Das "Schmalste Haus der Welt" in Warschau
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Benjamin WolfWarschaus Keret-Haus ist eine künstlerische Installation, die für Intellektuelle und Künstler aus aller Welt Entfaltungsraum bietet. Cafébabel hat mit dem Schöpfer Jakub Szczęsny über die Entstehung des Projekts, die Reaktionen darauf und seine Pläne für die Zukunft gesprochen.
Laut der offiziellen Webseite, ist das Keret-Haus eine „Einfügung“ auf einer schmalen Fläche zwischen einem Vorkriegsgebäude und eine Wohnblock aus der Nachkriegszeit in Warschau, an der Kreuzung der Chlodna Straße mit der Zeladna Straße, wo sich früher das jüdische Ghetto befand. An ihrer breitesten Stelle misst die Konstruktion 152 cm, an ihrer schmalsten bloß 92 cm. Das Haus ist nach seinem ersten Mieter benannt, Etgar Keret, einem israelischen Autor von Kurzgeschichten mit polnischen Wurzeln. Nachdem Keret ausgezogen ist, öffneten die Projektorganisatoren das Haus als Residenz für weitere Künstler und Intellektuelle. Die Bewohner haben die Möglichkeit, sich mit der Geschichte und Kultur Warschaus vertraut zu machen und Kunstobjekte für und über die polnische Hauptstadt zu kreieren, unterstützt durch den polnischen Staat.
Interview mit Jakub Szczęsny, dem Schöpfer dieses „schlanken Babys“.
Laut der offiziellen Webseite, ist das Keret-Haus eine „Einfügung“ auf einer schmalen Fläche zwischen einem Vorkriegsgebäude und eine Wohnblock aus der Nachkriegszeit in Warschau, an der Kreuzung der Chlodna Straße mit der Zeladna Straße, wo sich früher das jüdische Ghetto befand. An ihrer breitesten Stelle misst die Konstruktion 152 cm, an ihrer schmalsten bloß 92 cm. Das Haus ist nach seinem ersten Mieter benannt, Etgar Keret, einem israelischen Autor von Kurzgeschichten mit polnischen Wurzeln. Nachdem Keret ausgezogen ist, öffneten die Projektorganisatoren das Haus als Residenz für weitere Künstler und Intellektuelle. Die Bewohner haben die Möglichkeit, sich mit der Geschichte und Kultur Warschaus vertraut zu machen und Kunstobjekte für und über die polnische Hauptstadt zu kreieren, unterstützt durch den polnischen Staat.
Interview mit Jakub Szczęsny, dem Schöpfer dieses „schlanken Babys“.
Cafébabel: Jakub, warum hast du Etgar Keret dazu eingeladen, der erste Bewohner des sogenannten „schmalste Haus der Welt" zu sein?
Jakub Szczęsny: Vor dem Krieg lebte Etgars Familie mütterlicherseits einige Straßen entfernt von der Chlodna Straße, inmitten des Warschauer Ghettos. Nur seine Mutter überlebte dessen Zerstörung. Mein Gedanke war, dass jemand den Ort bewohnen sollte, der sowohl physisch als auch symbolisch den leeren Raum zwischen den Gebäuden aus zwei unterschiedlichen historischen Perioden füllen kann. Etgars polnische Wurzeln halfen also. Zudem ist er berühmt für seine kurzen kunstvollen Geschichten mit einer guten Portion Absurdität. Diese entfalten oft ein Gefühl des Fatalismus und der Traurigkeit, das mir sehr vertraut ist.
Cafébabel: Wie sein Name schon sagt ist das brasilianische „1-Meter-Wunder“ einen Meter breit, in Antwerpen gibt es ein Haus mit 2,4 Meter Breite. Versucht dein Haus mit diesen anderen architektonischen Projekten zu konkurrieren?
Jakub Szczęsny: Nein, seinen populären Namen ("das schmalste Haus der Welt") hat das Keret-Haus von einem amerikanischen Blogger bekommen. Es war nicht unsere Absicht, in diesem Bereich mit anderen zu konkurrieren. Seit meiner Kindheit interessiere ich mich für eine ganz bestimmte Art japanische Häuser namens „Machiya", die auf schmalen Flächen gebaut werden. Ich mag kleine Nischen, die abgesondert von der Außenwelt existieren und in denen du das Chaos des echten Lebens und die Dummheit der modernen Welt vergessen kannst. Ich habe mich auch schon immer für die Tradition interessiert, Orte zum nachdenken und zur Kontemplation zu schaffen, wie es früher oft Adelige oder Einsiedler gemacht haben.
Cafébabel: Ist dasHaus jemals leer? Welche anderen Künstler haben bisher dort gelebt? Haben sie dir Eindrücke von ihrem Leben im Haus geschildert?
Jakub Szczęsny: Nach Etgar kamen zwei Journalisten vom amerikanischen Fernsehen und dann ein junger italienischer Schriftsteller namens Valerio Millefoglie. Wir arbeiten mit einem Zyklus von 21 Tagen, jeder Bewohner hat diese 3 Wochen. Im August geht’s wieder los. Das Haus war jedoch auch sonst nie leer, es war immer für Besucher offen – fast 4.000 Menschen haben bisher gesehen, wie es innen ausschaut. Jedem ist es hier gut gegangen und bis jetzt hatte noch nie jemand einen Anfall von Klaustrophobie. Wir haben bemerkt, dass Menschen mehr miteinander kommunizieren und teilen, wenn sie auf engem Raum sind und dass sie sich etwas selbstreflexiver verhalten.
Cafébabel: Warum gibt es ein Alterslimit für die Künstler, die im Haus wohnen wollen (sie müssen 35 oder jünger sein)?
Jakub Szczęsny: Da solltest du die Organisatoren fragen, die Polnische Stiftung für moderne Kunst. Vielleicht hat es damit zu tun, dass du gut in Form sein musst, um in der Nacht das WC zu benutzen, man muss über eine Leiter aus dem Bett klettern und so weiter. Möglicherweise auch, weil der limitierte Platz Unbehagen auslösen kann. Vielleicht würden Menschen, die einen ‚normalen‘ Lebensstil schon länger gewöhnt sind, sich hier nicht wohlfühlen, denn jeder Aspekt dieses Hauses ist seltsam und ganz und gar eigenartig.
Cafébabel: Das Haus ist eine vorübergehende Installation. Wann wird es wieder von Warschaus Karte verschwinden?
Jakub Szczęsny: Circa in eineinhalb Jahren (Ende 2014), also zwei Jahre, nachdem es kreiert wurde. Aber wer weiß….hoffentlich entscheidet sich der Stadtrat doch noch anders und wir dürfen länger hierbleiben, auch wenn ich nicht weiß, ob das Sinn macht, denn es gibt schon die ersten Kunstliebhaber, die es kaufen wollen. Sie sagten doch tatsächlich, dass sie eine Skulptur daraus machen und diese am Genfer See aufstellen wollen.
Cafébabel: Zu guter Letzt, was sind deine nächsten Projekte? Wirst du weiterhin leere Räume in der Architektur von Warschau ausfüllen?
Jakub Szczęsny: Wir planen ein Labyrinth-Haus in Podkowa Leśna (in Mittelpolen, nicht weit von Warschau – Red.). Eine fünfköpfige Familie wird im August 2013 dort einziehen. Danach wollen wir ein Projekt durchführen, das Quelle der Liebe heißt, es ist die Fortsetzung eines Projekts mit künstlichen Inseln auf dem Fluß Vistula und soll Mitte September öffnen. Für Mitte Oktober planen wir die Installation einer riesigen Lampe in Form eines Heiligenscheins in Wroclaw (Polens viertgrößte Stadt –Red.), die einen finsteren Platz neben der Szewska Straße beleuchten soll. Außerdem werden wir in New York eine Initiative unter dem Arbeitstitel „Viewfinder" verwirklichen, ich kann aber noch keine Einzelheiten verraten. Dafür kann ich versprechen, dass uns ein spannender Herbst erwartet!
Fotos vom Kerata-Haus
Translated from Najwęższy dom świata w mieście pełnym szczelin