Café Label im Mai
Published on
Eine Freakshow aus Deutschland, schottische Gitarrenrocker, ein Italiener in Kalifornien und die Rückkehr des Ur-Mods aus England: Die Europa-Musikagenda im Mai.
The Fratellis: /Here We Stand/
Schottlands Senkrechtstarter kehren zurück! In England gehören The Fratellis ohne Frage zu den Aufsteigern der letzten Jahre. Ihr Debüt "Costello Music" schoss direkt auf Nummer 2 der Charts und sicherte ihnen schnell eine Platinauszeichnung und jede Menge Aufmerksamkeit. Zu Recht erklärte die englische Tageszeitung Sunday Times The Fratellis zum „nächsten großen Ding“ und aus dem NME (New Musical Express Magazin in Großbritannien) war die Band nicht mehr wegzudenken. Jetzt stehen die Ohrwurm-Garanten mit ihrem zweiten Album /Here We Stand/ in den Startlöchern. Jon, Mince und Barry Fratelli versprechen uns übrigens noch bessere Songs, alte Stärken und einige Neuerungen. Beste Voraussetzungen also für ein grandioses Album mit viel Schottenrock.
The Fratellis: "Mistress Label"
VÖ: 6. bzw. 9. Juni
Label: Universal
My Baby Wants To Eat Your Pussy: Ignorance & Vision
Zugegeben: Der Name der Band ist seltsam und wenn man die sechs Musiker auf der Bühne sieht, weiß man erst einmal nicht, in welche Schublade man sie stecken soll. Optisch eine Mischung zwischen Zirkusakrobaten, Science-Fiction-Helden, den Siebzigern und der Rocky Horror Picture Show bieten die Mannheimer Glamrocker aus dem Südwesten Deutschlands eine grandiose Show aus Trash, Rock’n’Roll und Surrealismus. Nach der Bandgründung vor vier Jahren hat sich die skurrile Truppe eine treue Fangemeinde durch stetiges Touren auf Europas Bühnen verdient, noch bevor sie überhaupt ein offizielles Album herausgebracht hatten. Mit Ignorance & Vision ist es nun endlich so weit. Es bleibt zu hoffen, dass diese wahnsinnige Musikmischung auch ohne die visuellen Reize funktioniert.
My Baby wants to eat your Pussy live beim Taubertal Festival 2006
Label: Sub Pop/Cargo Records
Robert Delirio: California Republic
Sicher werdet Ihr Euch fragen, wie es ein Kalifornier in die Europa-Musikagenda geschafft hat. Ganz einfach: Der Kalifornier ist ein Italiener, der mittlerweile im tiefen Westen der USA lebt und seine Musik immer noch in italienischer Sprache veröffentlicht. Robert Delirio ist in Italien seit langem als Gründer der berühmten Hardcore-Punk-Band Atrox bekannt. In den neunziger Jahren schlug der Musiker andere Wege ein und zog auf der Suche nach neuen musikalischen Einflüssen und sich selbst über Mailand nach Singapur bis in einen israelischen Kibbuz. Beim Vagabundieren ist er offensichtlich fündig geworden: Sein neues Album California Republic, eine Mischung aus italienischem Punk, Latin Hip Hop und amerikanischem Techno Trance, hat sich sogar einen eigenen Namen verdient: Digi Core.
Label: Atrox
Paul Weller: 22 Dreams
Kürzlich feierte Paul Weller seinen 50. Geburtstag und nahm diesen Meilenstein direkt zum Anlass, sich mit einem neuen Album im Rockzirkus zurückzumelden. Nicht erst seit seinem Brit Award in der Kategorie „Lifetime Achievement“ ist klar: Paul Weller gehört zu den einflussreichsten, coolsten und leidenschaftlichsten Musikern der letzten Jahrzehnte. Mit seinem 9. Studioalbum, 22 Dreams, präsentiert der britische Gentleman eine kaleidoskopische Tour de Force, vereint Rock, Funk, Soul, Free Jazz, Sprechgesang und Elektro zu einer 70-minütigen Odyssee und setzt dies mit einer Energie und einem Elan um, die Musiker in ihren Zwanzigern verblassen lässt. Der Godfather of Rock’n’Roll ist zurück! Besondere Gäste ließen sich nicht lumpen und halfen bei der Albumproduktion mit, wie Noel Gallagher von Oasis und Graham Coxon von Blur. Das ist das erste Mal, dass Oasis und Blur zusammen an einem Album gearbeitet haben. Wer sich in der Welt des Britpop ein bisschen auskennt, weiß, welch historische Dimension dies hat, wenn sich zwei ehemalige Konkurrenzbands gemeinsam vor dem Meister verneigen.
Paul Weller: "Echoes round the sun"