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Der Brexit versaut die Zukunft unserer Generation

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PolitikBrexit

[Kommentar] Tag Null nach dem Ereignis, welches viele Kontinentaleuropäer für ausgeschlossen hielten: Großbritannien hat die EU verlassen. Das Remain-Lager hat mit 48 Prozent knapp gegen das Brexit-Lager mit 52 Prozent verloren. 

Viel ist schon geschrieben und gesagt worden über die Gräben, die sich auftun, vor allem in der Bevölkerung. Einer der größten Gräben ist der zwischen Jung und Alt. Mal wieder haben die Alten gegen die Interessen der Jungen gestimmt. Letztere sind es aber, die die kommenden Jahrzehnte mit dieser ihnen aufgezwungenen Entscheidung leben müssen. Von den 18- bis 24-Jährigen stimmten ganze laut YouGov 75% Prozent für den Verbleib in der EU, bei den 25- bis 49-Jährigen sind es dann nur noch 56 Prozent. Menschen über 65 Jahre stimmten nur noch zu 39 Prozent für eine Zukunft Großbritanniens in der EU. Das zeigt: Je älter, desto eher für den Brexit.

Junge Briten sind aber nicht nur diejenigen, die am längsten mit den Auswirkungen des Referendums leben müssen - sie sind auch diejenigen, die am meisten davon betroffen sind. Junge Briten sind an europäische Reisefreiheit und Mobilität gewohnt: Studieren und Arbeiten im Ausland, ohne Grenzkontrollen durch Europa reisen. Aber nicht nur das: Britische Universitäten erhalten von der EU Förderungen in Milliardenhöhe. Die britische Wissenschaft ist stark abhängig von der EU, sowohl was Finanzierung als auch was internationale Kooperation betrifft. Durch den Brexit könnten nun viele Jobs im Bereich der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik bedroht sein - Jobs, die für die wirtschaftliche Zukunft junger Menschen wesentlich sind. Die Jugendarbeitslosenrate beträgt auch so schon 13,7 Prozent.

Schon im Vorfeld des Referendums war klar: Junge Menschen würden die wohl entscheidende Wählergruppe sein. So richtig ernst nahm man sie aber trotzdem nicht. David Cameron trat der Dating-App Tinder bei, um junge Wähler zu erreichen - als ob das ein guter Ersatz dafür sei, dass den Stimmen junger Menschen von politischer Seite aus keine Plattform geboten wurde. Der Wahlkampf fand nahezu ausschließlich in Form von mittelalten Männern statt. Sowohl das Brexit- als auch das Remain-Lager setzte dabei auf Angst - Angst davor, was passiert, wenn die Wähler die falsche Entscheidung treffen. Bald-Ex-Premierminister David Cameron hätte auf die positiven europäischen Erzählungen junger Briten setzen können. Er tat es nicht.

Insgesamt ist das Brexit-Votum ist eine Absage an die Hoffnungen und Träume junger Briten und Europäer. Ihnen wurde gezeigt, dass Abschottung und Nationalismus triumphieren. Dass Angst über Optimismus siegt. Dass junge Menschen zwar angeblich die Zukunft sind - aber ihre Zukunft ernst nehmen, das tut man nicht.