Der Balkan zwischen Troika und Balalaika
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Von Aris Kokkinos Übersetzt von Maike Wohlfarth Der Schönwetterwind Meltemi weht über die Balkanhalbinsel und riecht nach Veränderungen. Zwar sieht sich Griechenland weiterhin mit den Forderungen der Troika (Kommission, EZB, IWF) und einem möglichen Ausstieg aus der Eurozone konfrontiert, doch dafür brachte der Europagipfel positive Nachrichten für andere Länder der Region mit sich.
Rumänien und Bulgarien müssen weiter auf ihren Beitritt zum Schengenraum warten, doch die Gespräche gehen voran. Und nachdem der Beitritt Kroatiens in die EU durch ein Referendum im Land am 22. Januar endgültig bestätigt wurde, wurde nun seinem Nachbar Serbien der offizielle Kandidatenstatus zugesprochen. Endlich eine Reihe positiver Meldungen in wirtschaftlich düsteren Zeiten. Es hat einige Jahre gebraucht, doch die Balkanstaaten scheinen schlussendlich in der Lage zu sein ihre Streitigkeiten zu überwinden und ihre Wunden zu vergessen.
Doch die Situation ist nicht einheitlich. Bei einem Treffen am 28. Februar in Brüssel führten die Außen- und Europaminister der 27 Mitgliedsstaaten eine mühsame Diskussion über Serbien. Rumänien fordert einen besseren Schutz des Status der rumänisch-sprachigen walachischen Minderheit in Serbien und Litauen befürchtet, dass Belgrad ein Trojanisches Pferd Russlands in der EU sei. Und durchaus behält Russland seinen kleinen orthodoxen Bruder genau im Auge. Eine Einmischung Russlands in der Region wird durch seine Rolle in der Geschichte und seine Mineralölvorkommen von den einen mit Sorge betrachtet und von den anderen gewünscht.
Bevor die Pipeline des russischen Gasprojekts Southstream 2015 in Betrieb genommen werden soll, wird sie Bulgarien und Serbien durchqueren. Sie ist der Konkurrent des europäischen Projekts Nabucco. Beide sollen die EU mit Gas beliefern. Auch für Griechenland spielt das Gas eine wichtige Rolle. Das Land hat den staatlichen Gaskonzern DEPA, wie auch andere Gesellschaften (Wasser, Öl, Glücksspiel) im Rahmen des Troika-Plans zur Privatisierung ausgeschrieben. Alexander Medwedew, die Nummer Zwei des russischen Energieriesen Gazprom traf sich am Dienstag vor dem Europagipfel mit den griechischen Verantwortlichen für diesen Privatisierungsplan zu Gesprächen in Athen.
Muss man noch darauf hinweisen, dass die weitgreifende Diplomatie Russlands zur angekündigten Rückkehr Vladimir Putins an die Spitze seines Landes passt? Die Fragen, über die während des Europagipfels geschickt verhandelt wurde, zeigen nur einen Teil des Blicks aus einem geöffneten Fenster über die abwechslungsreiche und raue Landschaft des Balkans.