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Der Kampf der Schnurrbartfrauen

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In der Türkei sind die Frauen kaum in der Politik vertreten. Ein Verein, der sich für die Rechte der Frauen stark macht, will das nun ändern.

„Seit Jahren sind es die Frauen, die für Hausarbeiten, Kindererziehung bzw. Alten- und Krankenpflege zuständig sein sollen...“ Was Seyhan Eksioglu, Vorsitzende des Vereins KaDer sagt, entspricht der Realität: In der Türkei sind nur 4,4 Prozent der Frauen Abgeordnete (im Parlament), und weniger als 1 Prozent sind Bürgermeisterinnen.

Während Frauen in Deutschland 31 Prozent der Sitze im Bundestag einnehmen und im französischen Parlament 12 Prozent Frauen sitzen, hinkt die Türkei hinterher. Auch der kurze Auftritt von Tansu Ciller als Premierministerin vor zehn Jahren oder von Leyla Zana, erste kurdische Abgeordnete (heute inhaftiert), haben nichts daran geändert: in der Türkei sind Frauen in der Politik nicht willkommen.

Angesichts dieser traurigen Zahlen haben die Türkinnen beschlossen, aktiv zu werden und sich dem Verein KaDer anzuschließen. Dieser Verein zählt derzeit mehr als 3000 Mitglieder, die sich auf die 11 Provinzen des Landes verteilen. Seit zehn Jahren kämpft er mit der Unterstützung des Europäischen Frauenlobby (LEF), um die Anzahl von Frauen in den politischen Gremien der Türkei zu erhöhen. Um für ihre Idee zu werben, scheuen sich die Aktivisten nicht, in politischen Versammlungen mit einem Schnurrbart aufzutreten und den Slogan „Muss man ein Mann sein, um in ein Parlament gewählt zu werden?“ zu skandieren.

Indem sie sich dieses Symbols der türkischen Männlichkeit bemächtigen, wünschen sich die Frauen, die Parteichefs auf sich aufmerksam zu machen und das Bewusstsein ihrer Landsleute zu wecken.

Die Kluft bleibt groß

Laut Hülya Ugur Tanriover, Professorin an der Galatasaray-Universität in Istanbul und Spezialistin für Frauenfragen in den türkischen Massenmedien, bleibt die Kluft zwischen den Geschlechtern groß. Wenn die Teilnahme von Frauen in der Politik nicht gerichtlich verhindert wird, hält sie die gesellschaftliche Realität davon ab.

„Wenn die Frau in Großstädten arbeitet, wird sie vor allem als Ehefrau und Mutter betrachtet“, so Tanriover. Für die Gesellschaft sind die Bedürfnisse der Frauen zweitrangig. „Schauen Sie sich die sehr geringe Anzahl von Krippen bzw. Kindergärten an oder die Gehaltsunterschiede, die die Frauen klar benachteiligen“, betont die Professorin.

In der Türkei scheint der Kampf der „Schnurrbartfrauen“ von KaDer sein Ziel erreicht zu haben. Die Frage der Gleichberechtigung in den türkischen Institutionen gilt nun die Aufmerksamkeit der Medien. Die Zeitungen haben von den Vertreterinnen des Vereines berichtet, und die politischen Parteien konnten ihre Ohren vor diesem Ruf nicht verschließen. Die meisten Parteien wollen nun reagieren, auch wenn die Forderung von KaDer - 33 Prozent Frauen auf den Wahllisten und freie Kandidatur für Frauen - noch unrealistisch erscheint. Nächster Test: die Parlamentswahlen am 4. November.

Quoten, Diskriminierung oder Gleichberechtigung?

Während in den meisten europäischen Ländern Maßnahmen für eine „positive Diskriminierung“ des schwachen Geschlechts ergriffen wurden, erhitzt diese Frage in der Türkei noch die Gemüter. Für den Schriftsteller Nükmet Kardam ist eine Frauquote das einzige Mittel „die Türkei vom beschämenden 162. Platz auf der Weltrangliste des Frauenanteils in der Politik wegzuholen, und damit eine echte Demokratie herzustellen“.

Dennoch wird das Anliegen der Frauen weiter heruntergespielt. „Die Geschäftsfrauen zum Beispiel sind in der Türkei erstaunlich zahlreich. Doch sie kümmern sich nicht wirklich um Fragen des Frauenrechts“, bedauert Hülya Ugur Tanriover.

Und was ihre männlichen Kollegen anbetrifft „haben diese sogar für Menschenrechte, Frauenrechte, Erziehung, Gesundheit, Wirtschaft und sogar für die Gleichstellung von Mann und Frau im bürgerlichen Gesetzbuch und im Strafgesetzbuch gestimmt. Sie möchten jedoch, dass die Politik für sie reserviert bleibt“ analysiert Seyhan Eksioglu. „Es ist die letzte Bastion für die Bestätigung ihrer Kraft und ihrer Vorstellung der Rangordnung, die den Männern bleibt“.

Es steht außer Frage, dass eine bessere Repräsentation von Frauen in den politischen Gremien einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Türkei hätte. „Wenn endlich 52 Prozent der türkischen Bevölkerung politisch vertreten wären, könnten die Fragen voran gebracht werden, die sie auch direkt betreffen“ glaubt die Vorsitzende von KaDer. Vorrangige Themen wie Gewalt in der Familie, die Erziehung der Mädchen und Ehrenverbrechen stünden dann auf der Tagesordnung, genauso wie Fragen wie die nach der Krippenanzahl, nach Lohngleichheit, oder die nach einer Veränderung des Frauenbildes…

Mehr Frauen im Parlament „würden sicher nicht alles ändern“, bremst Hülya Ugur Tanriover, „aber die Entscheidungsbarrieren verschwänden, alles ginge schneller. Und wenn man die Abgeordneten mitrechnet, die Frauenfragen offen gegenüberstehen, wären das echte Festspiele im Land!“

Translated from Pas de moustache, pas de politique pour les femmes