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Carla Bruni, letztes Stadium der "Bling-bling-Rechten"

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Pariser Stadtgeflüster

Da haben wir's! Es hat uns erreicht. Nach einem von politischen Schlachten und Durststrecken gezeichneten Leben, nach unzähligen Redebeiträgen, nach fünf Jahren Präsenz im Fernsehen und einem davon in den Zeitungen ist es endlich passiert. Nicolas Sarkozy ist zu Paris Hilton geworden!

Auf dem Papier ist diese Geschichte ganz hübsch. Der Präsident begeistert sich an einer jungen und schönen Frau, ehemaliges Model, Tochter aus (sehr) gutem Hause, links engagiert und kürzlich zur offiziellen Sängerin der Pariser Kultur geworden.

Wie im Film

Die Zusammenfassung ist geradezu perfekt und die britische Presse hat sich da überhaupt nicht getäuscht. Sie, welche herbei eilt, um an der Pressekonferenz des Staatschefs teilzunehmen und ihm die einzige Frage zu stellen, die ein wenig Interesse auf sich zieht: wann denn nun die Hochzeit? Man meinte schon, sich im Film "Der Präsident und Miss Wade" wieder zu finden. Wisst ihr, die Sache, die gerade zu Weihnachten immer wieder kehrt, und die Amerika zu dem macht, was die Europäer so sehr an ihm lieben... Ein verwitweter Präsident, Michael Douglas, verliebt sich dort in eine hübsche Lobbyistin (eine Grüne, beruhigt euch...) und... nun gut, mehr kann man dazu nicht sagen...

Das Problem ist hier, dass der Präsident eben nicht ein freundlicher Demokrat ist, der auf die Bürgerrechte achtet und sich gegenüber dem zurecht weisenden Gerede der bösartigen Republikaner herablassend verhält. Das Problem ist zuerst, dass Nicolas Sarkozy wirklich Präsident ist, im richtigen Leben!

Bling-bling

Carla Bruni in den Armen des Präsidenten, beim von Vincent Bolloré bezahlten Urlaub in Ägypten - einem französischen Magnaten des Finanzwesens - dies ist nicht nur geweihtes Brot für die Boulevardblätter der ganzen Welt, dies ist auch der letzte Erfolg eines Prozesses, einer Wandlung, die gemeinhin in Frankreich die "Bling-bling-Rechte" genannt wird.

Was bedeutet das, die "Bling-bling-Rechte"? "Bling-bling" kommt von den amerikanischen Rappern mit ihrem so feinsinnigen Geschmack für vier Kilogramm schweren Goldschmuck. "Bling-bling", das bedeutet, dass man nicht zögert, seinen materiellen Erfolg auszubreiten, an der Klasse der Superreichen teilzuhaben, was zum Gipfel des hype geworden ist!

Aber "Bling-bling"  in Frankreich hat das Echo eines kulturellen Kampfes. Seit Jahrzehnten wird in diesem Land der hohe Besitzstand vom spröden Staat dazu gezwungen, sich in Mäßigkeit zu üben, eine subtile und nuancierte Eleganz an den Tag zu legen, all dies mit einer vorgetäuschten Gleichgültigkeit. Das erreicht seinen Höhepunkt mit dem Phänomen "bo-bo", oder auch die bourgeoise Boheme. Grob gesagt - um so mehr Geld du hast, um so mehr kleidest du dich wie ein Hippie! CQFD.

Das ist unerträglich geworden. Die ganze Bourgeoisie des zweiten und dritten Sektors, sich unwohl fühlend mit dem aristokratischen Ideal der kulturellen und intellektuellen Elite, sucht schon immer ihre Revanche.

Nicolas Sarkozy ist schließlich nur der Baum, durch den man den Wald nicht sieht. Er hat Schluss gemacht mit seinen Komplexen, seinen jüdisch-christlichen Hemmungen, mit der zugegebenen Verachtung für die Dinge dieser Welt. Die großen Autos sollen leben, die Uhren aus Gold, die Privatjets! Ohne letztlich zu vergessen - die Frauen, um hübsch auf den Photos auszuschauen!

Der Atomkern im Badeanzug

Aber nun fragt ihr mich, wo das Problem liegt? Es ist immerhin wahr, dass die Franzosen ein Problem mit dem Erfolg, mit den Gewinnern, mit dem Geld haben. Ist es letzten Endes so schlimm zu zeigen, was schließlich nichts als der Realität entspricht?

Außer dass es sich lediglich um die Realität einer auf eine geringe Zahl beschränkte Gruppe handelt. Nicolas Sarkozy ist nicht die Leitung einer börsennotierten Firma. Er ist der Präsident der Republik, was bedeutet, dass er Entscheidungen treffen muss, die das ganze Land angehen. Ich lächle sehr oft bei der Idee, dass diese Person, die man dort am Sandstrand in gelben Shorts sich tummeln sieht, über die Macht eines Atomschlages verfügt... Er hat somit eine Aufgabe, sachlich zu sein, sich zurück zu halten, denn die Wähler müssen glauben können, dass die Wahl, die sie trafen, und besonders die schwierigste, aus objektiven Gründen hervorging.

Es stimmt, die mit viel Glück ausgestatteten Personen, jene, die Erfolg haben, sind nicht gezwungen, sich in Mäßigung zu üben. Aber wenn selbst der Präsident der Republik keinerlei Beweis eines Quäntchens an Eleganz bringt, wer dann?

Alexis BrunelleMatthias Jacob Becker