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Die Bären sind los!

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Berlin

63. Berlinale vom 7.-17.Februar von Daniel Tkatch

Hey, nächste Woche geht's schon los - der Berlinalerummel mit Filmen, Ausstellungen, Pressekonferenzen, Workshops, Bussi Bussi und Händeschütteln, Blitzlichtern und dem Flackern der Projektoren.

Am Potsdamer Platz warten die noch leeren Tickethäuschen auf die Filmfans, die roten Teppiche sind bereit zum Ausrollen und die frisch gedruckten Programme sind bereit für Notizen, Eselsohren und Unterstreichungen mit dem Textmarker.

Das Festival-Komitee hat von den 6000 Bewerbungen 400 Filme herausgesucht. Es wird berichtet, dass der Direktor der Panoramasektion, Wieland Speck, fast 1000 Filme angesehen hat, um dann die glücklichen 52 für diese Berlinale-Sektion zu erwählen. Der Festivalbesucher steht nun also vor der schwierigen Aufgabe, das reichhaltige Programm so zu reduzieren, dass sich dafür die Wartezeit an den Kassenschlangen und die Zeit im dunklen Kinosaal lohnt. Die gute Nachricht dabei ist, dass ein internationales Cafebabel-Team direkt vor Ort berichtet, um Euch die Auswahl leichter zu machen und Euch mit interessanten Informationen und spannenden Stories zu versorgen. Schon jetzt schauen wir fleißig Previews und besuchen Pressekonferenzen!

Wie der ewig gutgelaunte Festivaldirektor Dieter Kosslik auf der ersten Eröffnungskonferenz erzählte, soll im Festival-Wettbewerb dieses Jahr eine ausgewogene Mischung aus großen kommerziellen Produktionen und Independent-Filmen repräsentiert werden. Dabei sind Frauen - vor und hinter der Kamera - ein großes Thema. Dass Emanzipation ein Grundschema der Festivalidentität bildet, ist nicht sehr überraschend, wenn man sich die Jurybesetzung anschaut: zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals sind dort Frauen in der Mehrzahl.

Berlins traditionelle Rolle als Angelpunkt zwischen Ost und West ist, auch wenn diese Polarität etwas altmodisch klingen mag, ein Magnet für Filmemacher aus Mittel- und Osteuropa sowie Asien, deren Filme einen weiteren Schwerpunkt der diesjährigen Berlinale bilden.

Die zwar Bären-lose, aber Trends setzende Panorama-Sektion richtet dieses Jahr seinen Fokus auf Filme aus Nord-, Mittel- und Südamerika. Laut Speck hat sich die US-Filmszene von der "luftleeren Bush-Ära" erholt und die Zuschauer profitieren von einem frischen Geist und Selbstkritik. Ebenso sind Latein- und Südamerika, Länder mit einer boomenden Filmszene, auf dem Festival präsent. Der mittlere Osten bleibt eines der zentralen Themen im Panorama. Die kürzlich erfolgten Wahlen in Israel rufen etwas Hoffnung für die schwierige Situation in Palästina hervor, die in vielen Filmen abgebildet wird.

Ein weiterer Schwerpunkt der Sektion Panorama ist die Untersuchung der Folgen der Wirtschaftskrise und die Ängste der Mittelschicht - dieses Thema wird ebenfalls in der Forum-Sektion abgebildet. Im Forum werden traditionell die ungewöhnlichsten, experimentellsten Filme gezeigt, wobei oft die Grenzen zwischen konventionellem Film und anderen Medien überschritten werden. Dennoch gelingt es hier meist, nicht in die sterile, abstrahierte Museumsfalle zu tappen, sondern relevante, aktuelle Themen in neuer Form auszudrücken. Forum-Direktor Christoph Terhechte kündigte die vielen Produktionen aus Europa in dieser Sektion an, wobei davon viele genau aus den Ländern kommen, die unter der Wirtschaftskrise am meisten zu leiden haben.

Hitlers Machtergreifung vor 80 Jahreen gab den Anlass für die Hommage an den französischen Regisseur, Autoren und Journalisten Claude Lanzmann, der mit dem goldenen Ehrenbär ausgezeichnet werden wird. Lanzmann wurde bekannt durch "Shoa", seinen monumentalen Dokumentarfilm über den Holocaust, der immer noch einer der bedeutendsten Filme zu diesem Thema ist. In der ihm gewidmeten Retrospektive werden viele seiner Filme in einer digital überarbeiteten Version gezeigt.

Das Redaktionsteam von Cafebabel Berlin wird sich, erstmal nicht den brennenden Fragen der Regenbogenpresse (welche Stars kommen dieses Jahr?) widmen. Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. In einer Stadt, wo das Alternative fast schon eine konformistische Pflicht ist, ist es fast unmöglich, solche Fragen zu beantworten - es gibt einfach keinen Konsens darüber, wie ein Star zu definieren ist! "Aber was ist mit George Clooney", fragte ein neugieriger Journalist angesichts dessen laufenden Filmprojekts in Babelsberg. "Wir haben ihn nicht eingeladen", so Kosslicks nonchalante Antwort, "weil er ja sowieso schon da ist."

'' Text: Daniel Tkatch Übersetzung: Sandra Wickert''