Dispute over Europe: "Europa hat die besten Chancen, wenn es zusammenhält"
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"Europa im Streit" lautet die etwas ungeschickte Übersetzung des Kongresses "A Dispute over Europe", der am 18. und 19. September im Haus der Kulturen der Welt stattfinden wird. Am 2. Mai starteten die Veranstalter mit einem Kick-Off, der zu Beginn junge Menschen und ihre Sicht auf Europa im Panel "Die Idee von Europa - Next Generation" auf das Podium holte.
Am Anfang der Debatte steht ein Klischee: unpolitisch, unmotiviert und uninteressiert sei die europäische Jugend. Es gehe ihr viel zu gut und sie nehme alles selbstverständlich hin. Ganz überrascht sei man über die 50 Bewerbungen von jungen Europäern gewesen, die dem Aufruf folgten, die eigene Idee von Europa auf dem Panel "Die Idee von Europa - Next Generation" zu präsentieren. Als die Moderatorinnen Nina Jurisch und Isabell Hoffmann die Diskussion so einleiteten, war klar, dass die Veranstalter - die Peter-Weiss-Stiftung, Bertelsmann Stiftung, Allianz Kulturstiftung, BMW Stiftung Herbert Quandt, die Václav Havel Library und das Internationale Literaturfestival Berlin - nur wenig Ahnung von der jungen europäischen Generation, ihren Sorgen, Ängsten, Hoffnungen und Perspektiven haben.
Bye, bye Europa in schwarz-weiß
Glücklicherweise haben Hassaan Bin Shaheen (Pakistan/Grossbritannien), Christian Felgenhauer (Deutschland), Carmela Negrete Navarro (Spanien/Deutschland), Sonja Katharina Schiffers (Deutschland) und Daniel Tkatch (Kasachstan, Israel, Deutschland, Belgien) spannende Perspektiven auf die Europäische Union und keine Scheu, sie den Vertretern der älteren Generation im Publikum nahe zu bringen. Allein die Anzahl der Länder, die hinter jedem Namen im Programm stehen, macht deutlich, aus wie vielen unterschiedlichen Perspektiven die Diskutanten auf die Euopäische Union blicken, mit welchen Lebenserfahrungen sie ihre Statements untermauern können und dass sie die (europäische) Welt nicht in schwarz-weiß betrachten. Im Gegensatz zu machem Gast in Anzug mit Fliege, der mehr Nachrichten und Informationen über die europäischen Nachbarn in deutscher Sprache einfordert, sind die Diskutanten es gewohnt, zwischen verschiedenen Sprachen zu switchen und dank des Internets fähig, den Nachrichten und Debatten in anderen Ländern zu folgen.
Trotzdem wird viel Kritik in den ersten Statements von Daniel und Christian geübt: zu wenig öffentlicher Raum für Kritik an der EU - ein Umstand, der auch den Populisten in die Hände spielt; zu viel politischer Konsens, der daher kommt, das die EU-Kandidaten keinen spezifischen Themen-Wahlkampf führen können; Verschwendung öffentlicher Mittel für Studien über Schnullerketten, Gehälter von EU-Sekretärinnen und Heimtierkrematorien. Carmela ist fast eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die die EU für den Konflikt in der Ukraine im Gegensatz zu den hauseigenen sozialen Proteste in Spanien und Griechenland hat. Nicht zu vergessen, dass niemand mehr die Vielzahl der europäischen Institutionen durchschaut: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen dem Europäischen Rat und dem Rat der Europäischen Union? Gute Frage.
Für ein Europa der gemeinsamen Verantwortlichkeit
Aber die Optimisten sind nicht weit. Sonja lobt das hohe Kooperationslevel zwischen den Staaten und die Solidarität ziwschen den Bürgern der EU. Das Verantwortungsgefühl füreinander und für globale Themen wie Gesundheit, Umwelt, Lebensmittel oder Müll sei gewachsen - die vielen Regulierungen, die die EU durchsetzt, hätten einen hohen Lebensstandard ermöglicht, den andere Länder bewundern. Den politischen Appetit nicht durch eine Glaubenskrise in die Institutionen verlieren, mahnt Hassaan an. Immerhin sei die Europäische Union nicht Pakistan oder Nordkorea. Sie kann Vorbild für andere Länder sein, wie ein politisches System gegen Intoleranz, Rassismus und Fanatismus vorgehen kann. Am besten ganz pragmatisch rangehen, schlägt er vor: Kein europäischer Messiah solle den Weg ins Paradies weisen; es reiche schon, wenn jeder sein politisches Anliegen nach Kräften verfolgen würde. In zehn, fünfzehn Jahren, wenn diese jungen Menschen in den entscheidenden Positionen sitzen, wird sich das Gesicht Europas ohnehin verändern - die Ideen der "next generation" haben einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie das aussehen könnte!
CAFÉBABEL BERLIN STREITET ÜBER EUROPA
Cafébabel Berlin ist offizieller Medienpartner von A Dispute over Europe. Ab dem 2. Mai 2014 könnt ihr hier Interessantes vom Kongress und Interviews mit den Panelteilnehmern lesen. Mehr Updates gibt es auf Facebook und Twitter.