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Augenzeuge Israel: Gaza, Krieg und die Mauer der Verständnislosigkeit in Europa

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Default profile picture Hartmut Greiser

Gesellschaft

Von Jerusalem bis Sderot beklagen Israelis die pro-palästinensische Einstellung und bedenkliche antisemitische Aktionen in der europäischen Öffentlichkeit. Sie haben warnend darauf hingewiesen, dass der Dialog mit Hamas unmöglich sei.

In diesen Tagen können die (wenigen) Israelbesucher, die in Jerusalem die Klagemauer bewundern, auch die Schutzwand bestaunen, die Premierminister Ariel Sharon 2005 bauen ließ, um Selbstmordattentäter zu stoppen. Sie können auch eine andere Unterscheidung wahrnehmen, nämlich die zwischen der europäischen und der israelischen öffentlichen Meinung zur "Operation Bleiguss", einem militärischen Einsatz, der am 28. Dezember 2008 gestartet wurde, um das Abfeuern von Raketen aus dem Gazastreifen zu unterbinden.

©Francesca Barca

Sogar am Tag, nach dem der amtierende Premierminister Ehud Olmert [am 18. Januar, A. d. Red.] die einseitige Waffenruhe bekanntgegeben hatte, sprach The Independent von einer israelischen Invasion," beklagt sich ein Spitzenbeamter im Außenministerium. "Ich lese jeden Tag El País und kann nicht verstehen, warum darin behauptet wird, unsere Hauptstadt sei Tel Aviv, wenn jeder weiß, dass es Jerusalem ist [und das seit 1967, A. d. Red.]", kommentiert ein Aktivist der Me'eretz, der Außenlinks-Partei.

©Adriano Farano"Hamas? Die wollen keinen Dialog, die wollen Israel vernichten." Wo liegen die Wurzeln des Problems? Der kritische Höhepunkt war in Sderot, im südlichen Israel erreicht, das - zusammen mit Ashkelon, Beer Sheva und anderen israelischen Städten in der näheren Umgebung seit 2001 Ziel von 9000 Raketen war. Für die öffentliche Meinung war damit eine Grenze überschritten worden. 78% der Israelis befürworteten die Operation „Bleiguss“.

„Wenn Sie Israelis fragen würden, wo die Sonne morgens aufgeht, dann ist es zweifelhaft, ob sie denselben Prozentsatz erreichen würden“, witzelt Gidi Grinstein, ein Strategieexperte, der beim weithin bekannten Thinktank Reut-Institut den Vorsitz führt. Aber warum sollte man nicht mit der militanten islamischen Gruppe verhandeln, wie einige europäische Führer, darunter der ehemalige italienische Premier Massimo d'Alema, vorschlagen? „Sie sind Fanatiker, sie wollen den politischen Dialog nicht“, erläutert ein israelischer politischer Beobachter. „Ihr Ziel ist es, Israel von der Landkarte zu löschen. Einige unserer Gesprächspartner sind gemäßigte Fatah [die andere große politische Kraft in den palästinensischen Gebieten, A. d. Red.] wie der palästinensische Interimsführer Mahmoud Abbas, aber nicht alle. Hamas ist eine Bedrohung für die gesamte westliche Welt. Sie will mithilfe des Jihad ein absolutes Kalifat errichten. Es geht hier auch um einen Krieg gegen die Geldgeber der Hamas Syrien und Iran.“

©Adriano Farano

Antisemitismus - erhebt er sein Haupt auch in Europa?

„Es ist schrecklich jeden Abend mit der Gewissheit ins Bett zu gehen, dass man nachts mindestens dreimal aufstehen muss“, sagt Ariel, ein 26-Jähriger, der drei Jahre lang in Sderot studiert hat. Auf dem lokalen Polizeirevier erklärt man uns, dass sich die Raketenstarts seit 2005 verdreifacht hätten, als Premier Sharon den schmerzhaften Abzug aus dem Gaza-Streifen anordnete. „Was würden Sie sagen, wenn im Laufe weniger Jahre Tausende von Raketen auf Paris regneten?“ führt Ariel an. „Warum also reagiert Europa so? Nur der tschechische Präsident der EU (für die nächsten sechs Monate) sprach in den ersten Stunden des Militärschlages von einem „Verteidigungskrieg“ und verwies auf die fehlende offizielle Unterstützung der Mehrheit der europäischen Staaten für die Operation.

©Adriano FaranoAußerdem sorgten am 14. Januar Slogans auf einer antiisraelischen Demonstration in Amsterdam für einen Skandal: „Hamas, Hamas, Juden in die Gaskammer“. Ein paar Tage vorher hatte der Präsident einer kleinen Wirtschaftsvereinigung in Rom einen Boykott von Geschäften jüdischer Besitzer angeregt (die als die ältesten Einwohner der Ewigen Stadt betrachtet werden).

Wenn man sich in den angesagten Bars von Tel Aviv, von wo aus sich das fieberhafte Treiben über das magische Jerusalem bis in die Zielstadt Sderot ausbreitet, mit dem Publikum unterhält, dann wird spontan immer eine bestimmte Frage gestellt: warum brauchen die Israelis internationale Zustimmung, wenn ihre eigene Diplomatie arrogant und immun gegenüber Kritik erscheint? „Die Antwort ist einfach“, erklärt der Experte vom Reut-Institut, „Israel ist eine Insel in einem feindlichen Meer. Unsere Heimatländer sind Amerika, Europa und Asien. Folglich ist die internationale Legitimierung auf politischer und öffentlicher Ebene von besonderer Bedeutung für unsere Sicherheit und unser Wohlergehen.“ - „Und nicht nur das“, fügt Ariel hinzu, „im Hinblick auf die arabische Welt ist es wichtig, bei dieser Einstellung zu bleiben. Außerdem sagt hier jeder, dass die Geschichte gelehrt hat, dass Israel auf internationale Zustimmung angewiesen ist.“ Die Studenten der Politikwissenschaft verweisen darauf, dass dies eine Frage der Geschichte sei.

Was wäre, wenn Israel über die tiefgreifenden Änderungen hinsichtlich der Chance spräche - jetzt von einer großen öffentlichen Mehrheit und in der Folge auch von ihren Führern anerkannt - die ein palästinensischer Staat böte? Ariels Antwort: „Das haben wir schon. Aber während Amerika uns zuhört, stellt Europa sich taub. Es ist wie eine verfluchte Wand.“

Translated from Guerra di Gaza, tra Israele e Europa il muro dell’incomprensione