Berlinale 2013: Tag 6 - Demokratisch auch während des Medienrummels
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Zu jedem Filmfestival gehören auch Autogrammjäger dazu. Am sechsten Tag widmete sich Cafebabel den Personen, die stundenlang auf eine Unterschrift warten. Wir haben das Mikrofon zur anderen Seite des roten Teppichs gerichtet, uns unter die Menge hinter dem Hotel Grand Hyatt Berlin gemischt und zwei Berliner Autogrammjäger zu ihrer Leidenschaft befragt. Hier ein kleiner Einblick.
Cafebabel: Guten Abend!
Autogrammjäger: n’Abend!
Cafebabel: Wir sind vom europäischen Onlinemagazin Café Babel und würden Ihnen gerne ein Paar fragen stellen.
Autogrammjäger: Naja, ich würde erst gerne mein Autogramm bekommen. Eben habe ich ein Interview gegeben, dann aber kein Autogramm mehr bekommen.
Cafebabel: Ach so, Sie wollen ein Autogramm...
Autogrammjäger: Was wollen Sie ja allet wissen?
Cafebabel: Na, z.B. von wem Sie ein Autogramm bekommen möchten?
Autogrammjäger: Na, von den Stars!
Cafebabel: Die Stars kommen also hier aus dem Hotel raus und gehen langsam genug, dass man von denen ein Autogramm bekommen kann?
Autogrammjäger: Tschja, manchmal schreiben sie und manchmal halt nich’.
Cafebabel: Und welche Stars erwarten Sie heute?
Autogrammjäger: Na, z.B. Morricone.
Cafebabel: Ach so, stimmt. Der soll ja heute zur Pressekonferenz erscheinen. Und wann kommt er.
Autogrammjäger: Nachher.
Cafebabel: Sie haben aber schon den besten Platz.
Autogrammjäger: Ja, ich hoffe, dass er hier um die Ecke kommt und hier schreibt. Hoff’ ich.
Cafebabel: Danke! Wir wünschen Ihnen noch viel Glück damit.
Cafebabel: Hallo! Und Sie, auf welche Stars warten Sie?
Autogrammjägerin: Auch auf Ennio Morricone.
Cafebabel: Und wie läuft das?
Autogrammjägerin: Wir wissen gar nicht was passiert. Die Stars kommen hier an und Morricone ist ja nicht mehr der jüngste mit seinen 84 Jahren. Wir können nur hoffen, dass er Autogramme schreibt. Ich kann versuchen, ihn Italienisch anzusprechen und ich kann nur hoffen. Mehr kann ich nicht machen.
Cafebabel: Und funktioniert das normalerweise? Haben Sie schon Erfahrung damit?
Autogrammjägerin: Es hängt davon ab, wann die Herrschaften hier ankommen. Manchmal kommen sie zu spät an und werden dann von den Agenten gedrängt: “Rein, rein, rein!” Manchmal gibt es aber auch Stars, die sich durchsetzen und sagen: “Nein! Ich schreibe hier erstmal Autogramme. Da sind meine Fans. Die haben mich zu der Größe gebracht.” Weil wir sind ja die Fans, gucken die Filme und hören die Musik. Man muss eben sehen, wie die Situation ist und ob man Glück hat.
Cafebabel: Sie werden hier also zwei mal Ihr Glück probieren: einmal beim Ankommen der Stars und einmal beim Verlassen.
Autogrammjägerin: Also beim Verlassen, da werde ich nicht mehr hier sein, weil ich dann zum roten Teppich am Friedrichstadt Palast gehe.
Cafebabel: Und was gibt es da?
Autogrammjägerin: Da ist dann dieser Film von dieser Pressekonferenz.
Cafebabel: Und Karten haben Sie sich schon besorgt.
Autogrammjägerin: Nein, ich habe keine Karten. Das ist so schwierig. Man kann ja nur eins. Entweder sammelt man sich ein Autogramm oder man geht in den Film.
Cafebabel: Sie scheinen sich Ihre Strategie gut überlegt zu haben. Sind Sie das erste mal dabei?
Autogrammjägerin: Nein, ich mach’ das schon viele, viele Jahre.
Cafebabel: Sind Sie Berlinerin?
Autogrammjägerin: Ja, ich bin Berlinerin und habe mir extra Urlaub genommen.
Cafebabel: Viel Erfolg! Wir hoffen es gelingt mit dem Autogramm.
Autogrammjägerin: Danke schön!
Auch heute gab es wieder einen Babelinale Moment of the Day. Alles geschah nur kurz vor und kurz nach einem Filmscreening. Im Friedrichstadt-Palast wurde links vom Cafebabel-Team auf englisch gesprochen, rechts auf italienisch gelesen, vorne wurde auf deutsch diskutiert und hinten auf polnisch geplaudert. Und nach der Vorstellung ging es weiter: Es wurde schließlich auch auf französisch und spanisch über den Film geredet. Ganz klar: Cafebabel!