Berlinale 2014: Klappe, die Letzte
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Vier Journalisten, ein Fotograf, 58 Filme, 21 Sprachen, 5 Stunden am roten Teppich und 5800 Filmminuten in elf Tagen: Cafébabel Berlin hat über die Internationalen Filmfestspiele berichtet. Dort sind wir schnell süchtig geworden: nach Kaffee, Aufregung und Interviews. Und natürlich nach Filmen. Aber wie organisiert man das Ganze?
Wann kommt das Akkreditierungsschreiben? Wer hat welche Filmvorlieben? Was war da nochmal mit den European Shooting Stars? Schon drei Wochen vor dem offiziellen Berlinale-Beginn am 6. Februar brach in der Berlin-Redaktion von Cafébabel geschäftiges Treiben aus. Bei über 400 Filmen in zehn Sektionen gab es bei den diesjährigen 64. Internationalen Filmfestspielen Berlin aber so einiges zu entdecken. Trotzdem brauchte es nur ein Redaktionstreffen im Vorfeld und zwei vor Ort – den Rest erledigten Facebook, Dropbox, Skype und E-Mail.
5804 Filmminuten macht 58 Filme?
Die einzelnen Schwerpunkte waren schnell klar: Christina mag Lateinamerika, Daniel diskutiert gern über sozio-politische Verhältnisse, Lilian ist asienverliebt und Sébastien verfolgt die filmischen Entwicklungen in seinem Heimatland. Jean-Paul hatte als Fotograf überwiegend freie Hand – nur ein Schnappschuss von George Clooney sollte natürlich dabei sein. Von den über 400 Filmen im gesamten Berlinale-Programm haben wir 58 an insgesamt neun Spielstätten in der ganzen Stadt gesehen: Bei rund 5804 Filmminuten wird der psychedelische Berlinale-Jingle da schnell zum Ohrwurm und Kaffee zum Lieblingsgetränk. Während Daniel und Sébastien abstinent blieben und Jean-Paul eher wenig konsumierte, tranken Christina und Lilian genug Kaffee für alle zusammen – bei gefühlten 342 Litern wurde die Statistik abgebrochen.
Der süchtig machende Berlinale-Jingle 2014 im Besucher-Video von BerlinMitteBoy1307.
Die Berlinale war schon immer international, aber dieses Jahr knackte sie alle Rekorde. Von den 58 Filmen, die sich das Berlin-Team angesehen hat, spielten die meisten nicht in Deutschland, sondern in Korea, Japan, China, Taiwan, Hongkong, Vietnam, Indien, Myanmar, England, in den USA, Frankreich, Belgien, Schweden, Österreich, im Süd-Sudan, Somalia, Argentinien, Mexiko, Israel, Dänemark, Brasilien, Russland und in der fiktiven Republik Zubrowka. Auf der Kinoleinwand reisten die Cafébabel-Redakteure durch 23 fremde Länder und lernten dabei nicht nur blinde chinesische Masseure, lila Hotelboys und somalische Piraten, sondern auch brasilianische Rettungsschwimmer und Michel Houellebecq besser kennen.
Babelianische Sprachenverwirrung und private jokes
Wie gut ist es da, dass die Berlin-Redaktion mehrere Sprachen beherrscht. Den Rest erledigten Untertitel, denn zu den Originalsprachen zählten in diesem Jahr nicht nur Französisch, Spanisch, Deutsch und Englisch, sondern unter anderem auch Vietnamesisch, Arabisch, Schwedisch, Somali, Tschetschenisch, Kantonesisch und Burmesisch. Kaum waren die vier Redakteure ihren Kinosesseln entsprungen, hackten sie auch schon ihre Kritiken, Eindrücke und Interviews in die Tastatur oder arrangierten Jean-Pauls Schnappschüsse in informativen Bildergalerien. Das Ziel: ein Artikel pro Tag. Mit insgesamt mehr als 30 Texten auf Deutsch, Englisch und Französisch wurde das gleich dreimal erreicht. Was nach intellektueller Schwerstarbeit klingt, war die meiste Zeit aber unglaublich spannend und manchmal sogar richtig lustig: So zum Beispiel als Sébastien am Büffet der European Shooting Stars für einen Kellner gehalten wurde.
Oder als Lilian in der Pressevorführung von 20,000 Days on Earth (2013) neben Anke Engelke saß und einfach von ihr geduzt wurde. Jean-Paul hingegen konnte nur lachen, als sich die George Clooney-Fans am roten Teppich alle möglichen Gegenstände von ihrem Idol signieren ließen – unter anderem auch einen länglichen Pappkarton mit unbekanntem Inhalt. Sébastien amüsierte sich noch mal, als die deutsche Nachwuchsschauspielerin Maria Dragus ihn freundlich, aber bestimmt darauf hinwies, dass sie das Interview auf Französisch führen wolle: En français s‘il vous plaît! Am letzten Berlinale-Tag, dem 16. Februar, war der Filmmarathon dann schon wieder vorbei: Die Bären waren vergeben, die Berlin-Redaktion freute sich mit den Gewinnern Diao Yinan und Wes Anderson, zog sich zum letzten Mal das Berlinale-Jingle rein und freute sich einfach nur auf einen guten Film. Denn davon gibt es bei der Berlinale Hunderte. Wir sehen uns im nächsten Jahr!
Cafébabel Berlin bei der 64. Berlinale
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