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Deutschland ist 60

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Die Deutschen haben am Samstag den 60. Geburtstag ihres Grundgesetzes gefeiert. Das Inkrafttreten der Verfassung am 23. Mai 1949 gilt zugleich als Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland. Die europäische Presse kommentiert den Jahrestag.

Delo, Slowenien - „Die größte Herausforderung? Eigene Interessen mit Europa verbinden“

Die Tageszeitung Delo schreibt, das Grundgesetz sei nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem "wahren Identifikationspunkt" für die Menschen in Deutschland geworden: "Die Verbundenheit mit den freiheitlichen Werten des Grundgesetzes sollte zur wahren Heimatliebe werden. Heute, 60 Jahre nach seiner Annahme, gilt es noch immer als ein Text, der sowohl die Demokratisierung als auch das deutsche Wirtschaftswunder angetrieben hat, das nicht nur eine ökonomische Dimension hatte. Nach dem Ende des Kalten Krieges und nach der Wiedervereinigung ist Deutschland ein anderer Staat geworden, der sich allmählich von seinen Altlasten befreit hat und entschlossener für die Sicherung der eigenen Interessen eintritt. Trotz der Warnung des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt, Deutschland solle sich außenpolitisch mehr zurückhalten, ist das Land mit seiner Armee auch weit über Europas Grenzen hinaus präsent. Die größte Herausforderung für Deutschland bleibt, die eigenen Interessen so gut es geht mit den europäischen zu einem gemeinsamen Nutzen zu verbinden."

(Artikel vom 25.05.2009)

Jyllands-Posten, Dänemark - „Niemand spricht so im Sinne der kleinen EU-Länder wie Deutschland“

Deutschland ist eine lange Perlenkette demokratischer Triumphe.

"Bei der Fußball-WM 2006 sah man erstmals deutsche Fans die schwarz-rot-goldene Fahne schwingen. So lange hat es gedauert, bis die letzten Skelette verschwunden waren," schreibt die Tageszeitung Jyllands-Posten. Auch die Rolle Deutschlands in der internationalen Zusammenarbeit sei bemerkenswert: "Niemand spricht so im Sinne der kleinen EU-Länder wie Deutschland. Davon hat nicht zuletzt Dänemark 1992 nach dem Nein zum Maastrichter Vertrag profitiert. Deutschland hat im internationalen Rahmen eine derartige Zurückhaltung an den Tag gelegt, dass dies paradoxerweise bei den alten Gegnern des Landes auf Kritik gestoßen ist. Erst in den vergangenen Jahren hat Berlin begonnen, an den militärischen UN-Missionen im Ausland teilzunehmen. Deutschland ist ein großer Erfolg; eine lange Perlenkette demokratischer Triumphe. Denkt man an den Ausgangspunkt 1945, dann ist es nicht verwunderlich, dass im Zusammenhang mit dem neuen Deutschland so oft das Wort 'Wunder' fällt."

(Artikel vom 25.05.2009)

©Chris Grabert/flickr

FAZ, Deutschland - „Diskurse in West und Ost zeigen, dass die Vereinigung nicht vollendet ist“

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung lobt die Belastbarkeit des deutschen Grundgesetzes: "Die [deutsche Wieder-] Vereinigung ist von Verfassungs wegen abgeschlossen, und auch dafür war das Grundgesetz der solide, der richtige Rahmen - allen Kritikern zum Trotz, die vor zwanzig Jahren demokratieromantisch für eine Neugründung per Konstituante plädierten. Politisch, wirtschaftlich und geistig haben die Jahrzehnte der Teilung jedoch Spuren hinterlassen und neue Probleme aufgeworfen. Der Sozialstaat ist unter Druck geraten, das Parteiensystem hat sich verändert, Diskurse in West und Ost zeigen, dass die Vereinigung nicht vollendet ist. Unser politisches System wird auch diese Probe bestehen. Das Grundgesetz ist flexibel genug, um die daraus folgenden Belastungen auszuhalten, und offen genug, um andere Entwicklungen - etwa die europäische Einigung - begleiten zu können."

(Artikel vom 25.05.2009)

Polska, Polen - „Schade, dass der letzte Aufmacher des Spiegel die feierliche Stimmung trübt“

Die Tageszeitung Polska nennt die Gründung der Bundesrepublik Deutschland vor 60 Jahren einen "beispiellosen Glücksfall in der deutschen Geschichte": "Zum ersten Mal können sie [die Deutschen] sich über all das freuen, was sie in ihrer Hymne singen: Einigkeit und Recht und Freiheit. Und sie haben vom Schicksal sogar noch mehr bekommen: nämlich Wohlstand. Schade, dass der letzte Aufmacher des Wochenmagazins Der Spiegel [der sich auf Helfer Adolf Hitlers aus anderen Ländern bezieht,] diese feierliche Stimmung trübt. Als am 23. Mai 1949 der Parlamentarische Rat in Bonn die Annahme des Grundgesetzes verkündete, war Deutschland ein geteiltes und nicht souveränes Land. Deswegen hat man sich entschlossen, das Grundgesetz nicht als neue deutsche Staatsverfassung zu bezeichnen. [...] Die Westdeutschen haben es vermocht, schnell und gewaltlos ihre Freiheit auszuweiten. Der Schlüssel dafür war die Integration in den Westen."

(Artikel vom 25.05.2009)

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