Berlinale: Warten auf Angelina
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Frust wegen der Kälte oder weil der Wunschfilm mal wieder ausverkauft war? Egal - Angelina ist da!
'' Foto: Kasia Swierc''
Ein Klagelied, das dieses Jahr besonders oft seitens der kritischen wie auch unterhaltenden Presse gesungen wird, ist das Gejammer um die fehlenden großen Stars auf der Berlinale.
Während bei den Oscars und in Cannes Hollywoods erste Riege eng gedrängt auf dem roten Teppich steht, werden angeblich nur diejenigen bei arktischen Temperaturen an die Spree geschickt , die sonst keiner haben wollte. Da wird natürlich eine Nachricht wie die von Angelina Jolies Anwesenheit mehr als freudig begrüßt. Als Regisseurin von In The Land of Blood and Honey ist sie angereist, doch Journaille und Fans sind mehr am Star vor ihrer Kameralinse interessiert als an der Künstlerin hinter der Kamera. Wo wohnt sie? Hat sie alle ihre Kinder mitgebracht? Und was macht eigentlich Brad Pitt? Die Ticker laufen heiß mit Meldungen über Angelina-Sichtungen: Angie mit Maddox, Shiloh und Pax im Legoland! Auf dem roten Teppich im goldenen Designerkleid! Im Starbucks mit drei Bodyguards! Die letzte Nachricht erhielt ich übrigens von einem Freund - und zwar genau fünf Minuten nachdem ich eben diesen Coffeeshop verlassen hatte. Spätestens ab da hat es mich auch gepackt, das (Br)Angelinafieber. Ich will sie endlich sehen, die Frau, die Jennifer Aniston den Mann ausgespannt hat, die früher gerne mal innige Zungenküsse mit ihrem Bruder austauschte und die selbst beim Flüchtlingslagerbesuch mehr Glamour versprüht als ich in meinem schicksten Partyoutfit.
Und dann auf einmal scheint sie ganz nah. Am Hinterausgang des Hyatt-Hotels haben die Paparazzi auf ihren Leitern Stellung bezogen, Angelina soll gleich rauskommen und Autogramme verteilen, wie mir ein freundlicher älterer Herr mit Teleobjektiv verrät. Dann sind sie nicht mehr zu überhören, die „Angelina, Angelina“-Rufe und ein wildes Gerangel um den besten Platz am Absperrgitter bricht aus. Ich stehe in zweiter Reihe hinter einer Wand aus Fotojournalisten und Autogrammjägern und sehe: keine Angelina. Knapp zwei Minuten später ist der Spuk vorbei, die Meute löst sich auf und ich sehe noch die Rücklichter der Limousine, in der Frau Jolie es sich wohl gerade gemütlich gemacht hat. „Schön sieht sie aus“, seufzt verzückt ein Teenie mit leuchtenden Augen und geröteten Wangen. Ich mache mich derweil auf nach Prenzlauer Berg. Ich kenne da einen, der kennt eine, die in einem Café am Helmholtzplatz arbeitet, wo Angelina ab und an mal gerne einen Latte zu sich nimmt. Vielleicht setze ich mich dann zu ihr und wir quatschen ein bisschen über Brad, die Kids und das kalte Berliner Wetter.