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Berlinale Talent Campus: Berlin Today Award

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Berlin

Every Step You Take – unter diesem Motto lief der diesjährige Kurzfilmwettbewerb des Berlinale Campus. Unter 170 Bewerbern haben es fünf Filme ins Finale geschafft, unter denen am Mittwoch der israelische Beitrag Batman at the Checkpoint als Sieger gekürt wurde.

Alle fünf Filme hatten als Grundthema die kleinen Entscheidungen, die wir in unserem Leben jeden Tag bewusst oder unbewusst treffen, und die daraus folgenden Auswirkungen. Der praktischen Umsetzung waren dabei kaum Grenzen gesetzt, lediglich die Postproduction sollte in Berlin und Brandenburg stattfinden. Zwei Dokumentationen, zwei Spielfilme und ein Animationsfilm, das ist die Auswahl, die auf der Berlinale uraufgeführt wurde.

Im Animationsfilm A Little Suicide von Ana Lily Amirpour (USA) begleitet der Zuschauer einen Tag lang eine lebensmüde Kakerlake, und sieht die Welt mit den Augen einer der meistgehassten Insekten auf unserer Erde. Am Ende wird man tatsächlich zum Fan dieser nicht gerade ansehnlichen, aber sehr liebenswert dargestellten Kreatur – so muss es wohl auch der Filmemacherin gegangen sein, die erst durch eine ausgesprochene Kakerlakenphobie auf dieses Thema gekommen ist.

alittlesuicide © Peter Himsel

In der Dokumentation A Stands For ABC zeigt Madli Lääne aus Estland den Alltag von Vele aus Liberia, die mit 17 zum ersten Mal in die Schule geht, um dort Lesen und Schreiben zu lernen. Nebenbei wird die schwierige Vergangenheit, geprägt durch Krieg, Flucht und Gewalt des jungen Mädchen dargestellt, die mittlerweile schon Mutter ist. Anrührend porträtiert ist die Annäherung an ihre Tochter, die aus einer Vergewaltigung entstanden ist und zu der Vele anfangs keine Muttergefühle entwickeln konnte.

astandsforabc © Detailfilm

David Lale (Großbritannien) porträtiert in White Lobster drei Schicksale in Nicaragua, in deren Leben das bizarre Phänmoemn des White-Lobster-Kokains irgendeine Rolle spielt. Während Randy eine harte Drogenvergangenheit hinter sich hat, geht Captain Ed tagtäglich die Strände auf und ab um angeschwemmtes Schmuggelkokain zu finden. Das hat Seeman Tiger schon hinter sich, was ihm einige Jahre Knast eingebracht hat – was ihn aber nicht davon abhält, von einem erneuten, lukrativen Fund zu träumen.

whitelobster © Sunday Filmproduktion

Im Gewinnerfilm Batman at the Checkpoint (Rafael Balulu/Israel) werden die alltäglichen Komplikationen im Westjordanland auf interessante Weise filmisch verdeutlicht. Im Stau vor den Grenzkontrollen vor Jerusalem zeigen ein kleiner palästinensischer und ein gleichaltriger israelischer Junge, dass die Freude am Spielen nichts mit der Nationalität zu tun hat. Das jugendliche Gerangel um das Begierdeobjekt, einen Spielzeug-Superhelden, führt letztendlich zu einem Kampf um Haben oder Nichthaben – ein Moment, in der sich schließlich auch die Eltern über die Absurdität der politischen Situation gewahr werden.

batman © Lichtblick Media

Christopher Bisset aus Südafrika macht mit Five Ways to Kill a Man auf die Konsumentscheidungen aufmerksam, die die meisten von uns tagtäglich bewusst oder unbewusst treffen. Hauptcharakter Sam lebt alleine mit seinem Goldfisch Clownface, dach über den Tag hinweg begleiten ihn immer wieder Menschen aus exotischen Ländern. Was die Brasilianerin im Coffeeshop, die philippinischen Kinder in seinem Schlafzimmer und der Scheich an der Zapfsäule macht, wird dem Zuschauer erst nach und nach klar. Ein überraschendes Ende lässt den Zuschauer mit einem leicht mulmigen Gefühl zurück und veranlasst ihn, zumindest ab und an mal über sein Kauf- und Verbraucherverhalten nachzudenken. Das alles schafft Bisset mit einem liebenswert-lakonischen Blick für’s Detail und lässt dabei die Moralkeule im Gepäck stecken.

fiveways © Peter Himsel

Interview mit Christopher Bisset, Regisseur von 5 Ways to Kill a Man

chrisbisset

© Foto: Berlin Today Award

Wie kam es zur Idee für Deinen Kurzfilm? Mein Co-Writer Stephen Hitchcock und ich wollten eine Welt darstellen, in der die Konsequenzen unserer täglichen Entscheidungen, sei es bei der Wahl unserer Kleidung, beim Kaffeetrinken oder beim Tanken, sichtbar gemacht werden.

Lebst Du einen bewusst nachhaltigen Lifestyle und möchtest andere dazu bewegen? Ich versuche,so gut es geht ethisch korrekt zu leben. Natürlich ist das ein sehr subjektiver Ausdruck, aber als Gesellschaft gibt es nochviel für uns zu tun,wenn es darum geht, ethische Entscheidungen leichter zu machen. Damit diese Veränderungen geschehen können, brauchen wir eine Bewegung von Menschen, die anders leben wollen. Undbevor das passiert, müssten die Menschen sich den Folgen der globalen, hyperkapitalistischen Wirtschaft bewusst werden. Wir würden alle gerne von uns denken, dass wir gute Menschen sind und dass wir uns für die Menschen interessieren, von deren Arbeit wir abhängig sind - aber dennoch kauft jeder weiterhin bei H&M ein und trägt Nike-Turnschuhe.

Du kommst aus Südafrika - wie ist die Situation für junge Filmemacher dort? Die Filmindustrie ist dort stark am Wachsen. In Kapstadt finden jedes Jahr einige große Übersehproduktionen statt, es ist also ein sehr guter Ort für junge Filmemacher. Das soll heißen, dass wir technisch gut ausgerüstet sind. Kulturell gesehen haben wir aber noch einen langen Weg vor uns. Die schwierigsten Aspekte des Filmemachens in Südafrika haben mit unserem Bezug zur Gesellschaft zu tun. Ich kann mich nur sehr schwer in den südafrikanischen Film einfühlen, da er sich für mich oft unauthentisch anfühlt.

Was waren die größten Schwierigkeiten, die Euch bei 5 Ways to Kill a Man begegnet sind? Es war ein sehr ambitioniertes Projekt, was die Zahl der involvierten Menschen, Locations und der gesamten Logistik angeht. Glücklicherweise verlief alles nach Plan!

Wie hat Euch die Zeit in Berlin gefallen? Die war: total geil.

Christopher Bisset, vielen Dank für das Gespräch.