Berlinale 2015: Wir ziehen Bilanz
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Kaum hat sie angefangen, ist sie auch schon wieder vorbei: die 65. Berlinale. Fünf Tage nach der Verleihung des goldenen Bären haben wir Entzugserscheinungen. Da hilft nur eins: Bilanz ziehen und sich schon jetzt auf das nächste Jahr vorbereiten.
Den 15. Februar haben wir alle gefürchtet – obwohl der 13. kurz davor ein Freitag und daher viel gefährlicher hätte sein können. Der 15. aber war der letzte Tag der Berlinale und damit der traurigste im ganzen Jahr. Einige von uns sind prompt krank geworden (Husten, Schnupfen, Fieberanfälle), andere haben sich sofort in neue, stressige Projekte (Bücher über die Berliner oder das E-Magazin von Beyond the Curtain) gestürzt. Irgendwie muss man sich ja ablenken, wenn man plötzlich nicht mehr jeden Tag fünf Filme schauen kann.
Viel Kaffee und durchtippte Nächte
Unsere Bilanz dieses Jahr kann sich auf jeden Fall sehen lassen: Insgesamt haben wir 105 Langfilme und 34 Kurzfilme gesehen. Das sind mehr als 10.906 Filmminuten – also knapp 182 Filmstunden. Von Bahasa Indonesia über Albanisch bis Inuktitut waren fast alle Sprachen der Welt dabei und so gut wie alle Länder und Weltregionen – sogar Nordkorea (Gujke Shijang von Joon Je-Kyun) und der Nordpol (Nobody wants the Night von Isabel Coixet). Bei so kilometerintensiven Reisen um den Erdball kann man schon mal müde werden: Sébastien stärkte sich mit Kebabs und Schokomuffins, Lilian und Christina mit viel Kaffee. Christian war der einzige, der den Stress mit viel Schlaf bekämpfte. Das wäre bei der European Shooting Stars-Pressekonferenz aber fast in die Hose gegangen: „Mein bester Berlinale-Moment? Montag Morgen nach durchtippter Nacht aufwachen und erfahren, dass ich mich vor zwanzig Minuten am Potsdamer Platz zum Interview treffe!“
Dazu kamen die tägliche Odyssee im M41, der gesperrte Nord-Süd-Tunnel, schlechtes WLAN im Berlinale-Palast und überhaupt kein Internet zuhause: Viel schlimmer kann es kaum kommen – es sei denn, man strandet wie Lilian um 20h zwischen zwei Filmen im überteuerten Cinemaxx, ohne auch nur einen Cent für Essen oder Trinken. Oder man sitzt wie Julia morgens um 9h im russischen Wettbewerbsbeitrag Under Electric Clouds und stellt fest, dass man rein gar nichts versteht, das Ganze aber insgesamt knapp zweieinhalb Stunden dauern wird.
Wer nicht ständig auf die Leinwand starrt, sieht bei der Berlinale vielleicht auch ein paar Stars und Sternchen. In diesem Jahr waren Sibel Kekilli, Marie Bäumer, Meret Becker, Maisie Williams und wieder mal Anke Engelke dabei. Wo nur die ganzen männlichen Stars sind? James Franco zählt auf jeden Fall nicht, denn den haben wir nur auf der Großleindwand gesehen und bei der zweiten Pressekonferenz (drei Tage nach der ersten) hatte er – wohl wegen der vielen Feierei – schon deutlich an optischen Reizen eingebüßt. Vom psychedelischen Berlinale-Jingle kann man das nicht behaupten: Selbst beim allerletzten Film am Sonntagabend klang das immer noch genauso magisch.
Jetzt fehlt also nur noch das ultimative Berlinale-Ranking eurer Cafébabel-Redaktion. Nach welchen Filmen sollte man in den nächsten Monaten auf jeden Fall Ausschau halten? Julia rät zu Victoria, dem Debütfilm von Sebastian Schipper. Christian mochte Queen of Earth, was ein ziemliches Kompliment ist. Lilian empfiehlt euch die grönländische Musikdoku Sume - Mumisitsinerup Nipaa. Sébastien konnte sich für Une jeunesse allemande begeistern und Christina den argentinischen Film El Incendio von Juan Schnitman. Keine schlechte Auslese eines 10-tägigen Filmmarathons! Natürlich könnt ihr hier auch in den nächsten Wochen noch Filmkritiken lesen. Denn auch wenn die Berlinale seit dem 15. Februar vorbei ist, geht sie zumindest in unseren Köpfen weiter.
Cafébabel Berlin auf der 65. Berlinale
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