Berlin Jukebox: Baladino
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Die israelische Folkband "Baladino" lebt zwischen Ländern, Sprachen und Kulturen. Teils in Berlin, teils in Tel Aviv nutzen sie digitale Technologien, um ihre hybride und mitreißende Musik zu Ladino-Melodien und Weltmusikrhythmen zu produzieren. Cafébabel Berlin traf zwei der in Berlin lebenden Bandmitglieder.
Verschiedenste musikalische Einflüsse, ein Leben in Berlin und Tel Aviv, 25 Instrumente während eines Konzertes auf der Bühne: Es lässt sich erahnen, dass Baladino keine langweilige Mainstream-Band ist. Die Band, die 2012 gegründet wurde, möchte ihr eigenes Ding machen.
Cafébabel: Wie würdet ihr euren Stil beschreiben?
Yael Badash: Wir machen Folk. Unsere Musik ist von traditionellen Melodien beeinflusst – von Ladino (jüdisches Spanisch, Anm. d. Red.) Melodien zum Beispiel. Aber wir lassen uns auch von Musik auf der ganzen Welt inspirieren.
Cafébabel: Zum Beispiel?
Yael: In Berlin hat uns türkische Musik sehr beeinflusst, weil die hier eine große Rolle spielt. Wir haben sogar Unterrichtsstunden genommen. Außerdem kombinieren wir unseren Folk mit Elektronica.
"La kumida 'la manyana" aus dem neuen Album "Dos Amantes".
Cafébabel: Dann seid ihr in Berlin genau richtig. Was bedeutet die Hauptstadt für euch?
Thomas Moked: Meine Großeltern kommen aus Berlin. Und ich wollte immer an einem Ort leben, an dem du deine Wurzeln verstehen lernst. Denn du kannst deinen persönlichen Hintergrund nicht einfach erlernen. Du musst ihn leben.
Yael: Aber auch wenn du dich an einem Ort wiederfindest an dem du neu bist, dann hilft es die Kultur zu verstehen und zu leben. Und das wiederum hilft Musik zu verstehen.
Thomas: Außerdem hat Berlin diesen gewissen Rhythmus. Der dir hilft runter zu kommen. Ich war sehr überrascht, mitten am Tag draußen Leute lesen zu sehen. Hier kannst du arbeiten und leben.
Cafébabel: Aber eure Bandkollegen Yonnie Dror, Adam Ben Ezra und Yshai Afterman, leben in Tel Aviv. Wie funktioniert eure Zusammenarbeit?
Thomas: Wenn du in derselben Stadt lebst, ist es sehr viel schwieriger, weil du abgelenkt werden kannst. Seitdem wir beiden nicht mehr in Tel Aviv leben, machen wir wirklich gemeinsam Musik.
Yael: Wir fokussieren uns einfach sehr viel stärker auf unsere Arbeit.
Thomas: Einen großen Teil der Arbeit erledigen wir dabei über das Internet. Du kannst Skypeanrufe mitten in der Nacht erhalten und gemeinsam an Musik arbeiten. Und wenn wir dann soweit sind, treffen für uns für eine Woche und arbeiten zusammen am selben Ort. Diese eine Woche ist der Knaller. Es ist wie eine Fernbeziehung. Wenn du dich endlich siehst, dann willst du sofort alles zusammen machen.
Cafébabel: Und das ist bei Baladino der Fall?
Thomas: Ja! Unser Album haben wir zum Beispiel in eineinhalb Tagen aufgenommen. Das schaffst du nur, wenn du die Leute richtig gut kennst. Bei denen die Dynamik stimmt. Wir können auch mal auf der Bühne improvisieren. Je länger du mit einander arbeitest, desto besser wird es.
Cafébabel: Ihr seid gerade von einer sechswöchigen Tour aus den USA zurück. Was kommt jetzt?
Yael: Gerade haben wir unser neues Album in Israel veröffentlicht. Und danach starten wir ein neues Projekt. Im Sommer wollen wir unser nächstes Album hier in Berlin aufnehmen. Natürlich wird die Stadt den Stil des Albums beeinflussen. Und wir wollen hier auf jeden Fall auch ein Konzert geben.
Ebenfalls brandneu: "Quando el rey Nimrod".
Cafébabel Berlin schmeißt die Jukebox an
Keine Lust mehr auf die immer gleichen Tophits, Radioschleifen oder Spotify-Playlists? Ab April 2014 stellen wir euch in der Rubrik Jukebox junge Musiker, DJs und Live Acts aus Berlin vor, die noch Unerhörtes zu bieten haben. Mehr Tracks und Playlists gibt es auf Facebook und Twitter.