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Athens grüne Geheimratsecken

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Translation by:

Annika Schlüter

GesellschaftLifestyle

"Grün" ist sicher nicht die Farbe, die Athen am besten charakterisiert. Die „weiße Stadt“ hüllt sich bei der Dämmerung gleichzeitig in betongrau, rosa oder orange. Auch an blau war nicht zu denken, als ich über den Piräus-Hafen blickte. Doch Überraschung: Athen hat einige grüne Geheimratsecken. Genau wie beim Unkraut, das in Griechenland in Form von Oregano, Thymian oder Rosmarin zwischen Rissen und Pflastersteinen sprießt, muss man sich bücken und es einsammeln. Das erstaunliche Athener Panorama klärt uns zwischen Spaziergängen, Aussichtspunkten und Paradoxen über das Verhältnis der griechischen Bevölkerung zur Natur auf. Doch eine Frage bleibt trotzdem offen: Wie kultiviert man in Athen seinen Garten?

Fotos: ©Bénédicte Salzes

Dieser Artikel ist Teil der cafebabel.com-Reportagereihe Green Europe on the Ground 2010-2011.

Im elektrischen Nebel

Athen ist umgeben von Hügeln, unter anderem vom Stadtberg Lykabettus, einem der Lieblingsorte der Athener bei Tagesende. Mit seiner Höhe von 277 Metern erreicht man ihn gut zu Fuß. 15 Minuten Fußmarsch und dann ein feierabendliches Aufatmen.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Thanassis Skourlas

Laut dieses Journalisten des Webmagazins Econews werden sich die Dinge nicht mithilfe der Politik ändern. Thanassis Skourlas gibt zu, dass Grün wählen hier in Athen keinen Sinn mache. Die Erziehung von Jugendlichen und die Öffentlichkeitsarbeit der Medien seien ein erster Schritt.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Grüne Nischen

Beim Abstieg von der Akropolis sind die kerzengeraden Straßen des Plaka-Viertels idyllische Nischen, bevor man im Zentrum landet.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Oregano

In bestimmten Athener Straßen ist Oregano immer in Reichweite.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Michaël, mobiler Früchte- und Gemüsehändler

Er deckt sich auf den zentralen Märkten Athens mit Obst und Gemüse ein. Laut Michaël sei der Bio-Hype fehl am Platz. Er geht sogar soweit zu sagen, dass es ohne Düngemittel und Pestizide keine schönen Tomaten oder Pfirsiche gäbe.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Fastfood-Griechenland

Zwischen 2 Fastfood-Restaurants bieten einige Läden und Händler lokale Qualitätsprodukte an. Cornflakes, Körner und Öl sind in der mediterranen Küche Standard, werden in Athen jedoch zunehmend von Schnellimbiss-Produkten verdrängt.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Maria Plasé oder ein kleiner Lebensmittelladen in Plaka

Hinter der kleinen Theke betreibt Marias Mann einen Stand mit lokalen Fleischsorten, während seine Frau den Rest des Ladens schmeißt. In den Regalen stehen sowohl lokale Produkte (Olivenöl, Nudeln, Aromastoffe) als auch industrielle Produkte, die den alltäglichen Athener Nahrungsmarkt erobern.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Reise bis ans Ende der Hölle

Obwohl Athen nicht weit vom Meer entfernt liegt, scheint der Strand ein unerreichbarer Luxus. Die Straßenbahn hält an einem Parkplatz: Hier sind unerträgliche 40°C. Auf der Suche nach ein wenig Frische ist der einzige Zugang zum Meer ein Ticket für die vielen Bars und Clubs, die an den Strand grenzen. Zwischen Technorhythmen und Unmengen an Cocktails stolzieren Wasserstoffblondinen in ihrem Monokini umher. Junge Männer liegen auf der Lauer. Endstation: der Hafen von Piräus.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Strände aus Beton

Die Strände der Attika sind nichts weiter als ein Paradox aus Beton inmitten des herrschaftlichen Blau. Zudem sind sie gerammelt voll und meist kostenpflichtig. Das Faulenzen in der Sonne geht in Athen mit Massenkonsum und einem unvernünftigen Tourismus einher.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Pause

Eine Bedienung des Restaurants „Avocado“ in der Nähe des Parlamentsplatzes. In relaxter Stimmung ist dies der ideale Ort für eine gesunde Mittagspause oder einen einfachen Kaffee.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Griechiches Grün

Im Restaurant „Avocado“ wird 'bio' groß geschrieben. Für diese Art Kleinbetrieb, den es bereits seit 10 Jahren gibt, ist der biologische Anbau eine wahre Alternative zum Massenkonsum. „Bio“ ist in und öffnet sich auch anderen Märkten, wie zum Beispiel der Kosmetik. In Athen bieten bereits mehrere Geschäfte die Schönheitsprodukte, die exklusiv aus griechischen Qualitätsprodukten hergestellt und europaweit vertrieben werden.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Sofia, Biologielehrerin

Sofia ist Biologielehrerin in der gymnasialen Oberstufe im Norden Griechenlands. Der Beginn des neuen Schuljahres ist die Gelegenheit, um die Schüler zu Fuß mit in die Natur zu nehmen und die Flora und Fauna per Mikroskop unter die Lupe zu nehmen. Für die meisten Schüler ist dies der erste Kontakt mit der Natur. Für Sofia beginnt die Sensibilisierung ihrer Schüler bei der Aufklärung über Mülltrennung, doch habe Griechenland noch einen langen Weg vor sich.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Weit weg von der Agora

Der Aufstieg zur Akropolis und dann zum Filopapou-Hügel ist ein Spaziergang, um die Seele in der Natur baumeln zu lassen.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Athen, die Betonstadt

Die zwei Flüsse, die einst die attische Ebene überquerten, wurden zu Gunsten schneller und unorganisierter Konstruktionen trocken gelegt. Noch heute ist der Boden versiegelt. Trotzdem ist Vassilis Zotos, Architekt und Stadtplaner, der bei der Anlage der Themseufer in London mitgewirkt hat, der Meinung, dass es reiche, die Ufer des Kiffisos -Flusses neu anzulegen, um ihn zu neuem Leben zu erwecken.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Hatto Fischer

Gemäß des Lehrers Hatto Fischer, deutscher Schriftsteller und Poet, der seit Jahren in Athen lebt, erhellt uns die griechische Philosophie über die Tatsache, dass die Natur als Reflexionsraum genauso gut ein Risiko für den Menschen darstellen kann. In diesem Sinne sei ein Betonhaus mehr wert als ein Haus aus Natursteinen. Als Leiter des Vereins Poiein Kai Prattein organisiert er Seminare und Workshops, bei denen er Künstler, Wissenschaftler und die Öffentlichkeit mit dem Ziel der Kreation, Reflexion und der Suche nach neuen Umweltperspektiven zusammenführt.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Athen, eine farbenfrohe Zukunft?

Der Aufstieg zur Akropolis ist gleichzeitig eine Begegnung mit der Vergangenheit und eine Aussicht auf die Gegenwart. Bei Einbruch der Dämmerung taucht die Stadt in tausend Farben und lässt vermuten, dass die vielen kleinen Initiativen und Geheimratsecken aus Athen eines Tages eine Stadt in Einklang mit der Umwelt machen werden.

Foto: ©Bénédicte Salzes

Translated from Écologie: le paradoxe d'Athènes