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Der Blues des französischen Fußballs

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Pariser Stadtgeflüster

Es ist schon 15 Jahre her: 1993 gewann Olympique Marseille die Champions League. Seitdem: nichts mehr. Kein französischer Club hat es geschafft, sich an die Spitze des europäischen Fußballs zu setzen. Real Madrid hat den begehrten Cup bereits neunmal geholt, Liverpool konnte fünf Titel sammeln, viermal gewann Bayern München. Die französischen Mannschaften sehen dagegen blass aus.

Für Bernard Laporte, dem Staatssekretär für Sport, liegt der Hauptgrund für die Misere des französischen Fußballs in dessen finanziellen Defiziten. „Das Problem liegt im wirtschaftlichen Bereich“, sagte der ehemalige Trainer der Rugby-Nationalmannschaft gegenüber Journalisten des Magazins Téléfoot.

Ein Milliardär für Chelsea

Während sich die ausländischen Investoren hauptsächlich nach europäischen Clubs umsehen, wie etwa der russische Milliardär Abramowitsch im Fall Chelsea oder die amerikanischen Investoren bei Manchester, landet nur wenig ausländisches Kapital in Frankreich. „Dabei gibt es nicht viele Clubs, die ausländische Investoren abweisen würden. Der Grund ist: Man zieht sie gar nicht erst an“, sagt Laporte. „Und wenn sie unsere Einnahmen sehen, wenn sie unsere Spielregeln lesen, dann sagen sie sich: ‚Hier lohnt es nicht zu investieren, legen wir unser Geld besser in Spanien oder England an.’ So einfach ist das.“ Denn die französischen Budgets liegen im europäischen Vergleich im unteren Bereich. Nach einer Studie der Treuhandgesellschaft Deloitte über die Geschäftszahlen europäischer Fußballvereine belegen Real Madrid (mit €351 Millionen), Manchester United (€315 Millionen) und der FC Barcelona (€290 Millionen) die ersten drei Plätze, während Olympique Lyon (€141 Millionen) als bester französischer Club auf dem dreizehnten Rang landet, gefolgt von Olympique Marseille auf Platz 19 (€99 Millionen). Das strengere Steuersystem in Frankreich macht die französischen Vereine weniger attraktiv. Dazu kommt, dass die Einnahmen aus den Fernsehübertragungsrechten aufgrund einer Solidaritätsklausel mit den kleinen Clubs geteilt werden müssen. In erster Linie betrifft das die Spieler. Robert Pires, ein französischer Fußballspieler, der den Großteil seiner Karriere in England bei Arsenal gespielt hat, bestätigt vor den Kameras von Téléfoot : „Aus sportlicher und aus finanzieller Perspektive ist es nicht einfach, nach Frankreich zurückzugehen ,,,das ist nicht möglich.“ Das deutlichste Beispiel in der ersten Liga ist dafür Paris Saint-Germain, das immer wieder dem Spott der Medien ausgesetzt ist. Der ehemalige Trainer der Mannschaft, Luis Fernandes, nennt gegenüber der Tageszeitung „Direct Plus“ (vom 27.03.08) die Gründe für das Debakel bei den Parisern: „Es sind die Jugendmannschaften, in denen die Voraussetzungen geschaffen werden. Mit den ersten Titeln und mit dem Einstieg von Canal +, hat man begonnen, auf europäische Maßstäbe anzuwachsen. Doch man hat die Chance nicht genutzt, sich ein solides Fundament zu schaffen.“ Und weiter sagt er: „Es wurde von Jahr zu Jahr schlimmer, und man fand kein Hilfsmittel dagegen, besonders nicht im Jugendbereich. Die meiste Zeit war man damit beschäftigt, Trainer zu entlassen … und den Präsident, sowie Spieler zu kaufen und zu verkaufen.“

Vereine versus Nationalmannschaft

Wie kann man mit den englischen Gehältern mithalten, die dreimal so hoch sind wie der französische Durchschnitt? Obwohl einige Clubs wie Lyon versuchen, ihre Einnahmen durch einen Börsengang oder ein ausgeklügeltes Marketing auszuweiten (von Trikots über Friseursalons und im Falle von Olympique Lyon sogar Fahrschulen), blieben diese Initiativen jedoch die Ausnahme. Eric Besson, neuer Staatssekretär für Zukunftsforschung, ist daher auch mit einer Mission von größter Wichtigkeit betraut: er soll sich um die Wettbewerbsfähigkeit des französischen Fußballs kümmern.

Doch es gibt auch ein paar Lichtblicke: Frankreich verfügt über ein gutes Netz von Ausbildungszentren, in denen jedes Jahr die Fußballstars von Morgen entdeckt werden – auf französischem, wenn nicht sogar auf europäischem Niveau. Haben Vereine wie Cannes, Auxerre, Lyon oder auch Monaco nicht namhafte Spieler aus ihrer Jugend hervorgebracht, wie Zinedine Zidane, Thierry Henry, Franck Ribéry oder Karim Benzema? Der Beweis: Die französische Nationalmannschaft ist bei den letzten Weltmeisterschaften in Deutschland bis ins Finale gekommen. Und: Sie haben sich für die Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz qualifiziert, während David Beckham und seine britischen Mitspieler die Endrunde im Juni dieses Jahres nicht erreicht haben.

-Johara BOUKABOUS

Foto: Marius Hanstad/FlickR

Übersetzt von Jan Elhert