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Der Präsident und sein Ganga

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Wien

­Mit der Le­ga­li­sie­rung von Ma­ri­hua­na hat Uru­gu­ay Ende 2013 für Schlag­zei­len ge­sorgt. Es ist damit das erste Land, in dem der staat­li­che Anbau und Han­del von Can­na­bis er­laubt ist. Wird Uru­gu­ay nun wie Ams­ter­dam zu einer Me­tro­po­le des Dro­gen­tou­ris­mus?

Für einige Tage im Februar verwandeln sich die Straßen Uruguays in ein buntes Spektakel: Umzüge mit Verkleideten, spärlich bekleideten Frauen und eine Vielzahl Trommler.

Zwischen ihnen sind auch immer wieder verkleidete Gruppen zu sehen, wie etwa eine, in der alle Präsidenten José Mujica nachmachen. Jeder streicht mit seinem Kostüm eine andere Seite von Mujica hervor. Einer der Männer etwa ist im Strandoutfit und hält ein Schild in der Hand, auf welchem in großen grünen Buchstaben Marihuana zu lesen ist. Damit wird auf das neue Gesetz der Regierung angespielt, welche seit kurzem den Handel mit Cannabis legalisierte.

Mit der Legalisierung von Marihuana hat Mujica Ende 2013 für Schlagzeilen gesorgt. Mit dem neuen Gesetz ist Uruguay das erste Land weltweit, in dem der staatliche Anbau und Handel von Cannabis legal ist. Nur mit einer knappen Mehrheit von 16 gegen 13 Stimmen sprach sich der Senat für die  Regierungsinitiative aus. Mit dem neuen Gesetzt können dann monatlich bis zu 40 Gramm in der Apotheke eigekauft werden. Offiziell gehandelt wird es aber voraussichtlich erst Mitte des Jahres – bis dahin hat die Drogenbehörde noch Zeit, Spielregeln für den Handel aufzustellen.

Mit dem neuen Gesetz hat sich Mujica allerdings nicht nur Freunde gemacht. Im Gegenteil: Umfragen zufolge sind zwei Drittel der Bevölkerung gegen die Legalisierung von Anbau und Handel unter staatlicher Kontrolle. Sie sehen in der Legalisierung ein großes Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung.

Kein zweites Amsterdam

Die Befürworter scheinen allerdings umso euphorischer. „Uruguay ist das fortschrittlichste Land Süd-Amerikas! Irgendwann wird Marihuana auch in anderen Ländern legal sein. Wir sind einfach nicht so konservativ!“ sagt eine uruguayische Reisende in Punta Ballena, einem kleinem Badeort im Süden des Landes. Die anderen Besucher des Hostels stimmen ihr freudig zu.

Wer nun aber glaubt Uruguay wird bald eine Hochburg für den Cannabis-Tourismus, der irrt. Die Regierung möchte mit dem neuen Gesetz keine Touristenströme in Land locken, sondern, so Mujica, die Drogenkartelle von einer Einnahmequelle abschneiden. Ob dieser Versuch von Erfolg gekrönt ist muss sich jedoch noch zeigen.

Touristen, die nun mit dem Bild von Amsterdam im Kopf durch Montevideo spazieren, werden vermutlich überrascht sein. Weder Coffeeshops noch Drogentouristen sind zu bemerken. Für Ausländer, sowie auch für Minderjährige, ist der Drogenkonsum in Uruguay außerdem weiterhin verboten.

Ganz im Gegenteil: Die Hauptstadt von Uruguay ist zu Beginn des Jahres relativ ausgestorben. Karneval-Hochburgen, allen voran La Pedrera, ziehen viele junge Reisende aus der Hauptstadt an den Strand.