Die Bierformel: Oh, wundersamer Pilz
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Honorata HolodniakGerste, Wasser, Hopfen und Hefe - vier Zutaten, eine uralte Rezeptur, viel Geschichte und Trunkenheit - sind die Basis für eines der ältesten alkoholischen Getränke der Welt. Glücklicherweise ist die Entdeckung des Bieres weder einem Zaubertrick zu verdanken, noch göttlichen Ursprungs. Die Herstellung basiert auf einer biochemischen Reaktion die durch einen Pilz hervorgerufen wird.
Man sagt, dass ein Bier beim ersten Schluck keinem schmeckt. Alle schneiden die gleiche Grimasse, wenn sie zur gelben Flüssigkeit greifen. Der Gaumen gewöhnt sich jedoch beim wiederholten Genuss allmählich an den intensiven Geschmack dieses traditionsreichen Gebräus. Für viele wird Bier schließlich zu einer unersetzlichen Gewohnheit. Bier ist aus unserem Alltagstrott kaum noch wegzudenken. Es nimmt Platz drei der meist konsumierten Getränke auf der ganzen Welt ein. Nur Wasser und Tee werden häufiger getrunken.
Das Geheimnis des Biers führt uns zu einer speziellen Zutat: dem Pilz Saccharomyces Cerevisiae, auch Hefe genannt. Jeder, der schon einmal eine Pizza gebacken hat, kennt die Masse mit undefinierbarer Farbe. In der Hefe befinden sich Millionen von Mirkroorganismen, die dafür verantwortlich sind, dass sich das Getränk verändert. Dabei wird Energie ohne Sauerstoffzufuhr freigesetzt, die einen einfachen Saft aus Gerste entstehen lässt.
8000 Jahre alte ägyptische Manuskripte belegen, dass zu jener Zeit bereits Gerstenwein von leicht gekochtem Brot gewonnen wurde. Die Erbauer der Pyramiden tranken bereits eine primitive Version des Biers, wie wir es heute kennen. Der Geschmack war zum damaligen Zeitpunkt allerdings süßlicher.
Inspiriert durch ihre Vorgänger, wird auf der Grundlage von Getreiden wie Gerste, Mais, Weizen, oder in besonderen Fällen sogar Hirse, heute Bier hergestellt. Die unterschiedlichen Grundlagen führen dazu, dass es heute unzählige Geschmacksrichtungen gibt. Gerste ist allerdings bis heute dabei der wichtigste Rohstoff.
DER teutonische TOUCH
Im 19. Jahrhundert wurde das traditionelle Rezept um eine Zutat erweitert. Das sollte die Geschichte des Bieres nachhaltig verändern. Der Humulus lupulus, ein Abkömmling der Hanfgewächse, der seine entspannenden Eigenschaften mit dem Cannabis gemein hat, wurde erstmals zum Bier hinzugegeben. Die neue Rezeptur war so ein überwältigender Erfolg, dass sich daraufhin eigene Gilden bildeten, die ihre eigenen Braumeister hervorbrachten.
Überzeugt von dem Erfolg der verbesserten Rezeptur durch Hopfen, erließ der bayrische Herzog Wilhelm IV 1516 das „deutsche Reinheitsgebot". Gemäß dieser Regelung muss ein Bier ausschließlich und verpflichtend aus vier Zutaten bestehen: gemälzte Gerste, Wasser, Hopfen und Hefe. Die deutschen Gesetze haben sich erfolgreich durchgesetzt, bis die Europäische Union sie durch eine eigene Regelung im Jahre 1986 kippte.
INDUSTRIALISIERUNG VS HANDWERK
Obwohl das Rezept für Bier bereits seit tausenden Jahren bekannt war, wurde die industrielle Herstellung und auch die Vermarktung des Bieres erst im 19. Jahrhundert vorangetrieben. Seither werden systematisch auch die Geschmacksvariationen, die Farbe und das Aroma variiert, um die verschiedenen Marken zu etablieren.
Im Laufe der 70er Jahre brauten die ersten amerikanischen Hersteller das Bier nach europäischer Tradition in ihren eigenen Häusern. Ein Jahrzehnt später schwappte der Trend über den Atlantik nach Europa, wo es seither immer mehr Selbstversorger gibt. Die Einfachheit der Bierformel erlaubt es, dass heutzutage weltweit neben den zahlreichen Industriemarken auch Privaterzeuger Bier produzieren können. Und das alles dank eines Pilzes.
Infografik von Adrien le Coärer für CaféBabel
Translated from La fórmula de la cerveza