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Die Festung wird ausgebaut

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Telefonüberwachung, Biometrie, Nano- und Gentechnologie: Im Kampf gegen den Terrorismus greifen die Behörden tief in die Technikkiste. Doch auch das Tierreich kommt zum Zug.

London, 10. August 2006: Die britischen Behörden vereiteln einen Anschlag. Terroristen wollten mehrere Flugzeuge während des Fluges über den Atlantik zur Explosion bringen. Die Kontrollen für Flugreisende am Londoner Flughafen Heathrow werden verstärkt. Sie dürfen weder das übliche Handgepäck mit an Bord nehmen, noch irgendwelche Flüssigkeiten mit sich führen.

In derselben Woche treffen sich in Brüssel Experten der Zivilluftfahrt, um die technische Durchführbarkeit von neuen – und umstrittenen – Antiterrormaßnahmen zu diskutieren. Darf eine Regierung auf die persönlichen Daten von Reisenden zugreifen? Soll die biometrische Identifizierung von Reisenden durch die Iris, wie sie in holländischen Flughäfen schon auf freiwilliger Basis möglich ist – in ganz Europa eingeführt werden? Tony Blair geht sogar noch einen Schritt weiter: Er will Personen, die aufgrund ihrer Ethnie verdächtig scheinen, am Flughafen noch rigoroseren Kontrollen unterziehen.

Jeder Klick wird gespeichert

Der Kampf gegen den Terrorismus fordert nicht nur den Zugriff auf die Daten der Fluggesellschaften oder auf unsere biometrischen Codes. Die Behörden wollen auch wissen, mit wem wir kommunizieren. Im Dezember letzten Jahres hat das Europaparlament eine Richtlinie verabschiedet, die die systematische Speicherung wichtiger Telefon- und Internetdaten (Sender, Empfänger, Uhrzeit, etc.) vorsieht. Jegliche Verbindungsdaten für Telefon, SMS und Internet müssen von den Anbietern sechs bis 24 Monate lang gespeichert werden. Die Polizei kann dann für ihre Nachforschungen bei den Anbietern die Daten anfragen.

All diese Maßnahmen wecken das Misstrauen der Bürger – doch die Behörden wollen noch weiter gehen. Großbritannien plant, mit Hilfe von Überwachungskameras die Bewegung sämtlicher Fahrzeuge auf britischen Straßen zu kontrollieren. So könnte auch ein einzelnes Fahrzeug über mehrere Jahre hinweg beobachtet werden. Auf Grundlage dieser Technologie gibt es auf manchen Flughäfen schon Kameras, die mit einer Software zur Gesichtserkennung ausgestattet sind. Jedes Gesicht, dass die Kamera aufnimmt, wird mit den Gesichtern einer riesigen Datenbank abgeglichen. Die Kameras arbeiten präzise: Neun von Zehn Personen können so wiedererkannt werden.

Fast schon Science Fiction

So umstritten diese Maßnahmen sein mögen – wenn sie scheitern, warten andere Ideen auf ihre Umsetzung, die fast schon an Science Fiction grenzen. Es wird bereits an der Entwicklung einer Software gearbeitet, durch die Flugzeuge komplett vom Boden aus gesteuert und gelandet werden können. Die internen Kontrollapparate des Flugzeugs werden so blockiert.

Der Krieg gegen den Terrorismus ist eine High-Tech-Schlacht. Doch auch das Tierreich hat in ihr seinen Platz. Als der Hurrikan Katrina letztes Jahr über der Südküste der USA wütete, befreite er ein paar Dutzend Delphine. Sie waren von der US-Armee trainiert worden, um auf eventuelle Terroristen zu schießen oder Unterwasserspione zu entdecken. In Japan wird mit genetisch veränderten Fischchen experimentiert. Sie sollen auf Gift reagieren, das ins Wasser geschüttet wird, und dabei automatisch ihre Farbe ändern. So soll verhindert werden, dass die Wasservorräte einer Großstadt vergiftet werden.

Kampf gegen einzelne Gruppen

An einer weitere Front kämpft man gegen chemische und biologische Waffen. Die im Entstehen begriffene Nanotechnologie, durch die Materie auf molekularer Ebene verändert werden kann, wird dabei die größte Rolle spielen. In Zukunft will man mit Hilfe dieser Technik biologische und chemische Waffen leichter aufspüren und abwehren.

Doch damit nicht genug. Seit 1998 erforscht Israel den Einsatz von Genwaffen. Sie können das Genom eines Menschen dechiffrieren und so gezielt gegen eine bestimmte Gruppe von Menschen eingesetzt werden, die gemeinsame genetische Merkmale aufweisen.

Wird irgendwann einmal der Punkt kommen, an dem wir unsere Festung nicht mehr ausbauen müssen?

Translated from Acorazando la fortaleza