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Café Label im Januar

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Kultur

Das neue Jahr beginnt hervorragend mit mexikanischen Sehnsüchten, norwegischen Stilmischungen, einer französischen Plattentellerprinzessin und einem ungarischen Überraschungscoup. Die Europa-Musikagenda.

The Moog: Sold for Tomorrow

(©Németh Kristóf 2006/moog.hu)

Woher mögen diese fünf adrett gekleideten und hübsch frisierten Herren wohl kommen? England? Wales? Oder gar Schweden? Ganz, ganz kalt. The Moog kommen aus einem Land, das (pop-)musikalisch gesehen in Europa eher auf den hinteren Plätzen rangiert: Ungarn. Was als kleines Projekt unter guten Freunden begann, entwickelte sich nach und nach zu einer unglaublichen Erfolgsgeschichte. Mittlerweile ist The Moog die erste ungarische Rockband, die bei einem amerikanischen Label unter Vertrag steht. Sold For Tomorrow ist ein Album, wie es die schwedischen Hives nicht hätten besser machen können. Zu der von Sixties-Pop wie den Beatles und Punk à la Ramones inspirierten Musik werden sich sehr wahrscheinlich Tanzwütige in ganz Europa bewegen. "Wohlfühl-Sommermusik", wie sie selbst ihren Sound bezeichnen, für einen hoffentlich nicht allzu langen Winter.

VÖ: bereits erschienen

Megaphon Import Service

Roxana Río: Versos de Agua

"Desierto sin ley" von Roxana Río & Javier Ojeda

Die seit einigen Jahren in Madrid lebende Mexikanerin Roxana Río macht seit ihrer Kindheit Musik und ist vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu einem Star der kleinen Konzertsäle Spaniens geworden. Auf Versos de Agua, ihrem zweiten Album, überzeugt sie nicht nur mit ihrer dunklen, wehmütigen Stimme, die sie bei Liveauftritten gerne mal mit Tequila ölt. Die Besonderheit des typischen Roxana-Sounds liegt in der scheinbar mühelosen Adaption mexikanischen Erbguts und in dessen Kombination mit verschiedenen Stilen wie französischem Chanson, spanischem Pop und amerikanischem Jazz. Die Mehrheit der 13 Stücke wurde von der Künstlerin selbst komponiert. Die restlichen drei Lieder sind Interpretationen bekannter Volkslieder aus dem Land der Azteken. Wer mexikanische Nostalgie auch in seine Seele lassen will, sollte unbedingt in die fabelhafte Welt der Roxana Río eintauchen.

VÖ: 15.01.2008

Warner Music Spanien

Missill: Targets

(©beatsinternational.com)

Die Kritiker überschlagen sich vor Lobeshymnen. Partypeople machen sie zur neuen Göttin der Club-Szene. Und allen Normalsterblichen explodiert wahrscheinlich der Kopf bei so viel kreativem Output. Mit ihren entzückenden 25 Jahren hat es die Pariserin, die mit bürgerlichem Namen Emily heißt, bereits geschafft, sämtliche Superlative auf sich zu vereinen, wenn man den bisherigen Pressestimmen Glauben schenken darf. Sie selbst beschreibt ihren Sound mit "Electro, HipHop, Rock, Baile Funk, Dubstep, Reggae, Dancehall & More", wobei die Betonung wohl vor allem auf Letzterem liegt. Mal ganz abgesehen davon, dass sich Missill neben ihrer Begeisterung für das DJing und Produzieren auch noch als Grafikdesignerin verdingt, ihre eigenen Klamotten entwirft und Videos dreht, ist sie nicht gewillt, sich auch nur ansatzweise musikalisch einordnen zu lassen. Jegliche Kategorisierungen kann man daher direkt auf den Mond schießen. Denn wenn DJ Missill erstmal eine ihrer kreativen Ideen gezündet hat, bleibt von vorgefertigten Meinungen, festgefahrenen Soundbildern oder veralteten Club-Konzepten sowieso nicht mehr viel übrig.

VÖ: 18.01.2008

Discograph / Rough Trade

The National Bank: Come on over to the other side

(©Emarcy)

Als das norwegische Quintett The National Bank 2004 sein titelloses Debütalbum veröffentlichte, überraschte es Kritiker und Publikum mit seiner eingängigen Popmusik. Sie wurden mit dem Spillemannsprisen, dem norwegischen 'Grammy', als beste Popgruppe ausgezeichnet und gönnten sich danach erst mal eine dreijähre Schaffenspause. The National Bank besteht zwar durchweg aus ebenso etablierten wie erfahrenen Musikern, aber eigentlich kann man keines der Bandmitglieder als Popkünstler bezeichnen. Die Brüder Martin und Lars Horntveth haben vor allem durch ihr Mitwirken in dem innovativen Jazz-Rock-Ensemble 'Jaga Jazzist' einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben. Auch der Keyboarder, Morten Qvenild, hat jazzige Wurzeln. Der Bassist Nikolai Eilertsen wiederum ist vornehmlich im Rock beheimatet. Genau diese unterschiedlichen Einflüsse machen Come on over to the other side zu einem Gesamtkunstwerk, das temporeich das neue Jahr einläutet.

Schon vorab reinhören; The National Bank : "Family"

VÖ: 22.02.2008

Emarcy Records / Universal