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Café Frappé - eiskalter Gute Laune-Krisentrunk der Griechen

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Default profile picture Simone Brunner

Lifestyle

Wirtschaftskrise, Anarcho-Demonstrationen und Korruption auf allen Stufen gemischt mit einer gesunden Portion dolce farniente -  nur die Griechen, die Sündenbocke Europas, konnten in ihrem typischen Café Frappé einen derartigen Mix kreieren.

„Einen Kaffee bitte“…“Kaffee eben!“…“Einen Espresso natürlich!“, so bestellt der nicht. Der Kellner in dem Athener Café mustert mich verdrossen. Um mich herum nippen alle an einem hellbraunen Getränk in einem langen, schmalen Glas. Die Athener trinken ihren sommerlichen "Kafes frape" (Καφές φραπέ) mit Hilfe eines Strohhalms, den sie ungefähr jede halbe Stunde in den eisgekühlten Café Frappé tunken. Dann mach ich's eben wie sie. Ich trinke mein Glas in einem Zug leer und warte. Ich habe Durst. Gern würde ich einen weiteren bestellen.

Wir befinden uns im Stadtviertel Exarchia, der Ecke der „Anarchisten“, der „Kommunisten“ und der „Drogensüchtigen“, wie mir gesagt wurde. Doch ich sehe nur Backgammonspieler, Leser und andere Müßiggänger auf den Plätzen der sonnigen Terrasse. Die Zeit scheint wie stehen geblieben rund um diesen sonderbaren Trunk, als gäbe es tagsüber nur den ewigen 'geschüttelten' Kaffee. Ich mache mich auf den Weg, um Sudha Nair Iliades, die Chefredakteurin des Magazins Athens Insiders zu treffen. Nicht gerade um die Ecke.

Mit dem Ellenbogen auf sein Motorrad gestützt, schlürft ein Straßenhändler dieselbe braune Flüssigkeit aus einem Plastikbecher. Ein seltsames Gefühl befängt mich. Etwas weiter entfernt, in Richtung des Monastiraki Platzes, machen die Obsthändler eine Pause…auch sie genehmigen sich einen Café Frappé. Das kommt fast einer Invasion gleich. Einer Droge. Es muss wohl eine Droge sein im Angesicht der Krise, die dieses Land so hart getroffen hat.

In der Rizari-Straße, im schicken Viertel rund um das Hilton Hotel, frage ich die Chefredakteurin von Athens Insiders mit einer komischen braunen Vision im Kopf, ob die Krise im Alltag der Athener Spuren hinterlassen habe: „Die Griechen schließen sich nicht deprimiert zu Hause ein, wenn die Wirtschaft schlecht aussieht“, sagt Sudha Nair Iliades. „Ganz im Gegenteil. Sie haben bestimmt gesehen, dass die Terrassen der Cafés voll sind. Aber das ist so, weil die Leute ihren Tag sitzend mit ein und demselben Café Frappé ausharren können. Wissen sie, dieses Getränk ist das beste Mittel, um trotz der Krise einfach weiter zu machen“.

Der griechische Café Frappé ist ein kräftiger Kaffee mit Unmengen an Eis - das Ganze wird dann noch mit einem Milchschaum überzogen per Strohhalm getrunken. Kinderleicht! Keine Droge also. Nur pure Entspannung und fast schon eine Lebensphilosophie. Eine Hymne an die gute Laune. Der Griechische Kaffee ist unumstritten das beste europäische Getränk in Krisenzeiten. Griechen-Ehrenwort!

Rezept:

Einen Espresso mit Zucker und Wasser in ein großes Glas geben. Eiswürfel hinzufügen. Dann kalte Milch aufschäumen und reichlich davon hinzugeben. Das Ganze mit einem Strohhalm trinken und die Sorgen vergessen.

Illustrationen: ©lapaola/flickr; Video ©BazarTV/YouTube

Translated from A Athènes, la crise noyée dans un café frappé