20syl und Greem, A.d.R.) oder Beat Torrent (das Elektro-Projekt von Atom und Pfel) war, wir haben jedenfalls davon profitiert, ein bisschen reifer zu werden und danach endlich mit konkreteren Ideen für eigene Stücke wieder zusammenzukommen. Was ich damit sagen will ist, dass wir vor vier oder fünf Jahren wahrscheinlich nicht soweit gekommen wären.

Von links nach rechts: Atom, Pfel, 20qyl & Greem.

20syl: Klar, wenn wir die Platte vor fünf Jahren gemacht hätten, dann hätte sie anders geklungen. Heute haben sich unsere Einflüsse und Inspirationen verändert und natürlich weiterentwickelt.

cafebabel.com: Glaubt ihr, dass dieses Album die DJ-Kultur in Europa auch einem größeren Publikum zugänglich macht?

Pfel: Das hängt ganz davon ab, was die Turntabler den Zuhörern bieten. Weil es trotzdem immer noch eine sehr „nerdige“ Sache bleiben kann, die nur wenige anspricht.

20syl: Ich bin nicht ganz sicher, ob wir überhaupt als Turntable-Gruppe wahrgenommen werden. Ich glaube, dass viele Leute uns einfach als Musikgruppe sehen und sich gar nicht überlegen, wie die Musik denn nun genau produziert wird und der „Scratch“-Effekt entsteht. Im Großen und Ganzen hat es sicher einen Schritt zur Massentauglichkeit gegeben, aber es ist einfach nicht allen bewusst.

C2C spielen am 1. März 2013 im Zénith in Paris das Eröffnungskonzert ihrer internationalen Tournee, die u.a. auch in London, Amsterdam, Frankfurt und Genf Station machen wird.

Illustrationen: Teaserbild mit freundlicher Genehmigung von ©Facebook-Seite C2CBen Lorph Photo); Im Text: Gewinner und live Down The Road ©Facebook-Seite EBBA Awards (© René Keijzer); Video (cc)C2Cdjsofficial/YouTube

Story by

Matthieu Amaré

Je viens du sud de la France. J'aime les traditions. Mon père a été traumatisé par Séville 82 contre les Allemands au foot. J'ai du mal avec les Anglais au rugby. J'adore le jambon-beurre. Je n'ai jamais fait Erasmus. Autant vous dire que c'était mal barré. Et pourtant, je suis rédacteur en chef du meilleur magazine sur l'Europe du monde.

Translated from C2C : « On hallucine un peu sur notre sort »