COP21: Jung, engagiert, weltoffen
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Knapp 50.000 Menschen tummeln sich momentan auf der UN-Klimakonferenz. Unter ihnen nicht nur Anzugträger mit Aktentaschen und Seidenkrawatten, sondern auch viele junge Leute. Sie sind weitgereist, um dabei zu sein, wenn in Paris Geschichte geschrieben wird.
Sieben Zeitzonen, das Kaspische und das Schwarze Meer hat Temily Tavangar in den letzten Tagen überquert. Für ihre Universität in Hongkong soll die gebürtige Malaysierin Ideen für eine klimafreundlichere Uni sammeln. Nebenbei nutzt die 25-jährige Soziologie-Studentin die Gelegenheit, um sich mit anderen Wissenschaftlern über ihre Doktorarbeit auszutauschen. Der Zusammenhang zwischen Religion und Entwicklung fasziniert sie. Klimawandel habe immer auch eine moralische und ethnologische Dimension, betont sie. Gemeinschaften mit starkem Zusammenhalt würden in Zukunft besser auf Klima bedingte Veränderungen reagieren.
Das Land, aus dem Ali Mohamed Ahmed kommt, gehört zu den ärmsten Ländern dieser Welt. Als „Least Developed Country“, kurz LDC, wird der Sudan im COP-Jargon bezeichnet. Ali Mohamed vertritt sein Land auf der Klimakonferenz. Er ist Teil der internationalen Jugendklimabewegung „Adopt a negotiator“ (Adoptiere einen Delegierten). Mit seinem Laptop verfolgt er die Konferenzen und macht die Verhandlungen für Außenstehende, indem er Texte schreibt, verständlich. Bereits drei Artikel hat Ali Mohamed Ahmed in sudanesischen Zeitungen veröffentlicht. Ihm ist es wichtig, sein Heimatland auf dem Laufenden zu halten und Alternativen zu fossilen Brennstoffen aufzuzeigen. „Ich hoffe, dass wir bis 2020 einen klaren Fahrplan für das Klima haben.“
Leah Good will Korruption und Bestechungen eindämmen. Vom Sitz der Nichtregierungsorganisation „International Transparency“ in Berlin aus koordiniert die 30-jährige Engländerin Projekte auf der ganzen Welt. Ihr Job ist es, herauszufinden, ob Gelder, die für Klimaschutzprojektebestimmt waren, auch wirklich für die Natur eingesetzt oder ob sie für andere Zwecke missbraucht wurden. Auf der COP21 möchte die Aktivistin besonders den Dialog zu Vertretern von Entwicklungsländern suchen.
Bis Samstag ist Malcolm Araos-Egan noch bei einem der unzähligen Infostände der UN-Klimakonferenz anzutreffen. Der Student aus Montréal vertritt die geographische Sektion der McGill-Universität, sein Wohnzimmer sozusagen. Sein aktuelles Projekt heißt „TRAC3“ (Tracking Research on Adaptation to Climate Change Consortium). Es beschäftigt sich mit den verschiedenen Formen der Anpassung der Natur an den Klimawandel. Letzten Sommer hat er in Bangladesch verbracht und dort für seine Doktorarbeit geforscht. Die Ergebnisse präsentiert er jetzt auf der COP.Seit einem Jahr arbeitet Ari Yehudit Richter als Co-Autorin und Regieassistentin an einem Dokumentarfilm. Globale Zusammenarbeit und Klimaschutz sollen - ohne zu viel zu verraten - im Fokus des 90-minütigen Films stehen. Wie trifft die Welt Entscheidungen und macht Nägel mit Köpfen? Antworten hat sie auf den Klimakonferenzen in Bonn und in Paris gefunden. Schon jetzt kann sie sich vor Filmmaterial nicht retten. Mehrere Monate wird der Film im Schnitt verbringen, prognostiziert die 31-jährige Filmemacherin.