Busking in Berlin: Glück performt selten allein
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Lea ZentgrafDaniela Iezzi begann ihre Musik auf den Straßen Berlins zu spielen und reiste später durch ganz Europa, um ihr Ding - das Busking - mit anderen zu teilen. Die Straßenmusik zeigte der jungen Italienerin, wie man Herzschmerz und andere Probleme wieder in den Griff kriegt. Dabei half das Busking, aber besonders die Leute, die sie unterwegs traf.
Cafébabel: Seit wann machst du Straßenmusik?
Daniela Iezzi: Alles begann vor drei Jahren in Berlin. Ich war gerade 36 Jahre alt und hierher gezogen. Ich kam aus einer unglücklichen Beziehung, die acht Jahre lang hielt. Bis zu diesem Punkt hatte ich ein sogenanntes 'normales' Leben, zumindest für eine Musikerin. Ich unterrichtete 14 Jahre lang in verschiedenen Musikschulen und spielte in einigen Bands. Ich hatte vor mit einer Freundin für zwei Wochen nach Berlin zu reisen, doch sie fand unerwartet einen Job in London. So bin ich dann eben alleine gefahren. Packte meinen Rucksack und übernachtete das erste Mal alleine in einem Hostel.
Cafébabel: Was hat dich dazu inspiriert dann Straßenmusik zu machen?
Daniela Iezzi: In Berlin haben mich die vielen Straßenmusiker inspiriert. Zu meinem großen Glück habe ich Riccardo Moretti getroffen, einen berühmten italienischen Straßenmusiker. Ich war positiv überrascht, wie viele Menschen anhielten, um ihm zuzuhören und seine CD zu kaufen. Er erzählte mir, wie sein Leben sich in den 15-20 Jahren, in denen er Straßenmusik machte, verändert hatte. Daraufhin dachte ich: 'Ich will dieses Leben. Ich will um die Welt reisen und frei sein, die Möglichkeit haben, neue Menschen zu treffen, die mich weiterbringen.' Riccardo sagte zu mir: 'Wenn du ein musikalisches Projekt hast, ist Straßenmusik der einfachste Weg, es zu verbreiten. Kauf eine Autobatterie, einen Inverter und einen Lautsprecher und los geht's!' Also fuhr ich zurück nach Rom und kaufte all die Dinge, zusammen mit einer Loop-Station. Ich entschied mich, im kommenden Jahr nach Berlin zu gehen und mein Glück auf der Freiluftbühne zu versuchen. Das war zunächst nicht einfach, aber ich habe nicht aufgegeben. Ich spreche kein Englisch und musste erst lernen, wie ich mich verständlich mache und eine neue Sprache lernen.
Cafébabel: Worum geht es in deinem musikalischen Projekt Meccanismi?
Daniela Iezzi: Meccanismi ist voller persönlicher Gefühle und hat sich über die Jahre sehr verändert. Mit der Hilfe der Tonproduzentin Andrea Mazzacco haben wir in zweieinhalb Jahren eine CD mit 10 Songs aufgenommen und produziert. All das in meiner 14-Quadratmeter-Wohnung in Rom. Ich entschied mich meine eigene Musik zu machen, weil ich meine Schwächen, meine Zerrissenheit, meine Ängste zeigen wollte. Ich musste mich nackt fühlen - metaphorisch gesprochen! Das Album war eine emotionale Achterbahn für mich und alle Betroffenen. Wir sind alle Menschen mit ähnlichen psychologischen 'Meccanismi'. Es ist kein Geheimnis, dass es besser ist mit anderen Menschen zu sprechen - um Hilfe zu bitten, wenn wir sie brauchen. Ich entschied mich daraufhin, 10 Songs über mein Innenleben zu schreiben.
Cafébabel: Wie hat das Projekt angefangen und sich entwickelt?
Daniela Iezzi: Die erste Version entstand 2011 nach einer langen Therapiezeit und auf der Basis einer langfristigen Karriere als Sängerin und Lehrerin. Das erste Album wurde mit Keyboard, Gitarre und andern Musikinstrumenten aufgenommen. Erst hing ich irgendwie fest mit dem Projekt, aber als ich Riccardo in Berlin traf, wurde mir klar, dass Straßenmusik mir Unabhängigkeit und die Möglichkeit gibt, meine Musik mit allen zu teilen. Aus diesem Grund hat sich Meccanismi völlig verändert. Nur mit der Loop-Station veränderte ich acht Songs und begann in Berlin auf der Straße zu spielen. Die Menschen hatten Interesse an meiner Musik, und ich fühlte, dass das was richtig Großes werden konnte. Aber ich wusste auch, dass ich einen Schritt nach dem anderen machen musste. Nachdem ich im letzten Jahr für fünf Monate in Berlin spielte, entschied ich mich durch Europa zu reisen.
Cafébabel: Was waren die wichtigsten Stationen auf deiner Reise?
Daniela Iezzi: Wenn man reist, erlebt man verschiedene Situationen, trifft Menschen mit Problemen und unterschiedlichen Meinungen und Ideen - und man kann aus jeder dieser Begegnungen und den verschiedenen Situationen etwas lernen. Ich hatte tolle Erlebnisse in Köln, denn als Straßenmusiker kann man sich dort besser auf seine Musik konzentrieren. Die Polizei greift hier nicht sofort ein, sondern hat eine ganz klare Regelung: Du kannst jeden Tag und solange du willst spielen, musst aber alle 30 Minuten deinen Standort wechseln. In Berlin ist das riskanter, weil es keine Regeln gibt.
Eine besondere Erfahrung hatte ich in Ljubljana. Ein Mann bot mir und meinem Freund an, für 5 Tage bei ihm in seiner Wohnung im Zentrum zu übernachten [Daniela und ihr Freund Jonathan reisen zusammen]. Und das ganz umsonst! Und nur, weil er meine Musik auf der Straße gehört hatte und mich nach meinem Projekt erkundigte. Als ich den psychologischen Ansatz erklärte, war er sehr berührt. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Menschen manchmal positive Dinge in dein Leben bringen, weil sie eine Art Verbindung spüren; sie spüren, dass du dein Leben ehrlich und auf eine gute Art und Weise lebst.
Cafébabel: Welchen Ratschlag würdest du jemanden geben, der mit einem Straßenmusik- oder Performanceprojekt beginnen will?
Daniela Iezzi: Trau dich! Du wirst viele neue Dinge herausfinden. Du wirst beginnen dich selbst und die Menschen um dich herum besser zu verstehen. Es ist der einzige Weg, sein Leben heute ganz neu zu erfinden. Manchmal wirst du vielleicht das Gefühl haben, dass dein Leben furchtbar ist. Aber normalerweise sieht man das von außen nicht. Ich habe Menschen mit richtig schlimmen Problemen getroffen, aber auch mit viel Kraft, und ich denke jeden Tag an sie, weil sie mir etwas mitgegeben haben. Das ist das Beste an diesem Job. Anthropologisch gesprochen: es ist eine spannende Erfahrung.
Cafébabel: Wovon träumst du für die Zukunft?
Daniela Iezzi: Ich mache bereits etwas, was ich immer machen wollte. Ich habe meinen Traum zur Realität gemacht. Vier Jahre zuvor hätte ich mir niemals ausgemalt, dass ich einmal die Art von Frau sein würde, die mit einem 50 Kilo-Trolley durch Europa reist. Ich war in einer völlig anderen Stimmung, ich unterrichtete an einer Musikschule und hatte ein normales Leben. Also kann ich heute sagen, dass ich es geschafft habe. Ich lebe meinen Traum und bereise die Welt - genau wie ich es immer wollte.
Die Idee ist, mein Projekt weiter zu verfolgen. Ich möchte eine andere Maschine kaufen und noch mehr an meinem Sound arbeiten, sodass der Klang meine Gedanken projiziert und wiederspiegelt. Im Winter werde ich an neuen Songs arbeiten und das Projekt weiter vorantreiben. Ich würde mich auch über die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit einem Produzenten freuen, der mir dabei hilft, meine Musik mit dem Rest der Welt zu teilen.
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Translated from Daniela Iezzi: Busking in the pursuit of happiness