Der Mindestlohn zerstört Arbeitsplätze!
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Sybille Galter-Espeche|Meinung| Der Mindestlohn aus US-neoliberaler Perspektive: Der gesetzliche Mindestlohn hat trotz bester Intentionen den Lebensstandard von Geringverdienern nicht verbessert. Und, was noch schlimmer ist: die negativen Auswirkungen dieser Marktmanipulierung werden einfach übersehen. Wir klammern uns immer noch an Emotionen statt Argumente.
„Unerwarteter Artikel im Verpackungsbereich“, plärrt mir der Kassenautomat im Supermarkt entgegen. Als ich den Anweisungen am Bildschirm folge, blinkt plötzlich ein Licht, und ein lauter Signalton ertönt. Nein, ich versuche nicht, etwas zu stehlen –der Kassenautomat verhält sich einfach unkooperativ. Den ausbleibenden Reaktionen des Personals und der anderen Kunden zufolge, ist dies anscheinend normal. Solche Automaten sind die Folge einer fehlgeleiteten Wirtschaftspolitik, worauf ich gleich näher eingehen möchte.
Und die Schwächsten leiden
Die Armut und Not, die manche Menschen erleiden müssen, um über die Runden zu kommen, ist schwer zu ertragen. Die Anteilnahme ist groß, aber nur solange die eigene Brieftasche nicht betroffen ist. Das Elend dieser Menschen lässt uns aufschreien: „Erhöht den Mindestlohn!“ Und Politiker werden schnell aktiv, denn sie wittern solche Gelegenheiten wie Haie frisches Blut. Wenn aber der Populismus auf diese Weise die Vernunft aussticht, sind es aber doch am Ende die Schwächsten, die am meisten darunter leiden müssen.
Auf den ersten Blick ist es eine großartige Idee: Wir erhöhen den Mindestlohn, und alle Menschen, die in Armut leben, bekommen über Nacht eine Lohnerhöhung. Den gierigen Konzernen wird ein Teil ihrer Gewinnmargen gestrichen und die Welt wird ein Stückchen gerechter. Ein Jammer nur, dass es nicht ganz so einfach ist. Denn diese Argumentation stößt sich an der harten Realität. Die Höhe des Lohns ist der Preis für eine Arbeit; er wird je nach Angebots- und Nachfragesituation auf dem Markt sowie nach der Produktivität einer Person berechnet.
Indem ein Mindestlohn festgesetzt wird, legt das Gesetz also effektiv ein Mindestmaß an Produktivität fest. Im Klartext: Wenn man keine Arbeit beherrscht, die 8 Euro pro Stunde wert ist, darf man auch nicht arbeiten. Der einzige Grund, warum jemand Arbeitsplätze schafft, ist immerhin, um Geld zu verdienen. Wenn ein Arbeitnehmer aber mehr kostet, als er oder sie wert ist, ist der Arbeitgeber gezwungen, etwas zu unternehmen.
BESSER TANKSTELLE, ALS ZU HAUSE SITZEN
Zu den Maßnahmen, die ein Arbeitgeber ergreifen kann, zählt unter anderem die Umlage der Kosten auf den Verbraucher. Einige Unternehmen verzeichnen zwar enorme Gewinne, die Margen sind dabei jedoch hauchdünn. Diese Unternehmen können die Kosten einer gesetzlich vorgegebenen Lohnerhöhung also unmöglich selbst tragen. Die daraus resultierenden Preissteigerungen belasten den Geldbeutel des Verbrauchers, und die größten Verlierer sind dabei erneut die wirtschaftlich Schwächsten.
Es geht noch weiter. Indem die ersten Sprossen der Karriereleiter quasi komplett entfernt werden, wird diesen benachteiligten Personen auch die Gelegenheit genommen, eine Arbeit überhaupt erst zu erlernen. Selbst der oder die Schulabbrecher(in) kann sich bei einem schlecht bezahlten Hilfsjob an der Tankstelle viele wertvolle Fähigkeiten aneignen. Er oder sie muss z.B. früh aufstehen und pünktlich bei der Arbeit erscheinen. Wenn man viel Zeit an einer Tankstelle verbringt, kann man außerdem Einiges aufschnappen, das für eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker nützlich sein könnte. Schlicht nutzlos wäre es, zu Hause bleiben zu müssen – welche Folgen hätte das für das Selbstwertgefühl der Betroffenen?
Arbeitgeber würden auch nach anderen Wegen suchen, die Anzahl der erforderlichen Mitarbeiter zu reduzieren, wenn sie für ihre Arbeitskräfte zu viel bezahlen müssten. Teure Anschaffungen, wie z. B. mein nörgelnder Kassenautomat, werden so plötzlich viel attraktiver. Auch wenn die Kunden ihn nicht unbedingt mögen, ziehen sie ihn doch höheren Preisen vor. Weniger Kellner und Barpersonal haben auch einen langsameren Service zur Folge; da wir jedoch mit unseren Brieftaschen wählen und diejenigen Betriebe honorieren, die uns das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, kommt der Arbeitgeber schnell zur Erkenntnis, dass er keine Wahl hat und mit weniger Personal auskommen muss. Unzählige Tankstellenhelfer, Pagen, Platzanweiser, Fast-Food-Angestellte, und – der Kassenautomat vor mir beweist es – Kassierer, haben durch den gesetzlichen Mindestlohn ihre Arbeit verloren.
Der freie Wille Arbeit und Geld auszutauschen
Jobs, die das auferlegte Mindestniveau an Produktivität nicht erfüllen, gibt es weiterhin – sie werden jedoch als Schwarzarbeit in die Illegalität gedrängt. Genau wie jede andere Preisfestsetzungsmaßnahme führt auch der Mindestlohn zu Engpässen und zur Entstehung von Schwarzmärkten. „Aber das ist unfair”, denken da viele, denn wie soll man mit weniger als 8 Euro pro Stunde eine Familie ernähren?
Wie soll man seine Miete bezahlen? So kann man doch kein würdevolles Leben führen. Diese schwierigen Umstände sind real; indem jedoch per Gesetz eine geringere Anzahl an Menschen ein paar Euro mehr pro Stunde verdient, wird diese Situation nicht verbessert, sie wird im Gegenteil noch verschlimmert. Außerdem, wieso gehen wir eigentlich davon aus, dass jeder Arbeitsplatz die Bedürfnisse eines Hauptverdieners erfüllen muss? Was ist mit den jungen Menschen, die noch zu Hause leben, und mithilfe einer ungelernten Arbeit etwas für sich und ihre Familien dazuverdienen? Sollte von ihnen erwartet werden, eine Familie zu ernähren? Muss jeder, der arbeitet, auch in der Lage sein, eine Miete zu bezahlen?
Ein Videobeitrag zur Befürwortung des Mindestlohns.
Befürworter des Mindestlohns erinnern gerne an vergangene schwere Zeiten und die Bilder von Grubenarbeitern, Hafenarbeitern und Sweatshops. Diese Art der Ausbeutung, war den Arbeitern jedoch oftmals lieber als die Alternative – nämlich ein Leben in landwirtschaftlicher Subsistenz. Und durch die Steigerung der Produktivität und große Investitionen wurden Millionen Menschen aus der Armut herausgeführt; die Löhne stiegen stetig an und Sweatshops verschwanden noch lange bevor der Mindestlohn eingeführt wurde. Was wurde durch diese Maßnahme also erreicht? Ausbeutung ist nun illegal – das klingt großartig und bringt den Politikern Anerkennung. Tatsächlich haben sie sich jedoch wie Verkehrspolizisten vor den wirtschaftlichen Fortschritt gestellt und ihm Einhalt geboten.
Zu guter Letzt möchte ich noch auf den Aspekt des freien Willens hinweisen – der vielleicht wichtigste Gesichtspunkt zu diesem Thema. Warum sollte man nicht selbst entscheiden können, ob eine bestimmte Arbeit für einen selbst lohnenswert ist oder nicht? Woher nimmt jemand das Recht, sich in den Weg zu stellen, wenn zwei Parteien sich aus freiem Willen dazu entscheiden, Arbeit und Geld auszutauschen? Vorsicht vor Kreuzzüglern mit guten Absichten, populistischen Politikern und unerwarteten Artikeln im Verpackungsbereich.
Translated from Why the minimum wage hurts the economy