COMENIUS – Europa schon als Schüler erleben
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Von Julie Duthy Übersetzt von Maike Wohlfarth „Comenius - wer ist denn das?“ fragt man sich vielleicht wenn man den Namen hört, und dabei handelt es sich um ein europäisches Projekt, inspiriert vom gleichnamigen Philosophen. Der tschechische Pädagoge, der im 16. Jahrhundert lebte und wirkte, wird als Vater der modernen Bildung bezeichnet.
Für ihn war die „ganze Welt eine Schule“ und er war der Meinung, dass „alles allen beigebracht werden muss, ohne einen Unterschied zu machen“. Das Programm COMENIUS ermöglicht es deshalb schulischen Einrichtungen der Französischen Gemeinschaft Belgiens, Partnerschaften mit 33 Ländern zu knüpfen. Seit nunmehr zwei Jahren gibt es außerdem Schülern die Möglichkeit für drei Monate eine Schule im Ausland zu besuchen. Eine interessante Initiative also, die schon von vielen Schulen genutzt wird. Darunter auch das Centre Scolaire de Ma Campagne in Brüssel.
Dominique De Backer ist dort Lehrerin im Kunstsekundarunterricht und leitet die Projekte ihrer Abteilung. Vor mehr als 10 Jahren sagte sie sich, dass die Europäische Union eine gute Möglichkeit der Öffnung für die Schule bieten könnte. Nach einigen Recherchen hörte sie von COMENIUS. „In der Französischen Gemeinschaft Belgiens nehmen rund 100 und insgesamt in Europa 11.000 Schulen an COMENIUS teil, wodurch 850.000 Schüler und Lehrer miteinander verbunden sind.“ Die Initiative sagte ihr zu und sie beschloss sich in das Abenteuer zu stürzen.
Europa den Schülern ein Stück näher bringen
COMENIUS ist ein Projekt, das sich vor allem auf die Schüler selbst stützt. Im Schulzentrum Ma Campagne beispielsweise arbeitet die Kunstabteilung während des gesamten Schuljahres an einem Thema und am Ende des Jahres werden die Ergebnisse in einer gemeinsamen Ausstellung in einem der Partnerländer präsentiert. Das schafft den Eltern die Möglichkeit zu sehen, was ihre Kinder während des Austauschs geleistet und gelernt haben. Und die Kinder können so eine Woche pro Jahr gemeinsam verbringen und sich über die Erfahrungen austauschen, die sie gemacht haben. „Da einige unserer Schüler italienischer oder spanischer Herkunft sind, können sie während der Treffen als Dolmetscher agieren.“ Die Schulen nutzen diese Woche ebenfalls um das Programm zu bewerten. Die Lehrer dokumentieren was sie im Laufe des Jahres erreicht haben und die Schüler werden auch befragt.
Am Centre Scolaire de Ma Campagne lernen über 30 verschiedene Nationalitäten zusammen. Für Dominique De Backer ist es deshalb normal, dass die Schule solche Aktivitäten unterstützt, um ihrer kulturellen Vielfalt gerecht zu werden. „Sich für Europa zu öffnen, stellt für die Schüler eine Bereicherung dar. COMENIUS macht es ihnen möglich, die Anderen, deren Sprache, deren Kultur und deren Arbeitsweise kennenzulernen. Außerdem konnten die Schüler auch trotz der Sprachbarriere miteinander kommunizieren, da es sich um ein Kunstprojekt handelte.“
Auf der Suche nach Partnern
In Brüssel sind die Partnerschaften über mehrere Jahre hinweg mit denselben Schulen gewachsen. Dies sind die Escuela de Arte de Valladolid (Spanien), die Brentside High School London (Großbritannien) und das Liceo Artistico Statale di Brera de Milan (Italien). Im Schuljahr 2009/10 fand die Abschlussausstellung in Brüssel statt.
Aber aufgrund der Teilnahmebestimmungen wurde das Projekt des Centre Scolaire de Ma Campagne für das Jahr 2011/12 nicht mehr bewilligt. Die Schulen in Mailand und Valladolid erhielten nicht mehr die nötigen Fördermittel, um das Projekt fortzuführen. Die Schulen in London und Brüssel konnten somit ihr Abenteuer ebenfalls nicht fortsetzen, da mindestens drei Einrichtungen beteiligt sein müssen. Doch dies hält Dominique De Backer nicht auf. Überzeugt vom positiven Effekt von COMENIUS, arbeitet sie schon am Bewerbungsformular für September 2012. Sie sagt: „Jetzt sind es die Schüler, die Interesse zeigen. Sie haben gesehen, was alles möglich ist und jetzt erheben sie natürlich auch Anspruch darauf. Außerdem waren sie dieses Jahr sehr enttäuscht.“
Nicht nur ein Kunstprojekt
COMENIUS ist auch und vor allem die Möglichkeit die Europäische Union auf eine andere Art und Weise kennenzulernen. Was auf den ersten Blick umständlich und theoretisch erscheinen kann, wird hier in der Praxis angewendet und mittels der gewählten Themen gelernt. „Es ist eine Möglichkeit, die Gemeinsamkeiten aber auch die Unterschiede zwischen den Ländern aufzuzeigen. So kann man etwas über Vorurteile lernen und sie abbauen.“