BIRTH OF JOY: NIETZSCHE UND ROCK’N’ROLL
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Delia Di CanosaSo schmeckt der richtige Rock’n’Roll. Am Tag nach ihrem Konzert beim Euronics Festival 2014 in Groningen, trafen wir Band Birth of Joy, die Nietzsche in ihrer Musik erklären.
Ich treffe Birth of Joy in der Hotelhalle des zentral gelegenen Hampshire Hotels in Groningen. Gertjan Gutman (Keyboard), Bob Hogenelst (Schlagzeug) und Kevin Stunnenberg (Gitarre und Sänger), warten auf mich wie drei verstimmte Instrumente, die man bei der Party am Vorabend auf der Couch vergessen hat. Das Sonnenlicht scheint matt, die Zeit vergeht ganz langsam, und der Rausch lässt schleichend nach: es ist eine Nacht zu viel gewesen zwischen dem Eurosonics Festival 2014 und dem heutigen Interview.
Als ich meine Gesprächspartner danach frage, wie sie sich kennengelernt haben, starrt Kevin verwirrt weiterhin den Fußboden an, und stimmt das Lied „Like a Vergin!“ an, Gertjan dagegen erzählt mir die Geschichte der Gründung ihrer Band.
2006 beitritt er den Proberaum der Herman Brood Academy von Utrecht und fing gerade an, fing er gerade an, ein Stück auf dem Keyboard zu spielen. In dem Moment, wie in einem Hollywood-Film, lief Kevin an der Tür vorbei, hörte diese Musik und jammte mit. Wie es oft der Fall ist, zieht eine Note die andere nach sich, und „nach den gemeinsamen Riffs, kamen die gemeinsamen Biere“, und schnell kam Bob hinzu. Zwei Jahre mussten sie aber auf ihren ersten Liveauftritt warten. Nach den ersten Konzerten, wurden die ersten zwei Alben herausgebracht, Life in Babilou und Prisoner (am 7. März 2014 von dem niederländischen Indielabel Suburban Records rausgebracht). In den USA, sammelten sie schöne Erfahrungen in New York und Los Angeles, aber die besten Erinnerungen haben sie an die französischen Städte Rennes und Toulouse: „Da sind die Leute während des Konzertes durchgeknallt“, erinnert sich Bob.
Life in Babilou
Babilou? Das ist nur ein fiktiver Ortsname, den sie sich ausgedacht haben? Babilou gilt als letzter Anker der persönlichen Freiheit: „Jeder muss sich bemühen, ihn am Leben zu halten“, erklärt uns Gertjan. Es reicht nur, ihr Album anzuhören, das mit Blues und psychedelischen Tracks die '60er wieder aufleben lässt. Wenn sie auftreten, hat man das Gefühl - die Doors, mit noch viel mehr Power auf der Bühne - zu sehen. Woher holen sie so viel Kraft? „Wir wandeln das, was wir vor dem Publikum bekommen, in Musik um“, erklärt Kevin. Sie schweben zwischen Himmel und Erde, aber es ist leicht, sie wieder zur Erde zu bringen. Einfach fragen: „Rock’n’Roll is dead?“. „Es gibt eine Menge Bands, deren Musiker wie Rocker gekleidet sind, aber beim genaueren Hinschauen nichts anderes sind ein falscher Männerchor. Kevin schüttelt verspottend die Hand in der Luft und sagt: „Rock’n’Roll ist vom Instinkt gesteuert und emotional und wird deswegen nie aussterben“. Wenn ich aber sie darauf auffordere, ein paar zeitgenössische Bands zu erwähnen, die sie gerne mögen, nennen sie tröpfchenweise Triggerfinger und Shaking Godspeed. Keine Chance: Birth of Joy inspiriert die Vergangenheit.
AN DER QUELLE
In ihrer Musik findet man diverse Einflüsse: Von Hendrix bis hin zu den Doors, die Stimmen-und-Gitarrenriffs, die sich wie bei Vodoo Child mischen, kehren in Kevins Solos immer wieder. „Es gibt keine Regeln zu befolgen“, erklärt er. Auf einem Keyboard aus den ‘50ern, spielt Gertjan während des Konzertes und klettert darauf, wie auf eine Rettungsboje. Ein Erbstück? Nein, nicht wirklich, „ich fand es auf einem online Musiker-Flohmarkt für gebrauchte Instrumente“, berichtet er.
Kevins Enthusiasmus für Musik hat italienische Wurzeln: Als er sechs war, unternahm er eine Reise mit seiner Mutter nach Italien und lernte bei diesem Anlass die Musik von Queen in einem Fiat Uno kennen. Gertjans Vater dagegen, „ist ein Fan der irischer Musik und Seemannsliedern. Zwar hatte ich keine Rock’n’Roll Ausbildung, aber die erste CD, die ich gehört habe, war von den Doors“, erzählt er. Am Ende der Runde meldet sich Bob lachend zu Wort: „Ich erinnere mich daran, dass mein Vater mich zwang, Hendrix zu hören und ich bat ihn, die Musik auszustellen. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um diese Musik zu verstehen“.
BIRTH OF JOY- GEBURT DER FREUDE
1872 veröffentlichte Friedrich Wilhelm Nietzsche Die Geburt der Tragödie. Hier erkennt Nietzsche in der menschlichen Existenz das Zusammenwirken von zwei Polen: einer rationalen und einer irrationalen Gottheit. Diesem Werk haben Birth of Joy, „ein bisschen aus Spaß, ein bisschen ernsthaft“, ihren Namen gewidmet. „Die Gottheiten im Buch sind außergewöhnlich“, sagt Kevin, obwohl er, „kein Philosoph ist“. Alle drei teilen die Ansicht, dass „es schön ist, zwischen den Extremen zu schwanken: zwischen Schöpfung und Zerstörung zu tanzen“. Wenn sie sich aber während ihrer Auftritte der irrationalen Ebene hingeben, und zusammen mit dem Publikum durchdrehen, ist es keine Tragödie, sondern Die Geburt der Freude.
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Translated from Birth of Joy: il rock'n'roll alla Nietzsche