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Burjatien: Putins vergessenes Volk
Published on February 27, 2012
Die Wahlen in Russland stehen kurz bevor und damit wahrscheinlich die Wiederwahl von Wladimir Putin . Wie hat sich das Land in 13 Jahren Autokratie verändert? Welchen Spuren hat sie außerhalb Moskaus hinterlassen? Jef Bonifacino zeigt dies Anhand einer nahezu unbekannten Region: Burjatien , einer von 53 autonomen Republiken in Russland. Die Region an der Grenze zu China und der Mongolei hätte ein russisch-asiatisches Zentrum werden können. Doch 80% der russischen Staatsausgaben gehen an Moskau und St. Petersburg – nur ein Fünftel bleibt für den Rest dieses riesigen Landes. Mehrmals hat Jef die Republik bereist - zu Fuß, per Anhalter, per Bus und Zug – mit dem Ziel, die Kulturen und Religionen der Burjaten zu ergründen. Was er nicht fand, ist Hoffnung. Den Menschen in Burjatien ist gleich, wer die Wahl am 4. März gewinnt. Sie können sich nur auf sich selbst verlassen.
Fotos: ©Jef Bonifacino
Für die wenigsten Russen ist eine Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn eine romantische Vorstellung. Diese Mutter kann sich nur ein Dritte-Klasse-Ticket leisten. Fünf Tage lang werden sie und ihr Kind auf wenigen Quadratmetern verbringen – solange dauert die Fahrt von Moskau nach Irkutsk am Baikalsee .
Foto: ©Jef Bonifacino
Wo kein Geld ist, kann nichts erneuert werden: Der Fortschritt ist in Burjatien stehengeblieben. Die Straßenbahn auch.
Foto: ©Jef Bonifacino
Im Hippodrom , der Rennbahn in Irkutsk, feiern die Burjaten jährlich ein großes Fest. Ob dieses Fohlen einmal bei den Wettkämpfen starten wird? Denn die Rennbahn ist in einem miserablen Zustand: seit 50 Jahren wurde sie nicht saniert.
Foto: ©Jef Bonifacino
Das Leben ist hart, Arbeit gibt es nicht. Wer kann, zahlt in Alkohol oder Zigaretten
Foto: ©Jef Bonifacino
"Geser" heißt der mystische Nationalheld; ein Gott in Menschengestalt. Seine Geschichte wird von der Schauspielgruppe Amarsen inszeniert. Die jüngste Schauspielerin ist fast noch ein Kind.
Foto: ©Jef Bonifacino
Im Zentrum von Ulan-Ude ist das Leben eine Baustelle.
Foto: ©Jef Bonifacino
Svetlana und Anatolij Baskakov leiten das russische Theater in Ulan-Ude . Eine brotlose Kunst, denn der Staat unterstützt das Theater nicht.
Foto: ©Jef Bonifacino
Tradition und Moderne treffen beim Tanz aufeinander: Sayana , Tänzer in Aginsk nahe Ulan-Ude, unterhält das internationale Publikum mit immer neuen Choreographien.
Foto: ©Jef Bonifacino
Die Jugend tanzt in einem Club in Tchita : Diese Diskothek ist einer der wenigen Orte, an dem sie feiern kann. Eine Discokugel oder Scheinwerfer gibt es nicht. Stattdessen spenden nackte Glühbirnen Licht.
Foto: ©Jef Bonifacino
Veteranen haben in Russland eine besondere Stellung – zumindest offiziell. In Wahrheit leben viele ehemalige Soldaten heute in bitterer Armut und sehnen sich nach der Sowjetzeit . Dieser ausgezeichnete Kämpfer nimmt an einer Gedenkfeier für ein buddhistisches Kloster – in der Volkssprache 'Datsan' genannt – teil. Es war 1940 zerstört worden.
Foto: ©Jef Bonifacino
Reiten, Kämpfen und Bogenschießen – diese Sportarten sind Teil der burjatischen Tradition. Regelmäßig treten die Reiter in der Steppe gegeneinander an. Der Gewinner bekommt zwei Schafe. Bei dem ehemaligen Nomadenvolk gelten die Tiere als wertvoll.
Foto: ©Jef Bonifacino
Igor ist Maler , doch von seiner Kunst kann er kaum leben. Er lebt in einer kleinen Datscha außerhalb von Irkusk, manchmal darf er im Vorraum einer Bank ausstellen. Gerne würde er ins Zentrum der Stadt ziehen. Doch für einen Künstler sind die Mieten unbezahlbar.
Foto: ©Jef Bonifacino
Fließendes Wasser gibt es im Haus von Liouba und ihrem Vater nicht – sie
müssen es aus einem Hahn an der Außenwand schöpfen. Doch die Familie
hat größere Sorgen: Liouba ist stumm. Sie wird es wohl für immer
bleiben. Einen Arzt kann sich die Familie nicht leisten.
Foto: ©Jef Bonifacino
Zu Zeiten des Kommunismus wurde Ringen zum Volkssport erklärt – ein Mittel, um die traditionellen Hobbies der Burjaten zu verdrängen. Doch diese haben auch dem neuen Sport eine mystische Bedeutung zugeschrieben: Für sie symbolisiert der Kampf eine Verbindung zwischen Himmel und Erde .
Foto: ©Jef Bonifacino
Ein Mönch in traditioneller Kutte in den Straßen von Alchanai . Seit 1741 ist die buddhistische Religion in Russland offiziell anerkannt; in Sibirien ist sie zweite Staatsreligion . Der Hund im Hintergrund bewacht einen kleinen Zoo in der Stadt: Zwei schwarze Füchse und ein Bär. Doch die Besucher bleiben aus.
Foto: ©Jef Bonifacino
Eine alte Frau aus Ust-Ordynski , nahe Irkutsk . Ein kleiner Gemüsegarten und eine Kuh sind ihre einzige Lebensgrundlage. Als Rentnerin in Russland erhält sie monatlich 140 Euro – nicht einmal das offizielle Existenzminimum .
Foto: ©Jef Bonifacino
Foto: ©Jef Bonifacino
Dieser Schaman nutzt alle Religionen für sich: Das Medaillion stammt aus der burjatisch-heidnischen Kultur , der Rosenkranz kommt von den Buddhisten . Valentin arbeitet nicht nur als professioneller Gottesbeschwörer, sondern unterhält mit seiner Darstellung auch Touristen.
Foto: ©Jef Bonifacino
Sascha trägt seinen buddhistischen Anhänger zur Polizeimütze. Lange vor seiner Geburt haben Saschas Eltern das Nomadenleben aufgegeben. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Sicherheitsbeamter in Zügen. Er lebt in Irkutsk .
Foto: ©Jef Bonifacino
Foto: ©Jef Bonifacino
Eine Großmutter vom Volk der Ewenen mit ihrer Enkeltochter in Malo
Golustnoe bei Irkutsk . Um der Christianisierung im 20. Jahrhundert zu
entgehen, flohen viele Ewenen in den Süden des Landes.
Foto: ©Jef Bonifacino
Eine junge Frau konzentriert sich auf die Zeremonie während des Datsan-Baus . Die ersten Hinweise auf buddhistische Traditionen am Baikal-See stammen aus dem 14. Jahrhundert . Ebenso wie der Schamanismus wird auch der Buddhismus 1930 verboten. Erst Jahre später dürfen die Menschen ihre Religionen wieder ausüben.
Foto: ©Jef Bonifacino
Sascha arbeitet als Comedian im russischen Theater von Ulan-Ude, das östlichste des Landes. Auch er kann von seinem Beruf kaum leben und muss sich mit Nebenjobs über Wasser halten.
Foto: ©Jef Bonifacino
Das Telefon ist gut und gerne so alt wie die Verkäuferin. Auf dem Irkutsker Großmarkt stammt die Technik noch aus der Sowjetunion .
Foto: ©Jef Bonifacino
Eine raue Landschaft auf der Insel Olchon im Baikalsee . 1984 wurde die Schule geschlossen, kurze Zeit später machten auch andere Institutionen dicht. Etwa 1500 Menschen leben heute noch auf der Insel – gemeinsam mit einigen wilden Pferden.
Foto: ©Jef Bonifacino
Translated from Bienvenue en Bouriatie, la Russie oubliée
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